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DRESDEN/Semperoper: DIE ZAUBERFLÖTE

30.03.2012 | KRITIKEN, Oper

Dresden Semperoper: “ZAUBERFLÖTE“ – 29.03.2012

 Über Achim Freyers Inszenierung, die Mozarts „zauberhafte“, philosophisch-freimaurerische Oper in simpler, kinderbuchhafter Erzählweise mit lustigen, oft aber auch zotigen Gags auf pure Unterhaltung heruntertransformiert, ist schon oft genug berichtet worden. Jetzt wurde sie etwas überarbeitet, wobei noch einige weitere, beim Publikum Heiterkeit hervorrufende eindeutige Details dieser Art hinzugekommen sind. Zudem ziehen sich jetzt die Hauptakteure bei den letzten Takten manch einer großen Arien schon, langsam rückwärts schreitend, in den Hintergrund zurück, so dass sich nach dem letzten Ton die schrägen Türen nur noch schließen müssen und das Publikum keine Möglichkeit hat, seine Freude über gute Leistungen in Beifall auszudrücken.

 Die Besetzungen wechseln häufig. Manche Sängerin pendelt zwischen Pamina und 1. Dame oder Pamina und Papagena hin und her, was natürlich die Variabilität der Künstler fördert, aber auch anstrengend sein dürfte. Eine besonders zarte, fast zerbrechliche Pamina mit natürlicher Anmut war an diesem Abend Elena Gorshunova. Mit junger, klarer, trotz Feinheit gut hörbarer Stimme und schöner Höhe hauchte sie der Bühnenfigur Leben ein. In die Arie „Ach, ich fühl‘s, es ist verloren“ legte sie viel Gefühl und sorgte für berührende Momente.

 Mit der Leichtigkeit einer Soubrette (und etwas vordergründigem Vibrato) sang Anna Siminska die Königin der Nacht ohne Fehl. Von ihren 3 Damen fiel vor allem die klangvolle Stimme von Barbara Senator (2. Dame) sehr positiv auf, gefolgt von Roxana Incontrera (1. Dame).

 Star des Abends war zweifellos der an der Semperoper leider selten gewordene Georg Zeppenfeld, dessen Zarastro – und nicht nur diese Rolle – international zum Markenzeichen geworden ist. Kürzlich sang er in der Lyoner Oper im „Parsifal“ einen Gurnemanz, der vom Lyoner Publikum – ganz unüblich für eine Opernaufführung – mit Standing Ovations honoriert wurde. Mit seiner edlen, würdevollen Sprechstimme und vor allem seinem wunderbaren, makellosen Gesang, bei dem die gefürchteten Tiefen noch von Klangschönheit erfüllt sind, und seiner intensiven darstellerischen Gestaltung erfüllt er jede, von ihm verkörperte Rolle mit Leben, und der Sarastro ist eine seiner allerbesten. Er bringt das entsprechende Niveau dafür mit, das nicht so leicht zu erreichen ist.

Der für die Aufführung als Tamino vorgesehene Andrej Dunaev musste krankheitshalber absagen. An seiner Stelle sang und spielte Benjamin Bruns, wobei vor allem dessen agiles Spiel überzeugen konnte. Der Stimme hätte man gern etwas mehr Glanz gewünscht. Man hat noch immer die wunderbare Stimme von Wookyung Kim im Ohr, der jetzt in aller Welt singt, sich Dresden aber immer noch sehr verbunden fühlt.

 Bis zur Pause war Christopher Magiera als Papageno auf der Bühne, dann zog er sich krankeitshalber zurück. Für ihn sprang Markus Butter ein, der zuvor einen passablen Sprecher gegeben hatte. Er brachte Leben in die Rolle. Die besondere Situation veranlasste ihn offenbar zu ausgelassenem, witzigem Spiel mit seiner possierlichen Papagena, gesungen und gespielt von Christiane Hossfeld. Man wird lange suchen können, bevor man wieder eine so niedliche, gut singende Papagena findet.

 Der fugierte Gesang der 2 Geharnischten kann zu einem schönen (Neben-)Höhepunkt werden, was in der Vergangenheit schon oft der Fall war. Mert Süngü  und Allen Boxer (beide vom Jungen Ensemble) hatten aber offenbar Mühe damit. Stellenweise war der eine oder andere überhaupt nicht zu hören, wozu natürlich auch die in diesem Fall akustisch ungünstigen Kulissen und die Regie, die die beiden in eben diese verbannt, ihren Teil dazu beigetragen haben mögen. Ein zuverlässiger Monostatos war hingegen Tom Martinsen.

 Ein Sonderlob verdienen dieses Mal die 3 Knaben vom Dresdner Kreuzchor, die mit klangvollen, tragenden Stimmen ausgesprochen zuverlässig sangen und spielten. Vielleicht trifft man den einen oder anderen Namen später einmal auf einer Opernbühne wieder. Deshalb seien sie hier auch genannt: Marcus Dick, Anton Flämig und Maximilian Thom.

 Die Sächsische Staatskapelle Dresden spielte unter der Leitung von Stefan Klingele, der durch sehr viel Zurückhaltung die Sängerinnen und Sänger unterstürzte und ihnen Sicherheit gab.

 Der Chor der Sächsischen Staatsoper (Einstudierung: Pablo Assante) sorgte hingegen für einen lautstarken Abschluss. Auf der „Bilderbuch“-Bühne war nur Platz für die Herren in Sarastros Gefolge. Der gesamte Chor bleibt bei dieser Inszenierung meist unsichtbar und machte sich offenbar deshalb zum Schluss durch besondere Lautstärke bemerkbar.

 Ingrid Gerk

 

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