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Elena MOSUC- ein Gespräch anlässlich ihres Sechzigers und „La Traviata“

100 von 100 Punkten

30.01.2024 | Sänger

Bukarest: Gespräch mit Elena Moşuc anlässlich von «La Traviata» vom 18.01.2024

 

100 von 100 Punkten

Am 18.01.2024 trat Elena Moşuc an ihrem 60. Geburtstag, wie auch an ihrem Ehrentag zehn Jahre zuvor, in der Opera Națională București als Violetta Valery in Verdis «La Traviata» auf (https://onlinemerker.com/bukarest-opera-nationala-bucuresti-giuseppe-verdi-la-traviata/). Anlässlich dieses Abends stellte die sympathische Sängerin ihr neues Buch und ihre neue CD vor. Jan Krobot hat die Sängerin in Bukarest getroffen.

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Runde Geburtstage sind immer Gelegenheit ein Fazit zu ziehen. Was sind die wichtigsten Punkte ihrer Karriere, die Höhepunkte, an die sie sich besonders gerne erinnert?

Moşuc erwähnt als Erstes in Sachen Karriere, vom Glück bevorteilt gewesen zu sein und alle Rollen, von denen sie geträumt hatte, singen zu können. Einer dieser Höhepunkte war ihr Debüt am 20.01.1990 als Königin der Nacht auf der Bühne der Opera Națională Română din Iași und in der gleichen Rolle am 30.11.1990 im Gärtnerplatztheater München. Diese Rolle, die sie nach dem Gewinn des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD weltweit bekannt gemacht hat, hat sie über 20 Jahre hinweg über 250mal gesungen. Diese Rolle habe ihr die Stimme frisch gehalten und sie zur Technik gezwungen. [So waren in der Traviata-Vorstellung vom 18.01.2024 nach 34 Jahren Karriere problemlos 2 hohe Es und ein interpoliertes hohes D möglich.] Parallel dazu lernte sie andere Partien aus dem Bereich des Belcanto, wozu ihr auch die legendäre Edita Gruberova geraten hatte. So erarbeitete sich Moşuc im Laufe der Jahre die Gilda, Lucia, Traviata, die Tudor-Königinnen, Rollen, mit denen sie sich sehr identifiziert und die sie jederzeit bereit hat, wie auch Rollen von Mozart, Puccini, Strauss und weitere Partien ihres Fachs wie zum Beispiel die Lakmé. Der Belcanto im Allgemeinen, Donizettis Lucia und Bellinis Norma, sei ihre Heimstatt, aber letztlich sei jede Rolle ein Höhepunkt gewesen. Der Höhepunkt geographischer Natur sei Opernhaus Zürich, da sich ihr von hier aus die Welt der Oper erschlossen habe. Als weitere Orte erwähnt Moşuc hier unter den italienischen Opernhäusern die Arena di Verona und die Scala di Milano, dann das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, Berlin, München, Paris, Tokyo und die MET. Gerne singt Moşuc natürlich auch an den Opernhäusern ihrer Heimat (Bukarest, Iaşi).

 

Geburtstage sind auch Gelegenheit für Wünsche. Was wünscht sich Elena Moşuc?

Ihr grosser Wunsch ist, was sie beim Belcanto gelernt habe, nun in Verdi-Rollen perfektionieren zu können. Nach drei wichtigen Debüts im Jahr 2023, als Elisabetta in «Roberto Devereux», Adiana Lecouvreur und der Imogene in Bellinis «Il Pirata», fasst Moşuc nun drei Debüts in Verdi-Rollen ins Auge: Als Elisabetta («Don Carlo»), Amelia («Un ballo in maschera») und Abigaille («Nabucco»). Verdis Rollen bräuchten mehr Persönlichkeit als die Partien des Belcanto, seien sanguiner und böten mehr Gelegenheit zu den Nuancen in den träumerischen Bögen. Moşuc sieht bei sich jetzt den Moment für Verdi gekommen: hier könne sie weiter wachsen. Ein ganz grosser Traum wäre die Lady Macbeth (wenn es sich so ergeben sollte, gerne in der ersten Fassung).

 

Wie ist Elena Moşuc ganz grundsätzlich zur Musik gekommen?

Rumänien sei ein Land, in dem alle sängen und so sei sie im Rahmen von Familienfesten und dann in Schule und Kirche mit dem Gesang in Kontakt gekommen. Bald habe sie gemerkt, dass sie sich mit Gesang besser als mit Worten ausdrücken könne. Der professionelle Kontakt sei dann gekommen, als sie mit 16 die ersten Stunden bei Mioara Cortez (Schwester von Viorica Cortez) genommen habe. 1989, nach sieben Jahren Tätigkeit als Grundschullehrerin (dem Wunsch der Grossmutter nach einer «sicheren» Ausbildung folgend), habe sie beschlossen, sich professionell der Musik zu widmen. Für die Qualität von Moşucs Ausbildung, den Stunden bei Cortez und Solisten der Oper Iaşi und vor allem ihre Selbstdisziplin beim autodidaktischen Studium (ihren Weg habe sie weitgehend allein gefunden), steht der Gewinn des ARD-Wettbewerbs 1990. Weitere prägende Lehrer waren die leider kürzlich verstorbene Mildela D‘ Amico und ihr bei Zürich lebender Landsmann Ion Buzea, mit dem sie immer wieder ihre Stimme kontrolliert. Und nicht zu vergessen: die Ideen und die konstruktive Kritik ihres Ehemanns Christoph Hebeisen.

 

Geburtstage sind auch Gelegenheit in die Zukunft zu schauen.

Seit Herbst 2023 ist Moşuc Professorin für Gesang an der Nationalen Musikuniversität Bukarest. Die Bewerbungsprüfung habe sie mit 100 von 100 möglichen Punkten bestanden. Nun sei sie Professorin jener Institution, von der sie einst geträumt habe, dort zu studieren. Sie unterrichte mit Freude, da sie immer mehr merke, dass sie, speziell in Sachen «italienischer Technik», etwas zu sagen habe und es sogar Studenten gäbe, die explizit bei ihr studieren wollten.

Es bleibt mit der sympathischen Sängerin zu hoffen, dass sich ihr Wunsch nach neue Rollen sich verwirklicht.

 

Januar 2024, Jan Krobot/Zürich

 

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