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ERFURT/ Theater: 7. SINFONIKONZERT – Mozart-Marathon

„Mozart-Marathon“ - ein Fest für die Ohren

Theater Erfurt /7. Sinfoniekonzert Mozart-Marathon am 22.02.2019


Samuel Bächli. Foto: Lutz Edelhoff/Theater Erfurt

„Mozart-Marathon“ – ein Fest für die Ohren

Dirigent Samuel Bächli begrüßte zunächst das Publikum und erklärte, wie er die Mozart-Zeit mit ihren Akademie-Konzerten noch einmal aufleben lassen will. Dieses Konzert war dann weniger akademisch, sondern ein großer Spaß für alle Erfurter Musikfreunde und das vor allem dank Bächlis pointierter Moderation. In seinen Moderationen machte Samuel Bächli die Konzertbesucher mit den Mozartischen Werken bekannt und formulierte immer wieder köstliche Bonmots, mit denen er die Lachmuskeln des Publikums immer wieder strapazierte.

Begonnen wurde das Konzert heiter mit den „Sechs deutschen Tänzen“ KV 509, damit brachte Bächli schon mal Schwung in den Abend. Er wies auch auf die Musik hin, die sich hier schon als Walzervorläufer entpuppte. Daran schloss sich Daniela Gerstenmeyer mit ihrem spritzig-glockenhellen Sopran an und der Konzertarie „Vado, ma dove“ KV 583.


Kristian Lindberg. Foto: privat

Zu diesem ersten Drittel fügte sich das „Klavierkonzert C-Dur“ KV 467 an. Als Solist präsentierte sich der norwegische Pianist Kristian Lindberg. Freundlich und hell, marschmäßig aber auch verspielt, begann das Orchester. Das schon ernster klingende Gegenthema der Streicher und Bläser steigerte Kristian Lindberg am Klavier mit einem plötzlichen g-Moll-Einbruch und führte mit stringenter Einfachheit nach C-Dur zurück. Im Mittelsatz schwebte die klare Klavierstimme über dem Streicher-Teppich. Der 3. Satz kam dann mit frischem Esprit und nahm die Hörer mit den gut vorgetragenen musikalischen Spielbällen ganz gefangen.

Nach viel Applaus ging man in die erste Pause.

Die zweite Runde begann wieder mit einer opulent-humorvollen Moderation Samuel Bächlis. Er schilderte den Inhalt der Theatermusik Mozarts. Die „Vier Zwischenspiele aus der Schauspielmusik Thamos, König von Ägypten“ KV 345 begannen nun die Hörer in ihren Bann zu ziehen, zumal Bächli den Inhalt auf die Kurzformel gebracht hatte: „Sagen Sie das mal ihrem Mann: herrsche oder stirb!“

Mit „Ein musikalischer Spaß“ KV 522 gab Samuel Bächli mit dem 1. Satz einen Einblick in die artifiziell gewollte Fehlkomposition Mozarts.

Gesanglich wurde das Konzert mit dem Terzett und Quartett aus „Lo sposo deluso“ KV 430 weitergeführt. Daniela Gerstenmeyer, Julian Freibott und Tobias Schäfer sowie der Bariton Siyabulela Ntlale brillierten mit virtuos gesanglichem Zusammenspiel.


Tristan Hertweck. Foto: Lutz Edelhoff/Theater Erfurt

Mit dem „Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur“ KV 417 bereitete besonders der Solohornist des Philharmonischen Orchesters Erfurt Tristan Hertweck dem Publikum viel Freude. Virtuos spielte er sich durch die ersten zwei Sätze, um dann im 3. Satz (Rondo) am Ende plötzlich den Notenvergessenen zu mimen. Der Einfall für das brillante musikalische Weiterspiel brachte ihm viel Applaus.

Die dritte Runde des Akademie-Konzertes leitete Daniela Gerstenmeyer mit der Konzertarie für Sopran „Ah, lo previdi“ KV 272 ein und das Orchester und der Pianist schlossen den „Mozart-Marathon“ mit dem „Konzert für Klavier und Orchester d-Moll“ KV 466 ab.

Dieses Werk Mozarts galt in der Musikwelt lange Zeit als Maßstab bildendes Klavierkonzert, das auch von Beethoven oft gespielt wurde, so führte Dirigent Samuel Bächli in seiner Moderation aus. Beethoven habe dafür eigene Kadenzen geschrieben. Im Erfurter Konzert erklangen allerdings die Kadenzen, die Pianist Kristian Lindberg selbst geschrieben hatte. Aus dem synkopischen Dunkel des Orchesters schälte sich Lindbergs F-Dur Klavierakkord heraus und lockerte die dämonische Atmosphäre auf. In der Romance folgten zwei einfache Melodien, die bald von den Bläsern und von den aufgeregten Klavierläufen abgelöst wurden. Mit geballter Energie führte Dirigent Samuel Bächli das Orchester und den Solisten zu einem eruptiven Höhepunkt. Die luzide gespielte Dur-Passage endete mit einer fröhlichen Geste und wischte gleichsam alle vorausgegangenen Alpträume hinweg.

Es sprudelte lang anhaltenden Applaus und Samuel Bächli ließ sich, wie angekündigt, zu keiner Zugabe hinreißen. Scherzhaft führte er die 1. Geigerin hinaus.

Der „Mozart-Marathon“ war vor allem ein Fest für die Ohren, aber auch für das Zwerchfell und Lachmuskeln des Publikums. Beschwingt verließ man das Theater und hofft nun auf Zugabe von so viel Sinnenlust.

Larissa Gawritschenko und Thomas Janda

 

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