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Film: SUNDOWN

28.06.2022 | Allgemein, FILM/TV, KRITIKEN

film aunsoqn

Filmstart:  1. Juli 2022 
SUNDOWN – GEHEIMNISSE IN ACAPULCO
Sundown  /  Mexiko  /  2021 
Drehbuch und Regie: Michel Franco
Mit: Tim Roth, Charlotte Gainsbourg, Iazua Larios u.a.

Wenn man von den Bildern eines Films nach Acapulco mitgenommen wird: Luxushotel, Strand, Meer, Drinks, heimische Musikgruppen… da müsste sich doch das richtige Feriengefühl einstellen? Nicht in dem Film mit dem bezeichnenden Titel „Sundown“, den auch die deutsche Untertitel-Beifügung „Geheimnisse in Acapulco“ nicht spannender macht. Denn man erlebt alles mit den müden Augen eines englischen Geschäftsmannes, den Tim Roth als Studie des menschlichen Abgesangs hinstellt.

Während seine Schwester (Charlotte Gainsbourg) und ihre beiden fast erwachsenen Kinder Colin (Samuel Bottomley) und Alexa (Albertine Kotting McMillan) sich vergnügen, will dieser Neil Bennett offenbar gar nichts. Ein Aussteiger, der aus Europa in ein Ferien-Niemandsland geflüchtet ist, das ihn überhaupt nicht interessiert.

Und so geht es weiter – eineinhalb Stunden lässt man sich von dem mexikanischen Drehbuchautor / Regisseur Michel Franco den Abgesang eines Mannes vorführen, dessen innere Müdigkeit sich auf den Kinobesucher überträgt. Als die Nachricht vom Tod der Mutter kommt und seine Schwester und die Kinder sofort nach London zurückkehren, bleibt Neil absichtlich zurück, indem er vorgibt, seinen Paß verlegt zu haben, aber er verspricht, bei erster Gelegenheit nachzukommen.

In dem Film, dessen Drehbuch nach und nach ein paar gewaltsame Wendungen zeigt, überrascht dennoch eigentlich nichts – klar, dass Neil nicht die geringste Absicht hat nachzukommen, dass er sich in ein Billighotel fahren lässt, um dort weiter herum zu hängen, dass er eine beiläufige Beziehung mit der hübschen Verkäuferin Berenice (Iazua Larios) eingeht. Man sieht, wie die Ferienwelt sich verändert, wenn man vom Hochpreissegmet in die Welt der Billigbuden absinkt, wo jeder Taxichauffeur alles anbietet… aber ist das in ihrer Selbstverständlichkeit eine so bemerkenswerte Erkenntnis?

Man erfährt jedoch, dass in London offenbar ein Milliardenvermögen zu erben ist, das Neil ohne weiteres an die Schwester weiter gibt. Und Tim Roth erleidet in der Folge mit derselben Unbeweglichkeit auch das, was noch an Katastrophen kommt – Mord, Gefängnis, schließlich erfährt man, was zu ahnen war, von seiner eigenen Todeskrankheit.

Der Film verdämmert im Nichts, geht dem  Ende in jeder Hinsicht zu. Glücklicherweise muss man  nicht darauf auch noch mitwarten. Es war mühselig genug, diesen Abgesang zu erleben, in dessen Hintergrund (sicher des Regisseurs beste Leistung) sich Mexiko in trügerischer, leerer Ferienlaune und harter, gefährlicher Realität spiegelt. Aber keinesfalls so, dass es wirklich interessant ist, auch wenn die Handlung vorgibt, spannend werden zu wollen. Aber eigentlich will der Regisseur ja „auf Kunst“ machen…. Ein Film für Melancholiker, die sich nachher in ihrem Trübsinn bestätigt fühlen werden.

Renate Wagner

 

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