Edith Kneifl:
DER TOD LIEBT DIE OPER
Ein historischer Wien-Krimi
264 Seiten, Haymon Verlag, 2017
Gustav von Karoly ist wieder da, jener Fast-Edelmann (er ist unehelich, wird aber – versprochen – nach Papas Tod den Titel erben, da dieser ehelich nur Töchter hat), den Krimi-Autorin Edith Kneifl nun schon seit einiger Zeit durch das Wien um 1900 schlendern und Kriminalfälle lösen lässt. Als magische Anziehungspunkte waren schon Schönbrunn, das Riesenrad und der Stefansdom dran, jetzt ist es die Wiener Hofoper, in der gemordet wird.
Allerdings handelt der Roman eher von Gustav als von der Oper (die zweite Leiche auf der Bühne gibt es erst auf Seite 100), man ist also voll beschäftigt, ihm auf seinen Streifzügen durch Wien zu folgen. Wie immer ist er (wenn auch diesmal auffallend wenig) mit seinem Freund von der Wiener Polizei, Rudi, unterwegs, viel mehr mit seiner exzentrischen Halbschwester Marie Luise (die doch glatt einen mordverdächtigen Tenor versteckt), und seine Romanze mit der geliebten Dorothea, die von Zürich kurz auf Besuch heimkommt, gedeiht bis zum Verlobungsring, den er ihr an den Finger steckt – „ja“ hat sie allerdings noch nicht gesagt, aber man hat ja vermutlich noch viele Romane mit dem charmanten, liberalen Gustav vor sich… da wird sich diese Liebesgeschichte zweifellos unendlich weiter spinnen (auch wenn er sich zwischendurch fast von einer Opernsängerin verführen lässt).
Von Oper versteht die Autorin – man sagt es ihr als Opernfreund – nicht allzu viel, vielleicht hält sie deshalb dieses Segment des Buches eher schmal, dafür vermittelt sie – in die Romanhandlung eingeschmuggelt – viel Wissen über die Zeit, in der die Geschichte spielt. Überbordend werden ihre Kenntnisse, wenn sie die Handlung kurz entschlossen an die damalige „Österreichische Riviera“ versetzt, denn in Abbazia kennt sie sich aus, da sprudelt das Wissen nur so, da könnte man das Buch glatt als Reiseführer verwenden, wenn es einen wieder in diese schöne Gegend verschlägt (denn auch im kroatischen Opatija findet man noch jede Menge k.u.k.).
Am Ende war’s ein Mord aus Leidenschaft, bzw. gekränkten Gefühlen, die Lösung ist logisch und vage vorhersehbar, Nostalgiker werden eher zufrieden sein als Opernfreunde, die vielleicht des Titels wegen nach dem Roman greifen.
Und Gustav von Karoly – jederzeit wieder.
Renate Wagner