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FRANKFURT/ Bockenheimer Depot: DER GOLDENE DRACHE

05.07.2014 | KRITIKEN, Oper

Frankfurt: Der goldene Drache/P.Eötvös  4.7.2014

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Hedwig Fassbender, Simon Bode. Copyright: Oper Frankfurt/ Monika Rittershaus

 Die Bühne im Bockenheimer Depot wirkt trashig und ist nach hinten durch einen aus Kleiderfetzen zusammengesetzten Drachen begrenzt (Bb.: Hermann Feuchter). Sie soll das Innere eines asiatischen Schnellrestaurants darstellen, ohne eigenen Küche-, Verkaufs- und Gastraum. Diese Podium ist voller Chaotik, da überall buntes trashiges Zeug herumliegt. 5 Asiaten bevölkern das ‚Interieur‘, eine junge und eine ältere Frau, ein junger und ein älterer Mann und ein weiterer Mann, die als Patchwork-Familie, zu der noch ein kleiner Chinese dazukommt, das Restaurant betreiben. Der Kleine sucht seine Schwester und leidet permanent an Zahnschmerzen. Es ergeben sich mit diesem Personal rührendste und unglaublichst absurde Geschichten, erdacht von dem Schauspiel-Autor Roland Schimmelpfennig, der mit dem Goldenen Drachen einen Theatercoup landete. In dem Musiktheater von Peter Eötvös kommt zum Vorschein, dass es durch die Musik fast noch gewinnen kann, da sie für kleines Ensemble (modern) komponiert ist und somit auch alle Handlungen durch beste Textverständlichkeit im Gesang sehr plausibel erscheinen. Die 21 pausenlosen Szenen zerfallen kompositorisch in zwei Teile. 1-19 ist eher lautmalerisch, wo besonders das Zirpen der Grille und das Knarzen der Ameise eine wichtige Rolle spielt mit vielfältigen Percussionsapparat. Ein weiteres Merkmal ist der von kurzem Sprachduktus bestimmte Gesang.

Szene 20 und 21 sind dagegen Reflexionen: „Heimreise“, in der der tote Chinese als Frauensopran quasi eine Arie singt und in 21, wo sich eine Stewardess, Bariton, auf der Brücke von dem gezogenen Zahn des Chinesenjungen trennt.

Die musikalische Ausführung ist auf höchstem Niveau. Hartmut Keil leitet das Ensemble Modern präzise und kreiert eine spannende Aufführung zusammen mit den Sängern auf der Bühne.

 Elisabeth Stöpplers Regie zeichnet sich zuvorderst durch die Idee der Aufspaltung aller Personenn in verschiedene vielfältige Personen und Charaktere aus. Die schnellen Kostümwechsel  (Kost.: Nicole Pleuler) tragen natürlich zu einem flotten Spiel bei.

Holger Falk singt mit seinem smarten, gut durchgestilten Bariton den Mann, den Asiaten, die blonde Stewardess und den chinesischen Onkel.

Hans-Jürgen Lazar macht sich mit traumhaft unendlich scheinenden Tenorreserven und in jeder ‚Spiellage‘ an den Mann über 60, alten Asiaten, die dunkelbraune Stewardess, den chinesischen Vater. Simon Bode gibt mit ebenso prachtvollem jugendlichem Tenor den Jungen Mann, jungen Asiaten, eine Kellnerin, die Grille, chinesische Tante etc. Die Frau über 60 wird von Hedwig Fassbender mit schön fließendem voluminösem Mezzo gegeben. Auch sie ist mit der alten Köchin, Enkeltochter, Ameise und chinesischer Mutter vielfach involviert. Die Regieassistentin Corinna Tetzel spielt die junge Frau und den Kleinen, und gesungen wird die Doppelrolle von Sarah Maria Sun, die in kürzester Zeit für die erkrankte Kateryna Kasper in die intrikat schwierige Rolle eingesprungen ist, und bewältigt sie mit hellem klangreinem sowie markantem Sopranmaterial.

 Friedeon Rosén

 

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