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FRANKFURT: ANGELA GHEORGHIU & STEPHEN COSTELLO

16.10.2013 | KRITIKEN, Oper

Frankfurt: „ANGELA GHEORGHIU“ 15.10.2013

Die wohl schillerndste Interpretin der internationalen Opernszene gab sich die Ehre und hielt in der Alten Oper Hof, majestätisch schritt sie daher, umgeben der persönlichen Glamour-Aura, fortwährend winkend wie die Queen vom Balkon, dass es im Auditorium schon langsam peinlich wirkte. Angela Gheorghiu inszenierte sich selbst und deklarierte  den begleitenden Tenor sowie den Dirigenten zu Randfiguren.

Zur diesjährigen Tournee in deutschen Landen hatte die Dame 3 Tenöre, 2 Dirigenten und 2 Orchester im Gepäck, die Wahl des tenoralen Rohdiamants zum Geschmeide der Diva fiel auf den jungen Amerikaner Stephen Costello.
Doch nun Spaß beiseite und zum Ernst der Dinge: nach kurzer Ansprache „ihr rumänischer Lehrer  sei anwesend“, eröffnete die Dame noch leicht verhalten das Konzert mit Ombra mai fu  aus „Serso“ (Händel), spürbar engagierter folgte O nume tutelar aus „La Vestale“ (Spontini) und offenbarte das schöne Timbre der Sopranistin in bester Manier. In ausbalancierter Phrasierung hörte man die letzte Solo-Arie des offiziellen Programms Elisabettas  Tu che le vanita aus „Don Carlo“ (Verdi) dramaturgisch klug differenziert, doch waren die angestrengt wirkenden Höhenaufschwünge nicht zu überhören. Angesichts der nachrückenden, gegenwärtigen Soprangenerationen haftete den  Darbietungen ein matter Schimmer der Patina an.

Zu den Duetten erwies sich der aufstrebende Tenor Stephen Costello als kongenialer Partner und ließ eine gesunde, frische Stimme vernehmen, verlieh Parigi, o cara aus „La Traviata“ die feinfühlige Sensibilität, komödiantische Züge Caro Elisir   aus „L´Elisir d´amore“ (Donizetti) und belkantesken Schönklang in O soave Fanciulla dem Finalduett des ersten Aktes „La Boheme“ (Puccini). Lyrisch, hingebungsvoll beschlossen beide Künstler ihre Duette mit Suzel, buon di aus „L´Amigo Fritz“ (Mascagni). Mit Emphase, weichem Timbre, jugendlichem Drang und prächtiger Höhenentfaltung, jedoch noch fehlendem Schmelz erklangen als Solobeiträge Costellos mit Rudolfos Che gelida manina sowie ausgezeichnet Salut, demeure chaste et pure des Faust (Gounod).

Begleitet wurden die Vokalisten vom Orchester Neue Philharmonie Westfalen unter der Stabführung von Heiko Mathias Förster. Vermutlich mangels genügender Proben wirkten die Musiker klanglich nicht sehr präsent, manches ging an Emphase und Farbenspiel während der Arien verloren, die Tempi wirkten bei den Verdi – Ouvertüren  „Oberto“ und „Giovanna d´Arco“, der „Otello-Ballettmusik“ sowie der „Farandole“ (Bizet) überhastet und instrumentale Trübungen waren unüberhörbar.

  Für die herzliche Zustimmung des Publikums bedankten sich die Künstler äußerst spendabel: ausdrucksstark, tenoral glanzvoll mit Federicos Lamento aus „L´Arlesiana“ (Cilea), anrührend das Ave Maria der Desdemona des Verdi-Otello, schlicht und hingebungsvoll Guten Abend, gute Nacht sowie ein Rumänisches Lied a cappella und dem unvermeidlichen Dacapo-Renner O mio babbino caro Laurettas , schließlich verabschiedeten sich die beiden Gefeierten mit „Granada“ (Lara).

Gerhard Hoffmann

 

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