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Emanuel Schikaneder: WIENER KOMÖDIEN

07.01.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

buch schikander komödien

Emanuel Schikaneder:
WIENER KOMÖDIEN
Hg. von Cornelius Mitterer
Texte und Studien zur österreichischen Literatur- und Theatergeschichte Band 7
334 Seiten, Verlag Lehner, 2022 

Wer Emanuel Schikaneder sagt, denkt „Zauberflöte“ – wenn er den Namen außerhalb Österreichs überhaupt kennt. (So kam es zu dem relativen Misserfolg des „Schikaneder“ Musicals im Theater an der Wien, davor schon hatte der ihm gewidmete deutsche Spielfilm „Sommer der Gaukler“ 2011 wenig Resonanz gefunden.)

In der Wiener Theatergeschichte spielt der 1751 im bayerischen Straubing geborene Emanuel Schikaneder allerdings eine nicht zu unterschätzende Rolle. Er war nach Anfängen bei einem Wandertheater und nach Tätigkeit in Augsburg erstmals 1785 kurz nach Wien gekommen. Länger war sein zweiter Aufenthalt ab 1789, wo er das neu errichtete Freihaustheater übernahm. Es lag innerhalb eines riesigen Wohnkomplexes, des „Freihauses“ (das erst lurz vor dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde).

Als „Allround-Künstler“, der nicht nur Schauspieler, Sänger und Musiker war, sondern auch Stückeschreiber aller geforderten Genres, Regisseur und begabter Impresario mit einem Instinkt dafür, was das Publikum wollte, war  er der ideale Mann, ein solches Haus florierend zu führen. Bekannt geblieben ist allerdings nur der Welterfolg der „Zauberflöte“.

Schikaneder hat allerdings an die hundert Stücke hinterlassen, von denen zu seiner Zeit viele ziemlich erfolgreich waren. Im Gegensatz zu Nachfolgern wie Nestroy und Raimund, deren Werk völlig aufgearbeitet ist (und ihn an Qualität auch weit überragten), kennt man von Schikaneders Stücken eher wenige. Die Wiener Theaterwissenschaft hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, wenigstens einige von ihnen vorzulegen. Cornelius Mitterer vom Institut von Germanistik in Wien (Forschungsinteresse: Wiener Komödie und Theatergeschichte des 18./19. Jahrhunderts) fungiert nun als Herausgeber von fünf Stücken, von denen zumindest zwei überdurchschnittlich interessant sind.

Das Frühwerk „Die Lyranten oder das lustige Elend“ von  1776 erzählt vom Schauspielermilieu, in dem Schikaneder damals Mitte seiner zwanziger Jahre selbst steckte. Nestroy hat nicht nur den Begriff vom „lustigen Elend“ in seinem „Lumpazivagabundus“ verwendet, sondern ebenso ein liederliches Kleeblatt wie die drei „Lyranten welche die sprechenden Namen Vogel, Stock und Leichtsinn tragen. Und gleichfalls ragt „Der Tyroler Wastel“ (1796 im Freihaustheater uraufgeführt) aus dem Werk heraus – nicht nur, weil das Stück überdurchschnittlich oft gespielt wurde, sondern auch wegen des bis heute bekannt gebliebenen Liedes „Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh“.

Die drei weiteren Stücke des Bandes, die in der Reihe  „Texte und Studien zur österreichischen Literatur- und Theatergeschichte“ hier veröffentlicht werden, sind „Die Postknechte oder die Hochzeit ohne Braut“ (1792), „Die Waldmänner“ (1793/1800) und „Die bürgerlichen Brüder oder Die Frau von Krems“ (1797), typische Alltagsware der damaligen Zeit, die allerdings nicht nur in den Hauptrollen, die Schikaneder für sich schrieb, wirkungsvollstes Schauspielerfutter boten.

In einem ausführlichen Nachwort analysiert der Herausgeber Schikaneders Werk in seiner Zeit, schildert aber auch ein Schicksal, das nach dem Wiener Höhenflug (Schikaneder verließ das baufällige Freihaustheater und ließ das Theater an der Wien bauen, das heute noch existiert) 1812 überaus tragisch in Armut und Verwirrung endete.

Was niemand ahnen konnte, als der erfolgreiche Vielschreiber Schikaneder das Wiener Publikum mit einem Stück nach dem anderen unterhielt…

Renate Wagner  

 

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