EVELYNE SCHMIDTKE-LENNERT: DIE OPERETTE IST MEIN LEBEN!
Anton Cupak sprach mit der Chefin der Konzertdirektion Schmidtke am 6.12.2014
Links A.C., rechts Evelyne Schmidtke Lennert. Foto: Helene Leierer
Evelyne Schmidtke-Lennert kenne ich bereits seit vielen Jahren, seit eben so vielen Jahren bewundere ich den Optimismus, mit dem sie für die Operette und auch ihre Konzertdirektion, die im Grunde genommen ein Tourneetheater ist, kämpft. Persönlich hätte sie es – so vermute ich – gar nicht mehr nötig. Sie hat genug geleistet, könnte sich zurücklehnen – aber das wäre nicht ihr Leben. Die Show muss weitergehen!
Ihr Leben verlief sehr bewegt. Sie entstammt einem musischen Elternhaus, obwohl die Eltern keine Künstler im eigentlichen Sinn waren. Der Vater war ein Fan von Anneliese Rothenberger, deshalb wurde die einzige Tochter nicht mit Enterbung bedroht, als sie einen künstlerischen Beruf ergreifen wollte. Mehr noch, der Vater kaufte für sie ein Klavier – was keine kleine Investition ist und bei der man damit rechnet, dass sie sich früher oder später (besser natürlich früher) bezahlt machen würde. Nun, wenn man davon absieht, dass es keiner Theaterchefin schadet, wenn sie kundig in die Tasten greifen kann, hat sich das Klavier nur auf Umwegen rentiert. Denn Evelyn zog es zum Gesang hin, sie studierte am Konservatorium der Stadt Wien bei Traute Skladal, Erika Mechera (immerhin Wiener Staatsoper) und später bei KS. Renate Holm, einer absolut „ersten Adresse“. 1977 betrat sie erstmals professionell eine Bühne. Ab 1977 kamen die ersten fixen Engagements, aber was ist schon fix in dieser Branche?
Zur selben Zeit – und noch viel früher – betrieb Erich Schmidtke eine Konzertdirektion in Kassel. Schmidtke war ein „alter Hase“ und durch und durch professionell. Er war zwar Offizier der deutschen Wehrmacht, aber vom Dienst mit der Waffe freigestellt, weil man ihn als Veranstalter für „Fronttheater“ brauchte. Es galt, den Soldaten für einige Stunden ihren tristen Alltag vergessen zu machen – und darin war Schmidtke ein Meister. Er kannte die UFA-Stars, wusste mit ihnen umzugehen und nützte die Zeit, Kontakte und Erfahrungen für später, also für die Zeit nach dem unseligen Krieg, zu knüpfen. Und das gelang auch, Schmidtke wurde sozusagen zur „ersten Adresse“. Eine Spezialisierung auf Operette hat es damals noch nicht gegeben, die Konzertdirektion Schmidtke spielte auch große Oper. Einer der Höhepunkte war wohl ein Konzert des Tenorstars Benjamino Gigli in Kassel, wozu dieser im Salonwagen angereist kam.
Wie das Leben so spielt, kreuzten sich die wege von Evelyn Lennert und Erich Schmidtke. Evelyne war (und ist es heute noch) sehr temperamentvoll, der wesentlich ältere Erich Schmidtke war vom Typ her „ruhender Pol“. Dennoch oder gerade deswegen verlief das erste Engagement nicht völlig ohne Reibereien und Eyelyn Lennert dachte nach der ersten gemeinsamen Tournee, von Schmidtke nie mehr zu hören. Der Theaterfachmann hatte jedoch einen Blick für Talente – und war sich nicht zu schade, seine junge Darstellerin anzurufen und ihr ein weiteres Engagement anzubieten!
Evelyne Lennert hatte offenbar immer schon Organisationstalent, denn Talent kann man nicht erlernen. Alsbald wurde sie für Schmidtke zur schwer entbehrlichen Helferin, obwohl sie fast jeden Tourneeabend in einer Hauptrolle auf der Bühne stehen musste. Lennert und Schmidtke kamen sich beruflich näher – und später wohl auch privat, denn Ende der Achtziger-Jahre wurde geheiratet. Erich Schmidtke behielt wohl die Zügel in der Hand, aber Evelyne nunmehr „Schmidtke-Lennert lernte von ihm, wie man so eine Tournee aufbaut, wie man mit der eigenen Truppe umgeht, wie man mit Veranstaltern ins Geschäft kommt und wie man erfolgreich verhandelt.
Das war auch – wie sich sechs Jahre nach der Hochzeit herausstellen sollte – bitter nötig. Erich Schmidtke starb 1995 während einer Tournee. „Die Fledermaus“ stand auf dem Abendprogramm – und Evelyne Schmidtke-Lennert sang und spielte die „Rosalinde“. Sie stand noch am Abend des Todestages Ihres Gatten in dieser komödiantischen Rolle auf der Bühne, denn der Vorhang muss hochgehen. Dieser Tag war einer jener, wie man ihn wohl nur in dieser Branche kennt – echtes Theaterleben also!
Die Zügel der Konzertdirektion Schmidtke gingen von diesem Tag an auf Evelyne Schmidtke Lennert über. Ich kann mir vorstellen, dass der Übergang nicht so leicht war, denn Erich Schmidtke war ein Herr – und seine Geschäftspartner auf ihn eingestellt. Aber bald merkte die Branche, dass auch Evelyn Schmidtke-Lennert in der Lage war, ihren „Herrn zu stellen“ – und so kommt es, dass vergleichbare Unternehmen nach kurzer Zeit „floppen“ – die Konzertdirektion Schmidtke, die sich fortan auf Operette in deren klassischer Form – also ohne „Regietheater“-Experimente – konzentrierte und bei Tourneeproduktionen unter dem Namen „Johann Strauß-Operette Wien“ firmierte – jedoch nicht nur bis dato besteht, sondern ihren Spielplan bis 2020 fixiert hat. Das oft nicht einmal in ganz großen Häusern möglich. Gespielt wird vorwiegend in Deutschland, wo es ein begeistertes und fachkundiges Operettenpublikum gibt. Und eben weil dieses Publikum so fachkundig ist, darf es nie enttäuscht werden. Ein Flop – und die Tournee des nächsten Jahres steht in Frage. Also wird auf hohes Niveau Wert gelegt – seit vielen Jahren. Die Regisseurin Charlotte Leitner ist eine Operettenspezialistin und weiß, was gewünscht wird, was ankommt – und was man besser bleiben lässt. Die Hallen der Veranstaltungsorte sind unterschiedlich groß, Gasthäuser sind keine dabei, sondern Hallen, die nicht selten ein Fassungsvermögen von über 1000 Plätzen haben, in speziellen Fällen sogar noch mehr! Die „Tourneekarawane zieht mit 2 LKWs (für die Dekorationen) und einem modernen Reisebus für die Künstler durch die Lande – und ich konnte mich bereits selbst überzeugen, dass der Tross in guten Hotels absteigt. Denn eines ist der Theaterchefin auch klar, wenn die Truppe nicht zufrieden ist, ist sie auch nicht gut! Und sie ist zufrieden – und somit gut!
Natürlich gibt es immer wieder im zwischenmenschlichen Bereich Probleme, die Mitwirkenden sind 2 Monate gemeinsam unterwegs, da sind Reibereien unvermeidlich. Aber das ist für die gestandene Theaterchefin, die größten Wert auf Disziplin legt (ohne Disziplin geht bei solch einer Tournee gar nichts), ein Klacks. Es gibt wohl nichts, was es noch nie gegeben hat! Also ist jede Situation zu meistern!
2014 wurde eine GMBH. mit Markus Behrendt als Partner gegründet, die Weichen sind mindestens bis 2020 gestellt
In der Saison 2014/2015 wird also „Die Fledermaus gespielt. Den genauen Tourneeplan finden Sie untenstehend.
Wie geht es weiter?
Dezember 2015 – Februar 2016 WIENER BLUT
Dezember 2016 – Februar 2017 DER GRAF VON LUXEMBURG
Dezember 2017 – Februar 2018 DER BETTELSTUDENT
Dezember 2018 – Februar 2019 DIE CSARDASFÜRSTIN
Dezember 2019 – Februar 2020 DIE LUSTIGE WITWE
„Die Fledermaus“ wird an folgenden Theatern gespielt:
26.12.2014 , 19:30 Stadthalle Gersthofen
27.12.2014 , 19:30 Theater Dolce Bad Nauheim
28.12.2014 , 20:00 Ruhrfestspielhaus Recklinghausen
29.12.2014 , 19:30 Seidenweberhaus Krefeld
30.12.2014 , 19:30 Klosterberghalle Langenselbold
31.12.2014 , 18:30 Theater Rüsselsheim
02.01.2015 , 19:30 Stadthalle Wetzlar
03.01.2015 , 19:30 Stadthalle Limburg
05.01.2015 , 19:00 Stadthalle Unna
06.01.2015 , 20:00 Bürgerhaus Bergisch-Gladbach
07.01.2015 , 20:00 Rosengarten/Musensaal Mannheim
08.01.2015 , 19:30 Stadthalle Kleve
13.01.2015 , 19:30 Bürgerzentrum Bruchsal
14.01.2015 , 19:30 Stadttheater Idar-Oberstein
17.01.2015 , 19:30 Konzerthalle Bad Orb
18.01.2015 , 19:00 Stadttheater Luckenwalde
19.01.2015 , 20:00 Halepaghen-Bühne Buxtehude
20.01.2015 , 19:30 Theater an der Blinke Leer
21.01.2015 , 19:30 Stadthalle Troisdorf
22.01.2015 , 19:30 Saalbau Witten
23.01.2015 , 19:30 Stadttheater Euskirchen
24.01.2015 , 19:30 Saalbau Neustadt
25.01.2015 , 18:00 Willi-Zinnkann-Halle Büdingen
26.01.2015 , 19:30 Stadthalle K3N Nürtingen
27.01.2015 , 19:00 Liederhalle/Hegelsaal Stuttgart
28.01.2015 , 19:30 Lindenhalle Ehingen
29.01.2015 , 19:30 Stadthalle Aalen
30.01.2015 , 19:30 Konzerthaus Heidenheim
31.01.2015 , 19:30 Alte Mälzerei Mosbach
01.02.2015 , 18:00 Stadthalle Heimathaus Neuwied
02.02.2015 , 20:00 Werner-Borchers-Halle Erbach
03.02.2015 , 20:00 Stadthalle Landstuhl
04.02.2015 , 19:30 Kurttheater Bad Homburg
05.02.2015 , 18:00 Festspielhaus Füssen
06.02.2015 , 20:00 Kultur- und Kongreßforum Altötting