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FRANKFURT/ Alte Oper: L’AMICO FRITZ von Pietro Mascagni -konzertant

14.03.2012 | KRITIKEN, Oper
FRANKFURT: L’AMICO FRITZ von Pietro Mascagni –  konzertant am 13.3.2012
Sozusagen im Schlepptau von ‚Adriana Lecouvreur‘ wurde jetzt Pietro Mascagnis Oper L’amico Fritz‘ an der Alten Oper Frankfurt konzertant
aufgeführt. An selbigem historischen Ort fand übrigens die  deutsche Erstaufführung dieser ‚Comedia lirica‘ mit großem Erfolg  statt.Mascagni hat den ‚Amico‘ sozusagen bewußt als Satyrstück nach der blutrünstig dramatischen ‚Cavalleria‘ konzipiert  Die wegen  des berühmten ‚Kirschenduetts‘ heute noch bekannte aber selten gespielte Oper wurde trotz der etwas trivialen im Elsaß spielenden Handlung von Mascagni immer verteidigt, der sein Herzblut in die wirklich spannend abwechslungsreiche Musik hat einfließen lassen. Für die  Frankfurter Aufführungen standen erste Kräfte zur Verfügung.

Carlo Montanaro,  der bei Cileas Adriana Lecouvreur überzeugt hatte, übernahm das  Dirigat und konnte das Orchester auch für diese Musik überzeugen und es mit großem Gusto aufspielen lassen. Natürlich ist es bei  einer konzertanten Aufführung schwieriger, aber ein Bogen über die
hier disparat erscheinenden musikalischen Teile wurde doch zu  spinnen versucht:  Ländlich verspielte idyllischen Episoden, die  balladenhaft erschütternde biblische Erzählung der Rebecca am Brunnen sowie fast an Tristan-Musik gemahnende Liebes-Raserei. Hier könnte man auch
einen Schwachpunkt der Oper aufspüren: Die Liebe zwischen dem  Grundbesitzer Fritz und der Pächterstochter Suzel stellen sich ja fast gar  keine
Hindernisse in den Weg, nur dass Fritz ein eingefleischter  Junggeselle ist. Ein Chor wird auch sparsam als ländlicher Background-Sound eingesetzt, so hat das Ganze schon etwas Potpourrihaftes.

Aber die schönen Melodien überzeugen, in den Arien und im  Kirschenduett. Die kurze Rolle der Caterina übernimmt luxusbesetzt Katharina Magiera. Auch nur zu kurzen Einwürfen kommt es bei den Freunden Federico  und Henezò, Francisco Brito und Vuyani Mlinde. Mit großer Autorität  und stimmlichem Baritonprunk meistert Simpaticone Zeljko Lucic die  Rolle des Rabbiners Davide. Der notorische Eheanbahner legt sich für  dieses Traumpaar besonders ins Zeug. Bemerkenswert auch, dass der  weltweit gefragte Lucic die Rolle für Frankfurt neu studiert hat.

Die Hosenrolle des Zigeuners Beppo, für die Mascagni auch ein  längeres bemerkenswertes Geigensolo komponiert hat, übernimmt Tanja  Ariane
Baumgartner mit ihrem schön tragendem, subtilen Mezzo. Suzel ist  mit der jungen Italienerin Grazia Doronzio besetzt und macht es  ganz allerliebst mit einem schon prima focussiertem, frisch  timbriert keckem Sopran.

Der helle.  auch lyrisch getragene Tenor Joseph  Callejas passt  gut zu dem zögerndem, dann in ‚mittelschwere‘ Liebesnöte verfallenden Fritz Kobus. Er besitzt ein wirklich edles,  auch kraftvolles Organ, das er nun auch soweit im Zaum hat, dass  ein unruhiges Vibrotoflackern völlig minimiert  erscheint.

Friedeon Rosén

 

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