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Erika Pluhar: TROTZDEM

Ein Leben in Gesichtern

12.03.2024 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Erika Pluhar: 
TROTZDEM
Ein Lebensweg in Bildern
Herausgegeben von Isabella Suppanz
192 Seiten, Residenz Verlag, 2024

Ein Leben in Gesichtern 

Natürlich gab es zum „85er“ Huldigungsartikel, die eine Persönlichkeit ihrer Größenordnung verdient, und es gab auch die üblichen Interviews. Erika Pluhar, Schauspielerin, Sängerin und nun, in ihrer dritten Karriere, Autorin, stellt sich zu ihrem runden Geburtstag persönlich – nachdem sie in Romanen und Semi-Sachbüchern an sich selbst entlang geschrieben hat – mit einem Bildband ein. Herausgegeben  Isabella Suppanz hat Bilder und Texte zur Zufriedenheit der Jubilarin ausgewählt.

„Privat“ ist dabei mit 40 Seiten der umfangreichste und, wie es scheint, auch liebevollste Teil des Buches. Die Eltern, die Schwestern (ein „Dreimäderlhaus“, ihrer Schwester Brigitte hat sie zuletzt eine Biographie gewidmet), sehr schnell die Partner – Udo Proksch wird, obwohl „kriminell“, keinesfalls unter den Tisch gekehrt, der exzentrische junge André Heller, der, wie schon die wenigen Fotos zeigen, problematische Peter Vogel. Aber der wichtigste Mensch ist doch ihre (mittlerweile verstorbene) Tochter Anna, vom Baby zum Teenager und zur erwachsenen Frau, und deren afrikanischer Adoptivsohn ist unverzichtbares Mitglied von Erika Pluhars Familie.

Weit spärlicher fällt aus, was man als großen Schwerpunkt erwartet hätte – die Burgschauspielerin, als welche die Pluhar in Wien so viel Ruhm und Bewunderung  geerntet hat. Es mag damit zusammen hängen, dass sie – wie aus einem der jüngsten  Interviews hervorgeht, mit dem Burgtheater, das sie nach Peymanns Amtsübergabe verließ, nicht wirklich glücklich ist, auch mit dessen Nachfolgern – es gibt kein Gemälde von ihr in der Ehrengalerie, keine Ehrenmitgliedschaft… und es scheint sie zu stören.

Film- und Fernsehrollen zeigen von dem Glamour, der die schöne junge Pluhar umgab, die mit „Bel Ami“ auch ein Fernsehstar wurde und die schon von ihrem fabelhaften Aussehen her ein Leinwandstar hätte werden können. Aber das hat sie offenbar nicht so sehr interessiert. Viel reichlicher lässt sie sich auf ihre Karriere als Musikerin ein, die sie lange an portugiesische Künstler band, und auch auf die Filme, die sie als Autorin und Regisseurin (immerhin vier Stück) selbst verantwortete.

Dazu gibt es auch, wie zu ihrem literarischen Schaffen, am Ende ein Überblicksverzeichnis. Für ihre Burgtheater-Rollen und Fernsehauftritte sucht man leider vergebens. Sicher ist es kein wissenschaftliches Werk, aber Theaterbesucher wissen, wie viele Erinnerungen einfach durch Listen von Rollen geweckt werden.

Immer wieder finden sich passende Kurztexte zwischen die Bilder eingestreut, die Pluhar hat mittlerweile so viel geschrieben, dass man da aus dem Vollen schöpfen konnte. Aber im Grunde geht es um ein Gesicht, um dessen Entwicklung – bis heute, wunderschön gealtert. Eine Frau, die als Autorin und Leserin aus ihren Büchern noch immer ihr Publikum sucht und findet.

Renate Wagner

 

 

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