Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

FRANKFURT/ Alte Oper: BEHZOD ABDURAIMOV – ein Klavier-Recital der Sonderklasse

Frankfurt / Alte Oper: „BEHZOD ABDURAIMOV“ – 28.02.2022

Klavier-Recital der Sonderklasse

behzod abduraimov copyright festspielhaus
Foto: Festspielhaus

Der usbekische junge Pianist Behzod Abduraimov gastierte am Rosenmontag mit einem aufsehenerregenden Klavierabend im Mozart–Saal der Alten Oper. Erstmals begegnete mir das noch blutjunge Talent mit Rachmaninows 3. Klavierkonzert in Baden-Baden als Einspringer für Daniil Trifonov und versetzte das damals ausverkaufte Festspielhaus in rauschartige Euphorie und ließ das Publikum vor Begeisterung toben. Nun sind zehn Jahre vergangen, Abduraimov begegnete mir inzwischen während diversen großartigen Konzert-Interpretationen und Recitals.

Sein Solo-Programm eröffnete der hervorragende Pianist mit „Bénédiction de Dieu dans la Solitude“ von Franz Liszt. In funkelnder Klangschönheit malte der pianistische Hexenmeister die unerschöpfliche melodische Farbpalette des ungarischen Komponisten in kristallklarer, brillanter, fein abgestufter Anschlagstechnik, erfüllt von instrumentaler Opulenz.

Lupenrein, bravourös, vortrefflich differenziert in prächtiger Ausformung des barocken Ideals präsentierte Abduraimov die traumhaft anmutenden Triller der „Corelli-Variationen“ von Sergej Rachmaninow. In souveräner Einbindung von rhetorischen Bögen, welche die Attraktivität und den Charme dieser keineswegs leichten Komposition wesentlich mitbestimmten, rückte der einfühlsame geniale Solist mit Noblesse ins rechte Bild.

Florence Price die erste afroamerikanische Komponistin, Pianistin etc. erblickte am 09. Juli 1897 als Florence Beatrice Smith in Little Rock/Arkansas das Licht der Welt und begann bereits als 14jährige eine kompositorische Karriere und verstarb 1953. Inzwischen wird die fast vergessene Künstlerin auch in unseren Breiten erfolgreich wiederentdeckt. Aus ihren umfangreichen Kompositionen stellte nun Behzod Abduraimov die „Fantasie Négro für Klavier Nr. 1“ in den Focus der heutigen interessanten Programmgestaltung. Ein eloquent virtuoses Musikstück angelehnt an das Spiritual Sinner, please don´t let this harvest pass

welches der Solist auf unvergleichliche Art interpretierte und sich dabei in einen explosiven finalen Taumel steigerte.

Zum krönenden Abschluss erklangen die „Bilder einer Ausstellung“ welches Modest Mussorgsky in seiner Originalität für Klavier komponierte, jedoch heutzutage mehr oder weniger in der orchestralen Bearbeitung aufgeführt wird, sodass man von zwei Werken sprechen kann. Wer jedoch den „echten“ Mussorgsky sucht, bevorzugt die ursprüngliche Klavier-Instrumentation. Der Komponist ließ sich beim Betrachten von Zeichnungen des Malers Viktor Hartmann zu diesem episodischen Werk inspirieren, welches er in zehn Abschnitte gliederte und den Hörer gleich in einer Galerie akustisch von Bild zu Bild wandeln läßt.

In konstruktiver Tastensprache modellierte Abduraimov  hohe Töne in partikulare Intervalle gab den Episoden Gnomus – Tuillerien – Küken in den Eierschalen – Samuel Goldenberg und Schmuyle – Der Marktplatz von Limoges den bitterbösen ironischen Touch, die feinsinnige Delikatesse eines Perpetuum mobile in prächtig brillanter Tastatur. Einem Feuerwerk gleich erklangen die Couleur-Akkorde in düster schauriger, faszinierender Rhythmik der wilde Hexenritt der Baba Yaga – Die Katakomben – Bydlo und schließlich in majestätischer Erhabenheit, gebündelter Instrumentation und klangvoller Faszination das finale Große Tor von Kiew. Unglaublich mit welch pianistischer Intensität der begnadete Pianist die einkehrenden Heerscharen im Glockengeläut sukkulent offerierte.

Ein Bravosturm brandete dem sympathischen Künstler entgegen und man feierte Abduraimov vehement wie bereits zuvor nach den Abschnitten. Als Dank für die Ovationen servierte der Gefeierte eine wunderschön gespielte Rachmaninow-Zugabe.

Gerhard Hoffmann

 

Diese Seite drucken