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ERFURT/ Domstufenfestspiele: JEDERMANN – DIE ROCKOPER. Premiere

13.07.2014 | KRITIKEN, Oper

Bunt-schrilles Spektakel vor mittelalterlicher Kulisse

DomStufen-Festspiele in Erfurt, Premiere „Jedermann – Die Rockoper“ 10. 7. 2014

Andreas Lichtenberger (Jedermann), Katja Bildt (Die Mutter - Mitte)

Andreas Lichtenberger (Jedermann), Katja Bildt (Mutter). Foto: Domstufen-Festspiele

So lebendig wird der „Jedermann“ selten geboten wie mit „Jedermann – Die Rockoper“ zu den 21. DomStufen-Festspiele in Erfurt. Passend zur mittelalterlichen Kulisse der beiden Kirchen ist der besinnlich-anregende Stoff im besten Sinne verheutigt ohne penetrant modernisiert zu sein. Die musikalische Neuinterpretation von Wolfgang Böhmer und Peter Lund im Auftrag des Theaters Erfurt vermittelt eine neue Lesart der Geschichte vom „Jedermann“. Basis dafür war der Text von Hugo von Hofmannsthal. Als Publikumsbescherung gibt es eine wirklich unterhaltsame Mischung aus Rock und Musical, Oper und Operette.

Den Text dieser Rockoper hat der Berliner Theaterautor und Regisseur Peter Lund geschaffen. Eine Synthese aus sinfonischem Orchesterklang und dem Sound einer Rockband komponierte Wolfgang Böhmer.

Besetzt ist die Rockoper mit Musicalstars wie Andreas Lichtenberger (Jedermann) und Brigitte Oelke (Tod).

Weitere Sänger wie Martin Schäffner (Teufel) und Stefan Voigt (Vogt) oder Teresa Scherhag (Base) und Venera Jakupov (Fräulein) sind bekannte Namen in der Musicalszene. Ihnen gegenüber stehen bewährte Opernsänger des Erfurter Theaters wie Máté Sólyom-Nagy (Der Schuldner), Katja Bildt (Die Mutter), Robert Wörle (Gott/Gärtner) und Jörg Rathmann (Der gute Gesell).

Von der Dresdner Semperoper wurde Nadja Mchantaf (Die Liebste) für die Rockoper engagiert.

Andreas Lichtenberger (Jedermann)
Andreas Lichtenberger. Foto: Domstufenfestival

Regisseur Peter Lund und Komponist Wolfgang Böhmer wollten eine heitere Version des „Jedermann“ schaffen und das ist ihnen auch gelungen. Musikalisch kann man einiges entdecken neben eingängigem Neuen auch alt Bekanntes wie den Money-Song aus dem Musical „Cabaret“.

In vielen Szenen läuft der Opernchor unter Leitung von Andreas Ketelhut zu ganz großer Form auf. Choreografisch ist die Inszenierung ein Augenschmauß entwickelt von Cedric Lee Bradley, der in dieser Spielzeit auch schon für das erfolgreiche Musical Evita am Theater Erfurt engagiert war. Cedric Lee Bradley gelingt es tatsächlich die 70 Stufen zu bespielen und das in einer Intensität, die keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Das imposante Bühnenbild gestaltete Hank Irwin Kittel und Kostümbildnerin Ulrike Reinhard machte aus dem Sängerensemble bunt schillernde Akteure, deren Präsenz ganz auf Fernwirkung ausgerichtet ist.

Den Erfurtern und ihren Gästen wird mit der Neuinterpretation von Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ ein musikalisches Welttheater geboten. Komponist und Autor meinen:“Ein bisschen schrill und verrückt wird’s in jedem Fall auch.“

Die Musik wird gepielt vom Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Jürgen Grimm. Und, das ist noch ein Knüller, gemeinsam mit der Rockband Lidenbrock werden die rockigen Parts gespielt, die sind auch während der ganzen Vorstellung im Bühnenensemble zu sehen.

Akustisch sind die Domstufenvorstellungen jetzt brillant, denn offensichtlich hat das Theater Erfurt nachgerüstet. Die Sänger sind sehr präsent und die Abmischung mit dem Orchester und der Band liefern ein differenziertes Klangbild, das selbst feinste Nuancen hörbar macht. Für eine Freiluftübertragung ist hier Opernhausniveau gelungen. Für diese exzellente Vorstellung gab es zurecht anhaltenden Beifall. Bravissimo!

Dieses Rock-Opern-Open Air-Ereignis lädt ein zu einem großen Abend mit viel Vergnügen und Einsichten, die heiter stimmen können. Bis zum 27. 7. 2014 gibt es noch diese imposanten Vorstellungen vor einer wirklich grossen Kulisse

Thomas Janda

 

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