Copyright: Xiomara Bender/ Festspiele Erl
Tiroler Festspiele Erl: DIE WALKÜRE 7.7.2018
Als 2.Premiere wird in Erl Wagners Walküre als Wiederaufnahme gespielt. Sie ist Teil der ‚Ring‘-Inszenierung, die vor ca. 20 Jahren das Festival im Passionspielhaus mitbegründete, also im Prinzip dieselbe Inszenierung von Gustav Kuhn mit dem Bühnenbild von Jan Hax Halama und den Kostümen von Lenka Radecky. Unter Gustav Kuhn, der im Prinzip langsamere Tempi als gewohnt spielen läßt und dadurch eine sehr durchgehörte, fein geschliffene Wiedergabe erreicht, spielt das Orchester mit großer Verve bis zum finalen Feuerzauber. Man muß aber zugeben, daß Kuhn die Tempi gegen Ende wieder anzieht und so doch unter einer Gesamtlänge von vier Stunden ohne Pausen bleibt.
Die SängerInnen haben’s aufs Ganze gesehen leichter, weil das Orchester ihnen im Rücken spielt, und sie nicht darüber hinweg singen müssen, dafür haben sie aber auch nie direkten Kontakt zum Maestro und müssen sich an die Videoprompter halten. Einen jungen ausdruckstark versierten Siegmund stellt Andrew Sritheran auf das Podium des Passionsspielhauses, das im 1.Akt wieder die naturalistische Wohnküche beinhaltet. Sritheran verfügt über einen guten, kräftigen baritonal grundierten jungdramatischen Tenor, nur die Aussprache ist noch zu englisch. Hunding ist Raphael Sigling mit potentem dunklem Baß, der im Motorradfahreranzug incl.Helm auftritt. Das könnte als eine autoironische Anspielung Kuhns, selbst Motorradfahrer, gedeutet werden, der ja inzwischen auch in einigen Kreisen als „Bösewicht“ gesehen wird. Die Sieglinde singt Magdalena Anna Hofmann und verfügt über einen zuweilen betörend klingenden, aber auch rollengemäß lamoyanten Sopran, in vieler Hinsicht eine Leidende, für die Glücksmomente rar sind, aber bei ihrem endlichen Liebesmotiv kann sie sich noch mal richtig hehr herausstellen. Mit Vladimir Baykov gibt es einen herrisch auftretenden Wotan , was sich auch im etwas harten oftmals aggresiv eingesetzten markanten Stimmmaterial ausdrückt. Er kann zwar auch lyrischer agieren in seiner Erzählung und bei „Leb‘ wohl, herrliches Kind“, wenn er auch bei den von Wagner verlangten Höhen noch suboptimal verbleibt.
Fricka, Hermine Haselböck, kann mit einem sich dramatisch entwickelnden, eher Sopran als Mezzo, aufwarten, und im roten Lederoutfit gelingt es ihr relativ schnell, Wotan in die Knie zu zwingen. Die Brünnhilde der Susanne Geb punktet mit groß ausgesungenen, aber weich geführten Bögen, sie singt eine aparte ruhige Todesverkündigung und kann mit eindringlich hochemotional vorgetragenen immer sich steigenden Bittgesängen Walvater Wotan beim Strafmaß umstimmen.
Copyright: Xiomara Bender/ Tiroler Festspiele Erl
Die Walküren Agnes Selma Weiland, Martina Bortolotti, Michiko Watanabe, Veronika Farkas, Anna Lucia Nardi, Rita Lucia Schneider, Michaela Brigantin und Alena Sautier haben alle große prächtige Stimmen und präsentieren sich radelnd und mit genau abgestimmten Posen und gleichen Armhaltungen in Glitzerkostümen wie Amazonen. Ihr durchdringendes chorisch heldenhaftes Flehen bleibt aber unerhört.
Friedeon Rosèn