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FRANKFURT / Alte Oper: KONZERT WIENER PHILHARMONIKER

Frankfurt: „WIENER PHILHARMONIKER“ am  17.09.2013

 Ein Programm der Extreme servierten die Wiener Philharmoniker unter der Stabführung von Altmeister Lorin Maazel beim Gastspiel in der Alten Oper. Zu Beginn im wahrsten Sinn des Wortes ein Paukenschlag, dem erst 2009 uraufgeführten „Konzert für Schlagzeug und Orchester“ von Friedrich Cerha einem Werk bedrohlicher, düsterer Klänge, unterbrochen von Tongebungen lyrischer Art. Im ständigen Wechsel tonaler Melodik, expressiven Klangeruptionen in Zwölftontechnik vollbrachte der Solist Martin Grubinger akrobatische Darbietungen eines Hochleistungssportlers. Im ständigen Wechsel der Instrumente: Trommeln, Pauken, Xylofone, chinesischen Hängebecken, Vibrafone, Gongs, Röhrenglocken, Klangschalen und jeder Menge Holzblöcke war der junge Mann 32 Minuten angespannt in ständiger Bewegung. Diese Klangorgie dunkler, mystischer Gewalten und kaum vernehmbaren Lyrismen begleiteten die Philharmoniker unter der fachkundigen Führung von Maestro Maazel in bemerkenswerter Akkuratesse und stellten sich in souveräner Weise dieser ungewöhnlichen Herausforderung. Bravos und langanhaltenden Beifall quittierte der sympathische Trommler mit einem Solo-Feuerwerk auf kleinem Schlagzeug und verwandelte den ehrwürdigen Saal in einen Hexenkessel der Begeisterung.

Nach der Pause erklang die „Symphonie Nr. 5“ von Dmitri Schostakowitsch und hinterließ dem Zuhörer in einem Wechselbad akustischer Wahrnehmungen der besonderen Art. Gebannt lauschte man der Brillanz und Perfektion dieses Weltklasse-Orchesters und nur schwerlich lassen sich die gehörten Eindrücke zu Papier bringen. Beeindruckend die immense Intensität dieses Instrumentariums im Spiel der tonalen Kombinationen von Harmonik, Melodik im programmatischen Gesamtplan. Musikalisch stets verpflichtet den variierten, russischen Volksweisen, der Disharmonie und der illustrativen Rhythmik dieser anspruchsvollen Partitur. Maazel hält die Fülle der Stimmungen des Moderato scheinbar bewusst heroisch, majestätisch geradezu in pathischer Klangsprache. Fügt dem Allegretto jene lebenserfüllten, fröhlichen Elemente zu, trieb mir beim Largo unwillkürlich die Tränen in die Augen bei diesem von Schwermut und hymnischer Größe gezeichneten Satz, mit den erregend, sich steigernden Streichersegmenten der Violinen, Bratschen und Celliformationen. Grandios und exzellent musizierten die Wiener Gäste in Präzision den überdimensionierten Überschwang des finalen Allegro non troppo und bescherten dem Hörer unbeschreibliche Glücksgefühle. In Anbetracht dieses ungewöhnlichen Erlebens erhalten die Worte des Komponisten „Echte Musik spiegelt immer den Inhalt des Lebens, der in der Seele des Menschen umgewandelt wurde, die Welt der Gefühle, Stimmungen, Leidenschaften, Gedanken und Ideen wider“ eine besondere Bedeutung. Die große Begeisterung des Publikums wurde mit dem prächtig musizierten „Furiant“ (Smetana) belohnt.

Gerhard Hoffmann

 

 

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