Florian Sedmak
DICKSCHÄDELS REISEN
Durch Oberösterreich mit Anton Bruckner.
Zum 200. Geburtstag: Kegeln, zechen und schmausen mit einem großen Musiker
272 Seiten, Kleinformat, Verlag Anton Pustet Salzburg, 2024
Schmankerln als Draufgabe
Als ernsthafter Bruckner-Fan hat man zu Ehren seines 200. Geburtstags natürlich zuerst die neue Biographie gelesen, die das Land Oberösterreich hoch seriös aus vielen Einzelartikeln zusammen gesetzt hat. An dem Buch „Dickschädels Reisen“ gefällt einem schon das Titelbild nicht – Anton Bruckner mit oberösterreichischer Goldhaube, nein, dafür ist man zu humorlos. Und wer ist der Autor Florian Sedmak? Zwar in Bad Ischl geboren, also Bruckner-Landsmann, fragt man sich angesichts seiner Berufsbeschreibung (Qi-Gong-Lehrer – chinesische Meditation), ob er die richtigen Voraussetzungen für ein Bruckner-Buch mitbringt?
Nun, der Autor versucht einen biographischen Umriß, manches gelingt ihm interpretatorisch, dann wieder landet er mitten in den alten Bruckner-Klischees: „…, trank Kaffee wie andere das Wasser, verschlang gigantische Portionen, schnupfte Tabak am laufenden Band, ließ sich des Abends mit bis zu dreizehn kleinen Bieren volllaufen, betete im Akkord, machte jungen und sehr jungen Frauen fast wahllos Heiratsanträge und zählte, was sich nur zählen ließ.“ Ja, so hat man immer gerne über ihn gespöttelt, ohne groß darüber nachzudenken, was man da unreflektiert nachplappert. Und so manche Formulierung (würde man Bruckner wirklich als „Punk“ bezeichnen können, passen Vergleiche mit Pop-Songs hier herein?) scheint verzichtbar.
Aber glücklicherweise geht es in dem Buch dann um anderes. Bruckner ist in seinem Leben weiter gereist, als man wahrgenommen hat, er war aus beruflichen Gründen in London und Paris, er begab sich wie viele andere Wagner-Pilger mehrfach nach Bayreuth und gönnte sich, weil Berge ihn faszinierten, einmal die Schweiz.
Im übrigen aber zog es ihn immer wieder ins heimatliche Oberösterreich, sozusagen bei jeder Gelegenheit. Dabei kam er natürlich immer wieder nach Linz (seine Hauptwirkungsstätte vor Wien), nach St. Florian (wo er als Sängerknabe und Lehrgehilfe viel gelernt hatte) und seinen Geburtsort Ansfelden zurück.
Aber der Autor hat mehr gefunden – Ansfelden, Attersee, Bad Goisern, Bad Ischl, Bad Kreuzen, Eferding, Enns, Gmunden, Grein, Hörsching, Kirchdorf an der Krems, Klaus an der Phyrnbahn, Kremsmünster, Kronstorf, Leonding, Linz, Luftenberg an der Donau, Micheldorf, Neufelden im Mühlkreis, Ottensheim, Perg, Ried im Innkreis, Schlierbach, Schwanenstadt, Sierning, St. Florian, St. Marienkirchen an der Polsenz, Steyr, Steyregg, Ternberg, Vöcklabruck, Wels, Wilhering, Windhaag bei Freistadt, Wolfern
Das sind die behandelten Bruckner-Orte, wobei der Autor von der Gegenwart ausgeht, denn er ist die die einzelnen Stationen abgefahren und hat immer Leute gefunden, mit denen er noch über Bruckner reden konnte,. Auf diese Art fanden sich irgendwelche biographische Splitter, die sich dem Gesamtbild Bruckner hinzufügen. Und wenn es nur Schmankerln von gelegentlich bescheidener Relevanz sind.
Jedenfalls ist gut und gern anzunehmen dass sich in jedem Ort ein paar Hundert (in Linz und St. Florian vielleicht ein paar Tausend) Bruckner-Bewunderer finden, die gerne nachlesen möchten, was der große kleine Mann bei ihnen wohl unternommen hat – so hat das Büchlein möglicherweise das Zeug zu einem lokalen Bestseller.
Renate Wagner