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FLENSBURG/ Schleswig-Holstein Musik Festival: REBEKKA BAKKEN

SHMF: Robbe und Berking Werft, Flensburg
13.7.2025 REBEKKA BAKKEN „Always On My Mind“

Am Abend des 13. Juli 2025 verwandelte sich die Robbe & Berking Werft in Flensburg in einen außergewöhnlich stimmungsvollen Konzertsaal: Rebekka Bakken, die norwegische Sängerin mit der unverwechselbaren Stimme, gastierte dort im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals mit einem Soloabend unter dem Titel Always On My Mind. Schon lange im Voraus ausverkauft, war der Abend ein Ereignis, das die Erwartungen des Publikums nicht nur erfüllte, sondern weit übertraf.


Von der Sonne geküsst: Rebekka Bakken in Flensburg Foto: Marc Rohde)


Intimität in maritimer Kulisse

Die Wahl der Robbe & Berking Werft als Veranstaltungsort erwies sich als Glücksgriff. Der industrielle Charme des Gebäudes – mit seinen hohen Decken, den sichtbaren Stahlträgern und der beeindruckend klaren Akustik – bot den idealen Rahmen für ein Konzert, das auf Reduktion und Unmittelbarkeit setzte. Keine Band, keine ausgeklügelte Lichtshow – nur Bakken, ein Flügel und eine Stimme, die ganze Räume füllen kann. Vom edlen Steinway-Flügel aus blickte sie auf den Flensburger Hafen, während die sommerliche Abendsonne sie in ein warmes Licht tauchte. Mit Sonnenbrille und zurückhaltender Eleganz bewahrte sie den Überblick über Noten und Tasten.

Stimme und Klavier als gleichberechtigte Partner

Rebekka Bakken ist nicht einfach eine Sängerin – sie ist eine musikalische Erzählerin. Ihre über drei Oktaven reichende Stimme changiert mühelos zwischen samtener Verletzlichkeit, herbem Timbre und kraftvoller Expressivität. Dabei war sie an diesem Abend nicht nur Vokalistin, sondern ebenso ihre eigene Begleitung: Ihr Klavierspiel, geprägt von jazzigen Harmonien, sensiblen Läufen und klanglicher Raffinesse, erwies sich als gleichwertiger Partner ihrer Stimme.

Die Verbindung aus Gesang und Klavier erzeugte eine emotionale Dichte, die selten geworden ist. Jeder Ton schien mit Bedacht gesetzt, jeder gesungene Vers wirkte wie eine persönliche Botschaft. Man hatte das Gefühl, als würden sich die Lieder unmittelbar zwischen Interpretin und Zuhörenden entfalten – getragen von einem tiefen inneren Puls, der über den ganzen Abend hinweg spürbar blieb. Ein a cappella dargebotenes Kirchenlied unterstrich diesen Eindruck und verlieh dem Konzert eine beinahe kontemplative Note.

Songs neu gelebt

Das Programm basierte auf Bakkens gleichnamigem Album Always On My Mind, einer Sammlung neu interpretierter Lieblingslieder. Darunter Klassiker wie Forever Young von Alphaville oder der titelgebende Song,, der kurioserweise nicht auf dem Studioalbum zu finden ist.

Bakken bewies dabei, dass Neuinterpretationen mehr sein können als bloße Hommagen. Sie legte mit jeder Phrase, jeder harmonischen Wendung neue Bedeutungen frei. Die bekannten Songs wurden zu persönlichen Bekenntnissen, die zwischen Melancholie, zarter Ironie und hoffnungsvoller Zuversicht oszillierten. Eine besondere Note erhielt der Abend durch ein Stück, das ursprünglich als Free-Jazz-Arrangement mit der hr-Bigband entstanden war. In der Soloversion verzichtete Bakken auf instrumentale Begleitung und verwandelte die Passage in eine erzählerisch-musikalische Reflexion mit improvisatorischem Charakter – ein stilles, experimentelles Intermezzo, das überraschte.

rebekka bakken 3

Nahbarkeit und Humor

Zwischen den Liedern sprach Bakken mit charmanter Offenheit über ihre Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen. Ihre Mischung aus Englisch und Deutsch war ebenso ungekünstelt wie ihre Art, das Publikum zu adressieren. Sie provozierte augenzwinkernd, als sie das handballverrückte Flensburg mit der Bemerkung „Handball ist der langweiligste Sport der Welt“ herausforderte – und versöhnte mit einer Anekdote über ihren ersten Kusspartner, der „ungefähr so war wie ein Staubsauger“. Solche Zwischentöne gaben dem Abend Leichtigkeit, ohne seine Tiefe zu untergraben.

Das Publikum, ein facettenreicher Querschnitt aus langjährigen Fans, Jazzliebhabern, Pop-Aficionados und neugierigen Festivalbesuchern, reagierte mit großer Aufmerksamkeit und wohlwollender Zurückhaltung. Kein Rascheln, kein Hüsteln störte die stillen Passagen – ein Zeichen dafür, wie sehr Bakken den Saal in ihren Bann gezogen hatte. Nur ein einzelnes klingelndes Handy schien nicht ergriffen gewesen zu sein. 

Ein Abend, der berührte

Rebekka Bakken gelang es, mit minimalen Mitteln ein Maximum an Ausdruck zu erzeugen. Ihr Konzert in der Robbe & Berking Werft war ein Seelenporträt – offen, verletzlich, kraftvoll. Es war ein Abend, der unter die Haut ging.

Marc Rohde

 

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