26.08.2015 Frankfurt: Olga Peretyatko mit dem hr-Sinfonieorchester
Im vergangenen Jahr gab Andrés Orozco-Estrada als neuer Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters mit einem Open Air Konzert seinen fulminanten Einstand beim Frankfurter Publikum.
In diesem Jahr gab es eine Neuauflage im Schatten der neuen Europäischen Zentralbank. Trotz einer Kapazität von 12.000 Besuchern, mussten bereits mehr als eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn alle Eingänge geschlossen werden, da die Obergrenze erreicht war. Die Polizei schätzte, dass auf und um das Veranstaltungsgelände herum insgesamt 20.000 Personen an dem Ereignis teilhaben wollten.
Olga Peretyatko. Foto: Marc Rohde
Nach einem Auftritt der hr-Bigband (Leitung: Jim McNeely) mit der Sängerin China Moses nahm das Radiosinfonieorchester ab 20:30 Uhr die Bühne ein und legte mit Glinkas schwungvoll gespielter Ouvertüre zu Ruslan und Ludmila die Marschrichtung des Abends fest. Populär sollte es werden und nach Russland sollte es gehen. Dies lag nicht zuletzt an der aus. St. Petersburg stammenden Sopranistin Olga Peretyatko, die eigens für diesen Abend eingeflogen wurde.
Die Sängerin begann mit der Arie „Wehmutsvoll, Väterchen, ist mein Sinn“ aus derselben Oper und vermochte das Publikum sogleich in ihren Bann zu ziehen. Einen kleinen Ausflug ins französische Fach unternahm Peretyatko mit „Je veux vivre“ aus Gounods Roméo et Juliette. Mit kapriziösen Koloraturen begeisterte die St. Petersburgerin das dankbare Publikum. Ein großes Lob gilt den Tontechnikern, die sowohl das groß besetzte Orchester als auch den lupenrein geführten Sopran der Sängerin in einem erstaunlich natürlichen Klangbild erstrahlen ließen. Umso unwirklicher erschienen dabei die im Minutentakt im Landeanflug passierenden Flugzeuge, die nur ganz selten zu hören waren.
Sogleich orientierten sich die Musiker wieder gen Osten und warteten mit der sehnsuchtsvollen wie opulenten Romeo und Julia Ouvertüre von Tschaikowski auf. Eine Formation dramaturgisch besonders talentierter Gänse nutzte den leisesten Teil dieser Komposition für ihren schnatternden Überflug über das Areal und hatte die Lacher auf ihrer Seite.
Olga Peretyatko zog mit Aljabjews Volkslied „Die Nachtigall“ sogleich wieder die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Als Schlusspunkt des offiziellen Programmteils gab sich das hr-Sinfonieorchester mit Strawinskis Feuervogel-Suite die Ehre.
Die begeisterten Zuschauer erklatschten sich Offenbachs Puppenarie, in der die Russin auch ihr hervorragendes schauspielerisches Talent präsentieren konnte, und Bernsteins Candide Ouvertüre als Zugaben. Da Orozco-Estrada „Je veux vivre“ etwas abrupt beendet hatte, nutzten Olga Peretyatko und er die hervorragende Stimmung, um diese Arie nochmals und fehlerfrei als dritte Encore präsentieren zu können. Tausende freuen sich schon heute auf ein hoffentlich stattfindendes Open-Air 2016.
Marc Rohde