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Film: FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA

Nun killt die Dame

07.06.2025 | Allgemein, FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 5. Juni 2025
FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA
Ballerina  /  USA  / 2025
Regie: Len Wiseman
Mit: Ana de Armas, Keanu Reeves, Gabriel Byrne, Anjelica Huston u.a.

Nun killt die Dame

Frauen können alles, was Männer können, ist heute die Überzeugung, die sich von feministischen Kreisen ausgehend allgemein durchgesetzt hat. Also können sie auch killen – man hat es im Kino schon des öfteren gesehen. Aber eine so attraktive, versatile und dabei seelenvolle Auftragskillerin wie die Kubanerin Ana de Armas hat man selten gesehen. Die Kampfszenen, die sie abliefert, sind schlechtweg brillant – und man wundert sich, dass sie jedesmal unzerstörbar wie eine Comic Figur wieder aufsteht, während sie sich doch längst alle Knochen gebrochen haben müsste…aber da hilft der perfekte „choreographische“ Aufbau solcher Szenen. Kurz, diese killende „Ballerina“ ist die überzeugende Heldin eines Rache- und Action-Films.

Und dieser hat noch einen Nebeneffekt. Was in Hollywood erfolgreich war, darf nicht sterben. Killer John Wick hat eigentlich das Zeitliche gesegnet (oder ist er nicht im vierten Film seiner Serie auf den Treppen des Sacre Coeur tragisch verendet?), aber das „Spin Off“ von Filmen ist längst erfunden und kann auch tote Helden wieder hervorholen. Darum hat der Film, der im Original nur „Ballerina“ heißt, für den deutschen Markt auch den Zusatz „From the World of John Wick“ erhalten. Dieser erscheint zwar nur dreimal – anfangs kurz, um Ballerina Eve das schwere Leben als Auftragskillerin auszureden, was ihm nicht gelingt; dann, als er eigentlich den Job bekommen hat, sie zu erledigen, gewaltig mit ihr kämpft und sie natürlich verschont; und schließlich, als er ihr Leben rettet… Keanu Reeves mit dem speckigen Haar und dem undurchdringlichen Blick wird für seine Fans den ganzen Film lohnen.

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Dieser beginnt damit, dass Eve Macarro als kleines Mädchen (geradezu ergreifend dargestellt von Victoria Comte) in aller Grausamkeit erleben muss, wie ihr Vater umgebracht wird. Dass er, der das Töchterchen so geliebt und mit ihr getanzt hat, als Auftragskiller zwischen zwei Organisationen geraten ist, erfährt sie erst später. Kopf der Mörder ist Gabriel Byrne, der den souveränen Bösewicht geradezu genießt.

Die andere Seite, Ruska Roma genannt, steckt das kleine Mädchen in die Ballettschule, wo sie nicht nur tanzen, sondern auch alle Formen von Nahkampf und Waffenkunde lernt. Da sitzt Anjelica Huston, diesmal leicht asiatisch wirkend, als Direktorin hinter einem Schreibtisch und gibt Befehle. Die sich auch gegen eigene Mitglieder richten, wenn diese nicht parieren.

Und es ist klar, dass Eve früher oder später ungehorsam wird, wenn sie die Rache an dem Mörder ihres Vaters in den Mittelpunkt ihrer Ambitionen stellt. Bis sie es schafft, muss sie – gefühlt – alle zehn Minuten irgendwelche brutale Gegner ausschalten. Regisseur Len Wiseman hält das Geschehen fabelhaft am Laufen.

Bis Eve am Ende, und das ist für uns Österreicher drollig, ausgerechnet in Hallstatt landet, wo ihr Gegner (der seine Organisation als Sekte führt) zu finden ist. Wunderhübsch verschneit, muss das Städtchen allerlei über sich ergehen lassen. Als Eve ihre Rache vollzogen hat (so viel darf man verraten), steht sie selbst auf der Abschußliste. Und das ist ein Ende, von dem man sich gut vorstellen kann, dass es eine Fortsetzung ermöglicht… Vielleicht sogar wieder mit ein paar wirkungsvollen Mini-Auftritten von John Wick?

Renate Wagner

 

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