Filmstart: 25. Oktober 2018
HALLOWEEN
USA / 2018
Regie: David Gordon Green
Mit: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, James Jude Courtney u.a.
Auch wer nur gelegentlich in Horror-Filme geht, kennt „Halloween“ von 1978 – das ist schließlich einer der Klassiker des Genres. Von den vielen Fortsetzungen konnte man vermutlich die meisten auslassen. Aber wenn „Halloween“ unter diesem Titel nun 40 Jahre danach wieder kommt und genau das ist, eine Fortsetzung des Originals vier Jahrzehnte danach – dann stellt man sich natürlich wieder im Kino ein. Zwar ist John Carpenter, der Regisseur von anno dazumal, nur noch als Komponist dabei (wie auch beim ersten Film), aber es ist nicht nur der Sound, der in der Fortsetzung von Regisseur David Gordon Green (die reich ist an Zitaten des ersten Teils) passt. Man hat auch dieselbe Hauptdarstellerin – und eine ziemlich gute Idee für die Geschichte…
Es beginnt in einer geschlossenen Hochsicherheits-Psychiatrie, deren Hof geradezu surreal wirkt – mit einem Mann, der stumm in der Mitte steht, mit gesenktem Kopf, zu keiner Regung zu bewegen: Das ist er, unser Michael Myers, der Halloween-Schlächter von Haddonfield, lebenslang weggesperrt, wenn es nach den Behörden geht (James Jude Courtney, dessen „originales“ Gesicht man so gut wie nie zu sehen bekommt). Das Interesse an ihm ist allerdings nicht versiegt, also kommen zwei Reporter, Aaron (Jefferson Hall) und Dana (Rhian Rees), und wollen unbedingt eine Story mit ihm machen. Aber nicht einmal, als sie ihm seine weiße Gesichtsmaske zeigen („This is part of you, say something!“), gibt es die kleinste Reaktion von Myers, nur der Rest des Gefängnisses bricht in heulende Hysterie aus…
Also ist Laurie Strode, das Opfer von einst, das natürliche nächste Ziel der Reporter. Eine Holzhütte, raffiniert verbunkert und geschützt, u.a. mit Glocken – die kann man nicht betrügen, die läuten bei der kleinsten Erschütterung des Bodens. Die Tür öffnet sich, und da ist sie wieder: Laurie in Gestalt der um 40 Jahre älter gewordenen Jamie Lee Curtis mit ihrem harten Gesicht und dem verbissenen Mund. Die Fragen beantwortet sie ausweichend, abweisend. Nur eines ist klar: Michael Myers ist für sie kein Mythos, kein Gespenst, sondern ein ganz normaler Mensch…
Und da setzt das neue Element der Handlung ein. Denn bald bekommt man mit, dass Laurie – von den Ereignissen traumatisiert für ihr ganzes Leben – seit 40 Jahren darauf wartet, dass Myers aus dem Gefängnis kommt, damit sie ihn nun umbringen kann. Gerüstet mit Waffen ist sie bis zu den Zähnen. Ihrer Tochter Karen (Judy Greer) und ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak), geht sie mit ihrer Obsession gewaltig auf die Nerven, ja, sie wollen von Mama/Oma mit ihrer Manie am liebsten in Ruhe gelassen werden. Sie habe ihr Leben und ihre Familie dafür geopfert, werfen sie ihr vor…
Nun, es gäbe den Film nicht, wenn Myers nicht ausbräche, nicht genau zu Halloween, und nicht nach Haddonfield zurückkehrte. Das ist die Dramaturgie der Fortsetzung, und wenn man nun den Mann mit der Maske und dem Messer bei seinen Morden zusieht, wird die Sache natürlich ein bisschen vorhersehbar, auch wenn (Musik: John Carpenter) alles ganz schön auf die alte, gute Horror-Art brodelt… Etwa bei den jungen Leuten, die sich gemütlich zum Sex niederlassen wollen, die ein Geräusch hören, und wir schon wissen, wer das ist und was da kommt. Banges Warten, dann Attacke, Gekreische, Gebrülle sind fester Bestandteil des Genres.
Aber Laurie ist entschlossen: „Now we have to hunt him down“, und so läuft die Geschichte quasi auf zwei Ebenen. „He is waiting for me. Come, Michael!“ Da verursacht dann Jamie Lee Curtis so viel Gänsehaut wie ihr Gegner…
Spoilen sollte man nichts, kann man ja auch nicht, aber immerhin brennt am Ende ein Haus, und die Frage bleibt selbstverständlich offen: Bruzzelt sich darin Mike Myers seinem Ende zu – oder entkommt er und ist im nächsten Film bereit zu neuen Schandtaten? Immerhin, als „Revenge Story“ hat diese unmittelbare Fortsetzung des Originals ihren eigenen „Reiz“ – wenn man davon in diesem Zusammenhang sprechen kann.
Renate Wagner