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FRANKFURT/ Alte Oper: GEWANDHAUSORCHESTER LEIPZIG/ RICCARDO CHAILLY

Frankfurt: „GEWANDHAUS ORCHESTER Leipzig/ RICCARDO CHAILLY“ 10.03. 2014

 In der Alten Oper einem der renommiertesten Konzerthäuser Europas geben sich alljährlich Orchester und Solisten von Weltklasse die Ehre,  heute war das Gewandhaus Orchester Leipzig unter seinem langjährigen Chefdirigenten Riccardo Chailly zu Gast. Relativ kurz aber sehr gehaltvoll und heftig das Programm die „Symphonie Nr. 7“ von Gustav Mahler.

 In gewissem Sinne kann man die Siebente als die optimistische Fortsetzung der pessimistischen Grundstimmung der Sechsten bezeichnen, quasi als Übergang in eine leuchtende Farbenwelt aus den trüben Hell-Dunkel-Kontrasten in der Moll-Dur-Umkehrung.

Ein langes Adagio mit dem Tenorhorn leitet das Allegro con fuoco ein, es entspinnt sich ein gleichbleibender Marschrhythmus der Streicher und Holzbläser, welcher zum energischen Unterbau des Hauptthemas wird. Im sanglichen Überschwang meldet sich das zweite Thema zu Wort, beide Themen vereinen sich im Geleit des hymnischen Dur-Ausklangs, dabei verordnete Chailly den staunenswert akurat postierten Blechsegmenten eine eruptive, scharfe Züge. Inspiriert von Rembrandts Nachtwache komponierte Mahler das Stimmungsbild des Allegro moderato  schildert darin den Aufmarsch schemenhafter Gestalten im Kolorit greller Farblichter  zu den Klängen eines leisen Marsches, der herrlich aufspielenden Streicher in konträrer Paarung mit den Bläsersegmenten, setzt sich „bildlich“ ein Geisterzug in Bewegung. Man nimmt förmlich im Geiste, bedingt durch die akustischen Wahrnehmungen, das Locken, Hasten, Huschen der Nachtgelichter wahr. Das Orchester steigert sich zum sternübersäten Himmelsdom und verklingt allmählich in nebelhaftem Luftgebilde. Im unwirklichen Charakter der Farbkontraste erscheint ebenso das Scherzo im melancholischen,  grotesk anmuten Totentanz. Was der Untertitel Andante amoroso verheißt geht in Erfüllung.  Im Serenadencharakter vernimmt man ein instrumental apartes, sehnsuchtsvolles Ständchen von grotesken Mandolinenklängen  unterstrichen. Unter Maestro Chaillys Stabführung erlebte man mit dem ungemein präzise, herrlich musizierenden Instrumentarium einen orchestralen Wohlklang der besonderen Art: traumhaft aufspielende Streicher, perfekt auf dieses berückende Timbre abgestimmte Bläser, deren Holzabteilung stets warm aufblühend erschien und der akurat, grandios auftrumpfenden Blechsektionen. Den finalen Ausklang im Rondo Finale gestaltete Chailly ganz im Sinne des Komponisten: hell freudig gestimmt, wie in strahlendem Sonnenlicht, die Schattenbilder der Nacht scheinen verschwunden. In bunter Fülle eröffnen sich in Rondo-Art Themen von graziöser, unmerklich lärmender Fröhlichkeit. In orchestraler Brachialgewalt, leisem Abschwillen und wiederum unglaublicher Entfesselung endet diese Symphonie in der fünften Satzbezeichnung Tempo II, Allegro moderato ma energico. Über diese Strecken vollkommener Lebensbejahung gab man sich der vom grandiosen Gewandhaus-Orchester vermittelten Harmonie hin und genoss  bedingungslos diese Vokalkultur. Geballte Ovationen für die Leipziger Gäste.

Gerhard Hoffmann

 

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