Frankfurt: TESEO /Händel Premiere 30.5.2013
Jenny Carlstedt, Juanita Lascarro. Foto: Barbara Aumüller
In ihrer Serie von Barockopern setzt die Oper Frankfurt jetzt eine weitere hinzu, ‚Teseo‘ (Theseus) von G.F. Händel, gespielt wieder im Bockenheimer Depot, das aber jetzt von der Stadt Frankfurt requiriert werden soll, um es an sog. Freie Gruppen zu vermieten. Das wäre natürlich ein Rückschlag für die Benutzung des ehemaligen Straßenbahndepots seitens der Oper, die hier eine Reihe sehr erfolgreicher und gut besuchter Produktionen herausgebracht hat. Es wäre wünschenswert, dass sich Oper und Stadt über eine weitere Nutzung des Gründerzeitgebäudes (auch) seitens der Oper einigen könnten. Es ist zu einer wichtigen Spielstätte geworden.
Zur Oper: Teseo ist am Hof König des Ägeus in Athen als Kriegsherr tätig und liebt Agilea, die aber auch von seinem Vater Ägeus begehrt wird. Die ebenfalls am Hof präsente Medea wil die Verbindung mit Agilea verhindern und verzaubert sie, so dass sie Teseo zeitweise verleugnet. Da dieser aber an seiner Liebe konstant festhält, hat sie schließlich keine Macht mehr über Agilea. Medea stachelt nun Ägeus an, den Nebenbuhler mittels Gift aus dem Weg zu räumen. An Teseos Schwert erkennt Ägeus aber, dass er sein eigener Sohn ist und schlägt ihm den Giftbecher aus der Hand. Auch die in die Liebesverwirrungen involvierten Clizia und Arcane werden daraufhin getraut. Medea wird von Göttin Athene an der Zerstörung des Königspalastes aus Rache gehindert.
Die Oper wurde von Händel mit großem Erfolg am Londoner Haymarket uraufgeführt.
Felice Venanzoni dirigiert ‚Teseo‘ mit sanftem bis energischem Zugriff. Es ergibt sich ein schön austariertes Klangbild, das von den nicht zu vibratoarmen Streichern dominiert wird. Bei den Rezitativen ist ein 2. Cembalo im Einsatz, das von Venanzoni selber gespielt wird.
Für die Inszenierung hat sich Karoly Risz/Bühnenbild zu Beginn einen quer verlaufenden Bühnengang erdacht, auf dem links ein Haufen aus Gliedern von Schaufensterpuppen liegt, die für den Krieg stehen, den Athen führt. Agilea und Clizia tauschen sich über ihre jeweiligen Lieben aus. Arcane ist über Clizia, die sich auch Hoffnung auf Teseo macht, entrüstet. Der König gibt seinem Anspruch auf Agilea Ausdruck. Diese 3 Figuren agieren in schicken grauen Business-Anzügen (Susanne Uhl). Medea bricht dagegen mit der Axt durch die Wand und ist mit großer blauer Robe bekleidet. Später wird Teseo, erst unbeteiligte Zuschauerin, zum Krieger umgestilt mit Jeans, Turnschuhen und einem ‚Brusthaar‘-T-Shirt, die langen Haare gegeelt. Dann öffnet sich die Bühnenwand und lässt im Hintergrund dunkel den Hades erahnen, wo Agilea von Medea verzaubert wird. Auch die folgenden Szenen sind von Tilman Köhler akkurat und mit ironischem Blickwinkel inszeniert. Nach der verhinderten Vergiftung aus der PET-Flasche besprengt Medea das krude Ambiente aus einem Benzinkanister, es gelingt ihr aber nicht, ein Streichholz anzuzünden, was Teseo für sie erledigt, so dass zur etwas ausgelasseneren Musik ein Feuerchen die intrigant ausufernde Handlung beschließt.
Bei den Countertenören erklingt in Matthias Rexroth/Arcane die metallischere Ausgabe, er singt die Rolle fast trompetenhaft. Als Clizia läßt Anna Ryberg ebenfalls schöne Töne vernehmen. Der Egeo des William Towers überrascht mit weichen Countertönen und gibt gleichzeitig eine Karrikatur von einem Athener König, der mit unentschiedener Tappigkeit zum Lachen reizt. Die Medea wird von Gaelle Arquez ganz hoheitsvoll inkarniert, aber mit Beil-bewehrter Mächtigkeit gleichzeitig persifliert. Sie singt einen kräftigen, klang-und obertonreichen Mezzosopran. Die Agilea Juanita Lascarro kann erst einmal durch ihr graziöses Spiel einnehmen,den Händelschen Koloraturen ist sie gut gewachsen und erfreut mit eigengefärbt leicht gutturalem Timbre. Der Mezzo der Jenny Carlstedt als Teseo hat etwas stimmlich gepflegtes Seidiges, kann aber auch auftrumpfen, wenn sie mit heroischer Gebärde etwa das Bein einer Schaufensterpuppe schwingt.
Friedeon Rosén