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DRESDEN/Frauenkirche: GIUSEPPE VERDI IM JUBILÄUMSJAHR UND CÉSAR FRANCK

Dresden/Frauenkirche: GIUSEPPE VERDI IM JUBILÄUMSJAHR UND CÉSAR FRANCK – 22.6.2013

 In Italien wird Giuseppe Verdi nicht nur in seinem Jubiläumsjahr verehrt und gefeiert, in Deutschland steht er derzeit im Jubiläumsjahr etwas im Schatten des im gleichen Jahr geborenen, von ihm bewunderten, Richard Wagner. Deshalb war es umso erfreulicher, dass Matthias Grünert ein selten aufgeführtes und daher wenig bekanntes sakrales Werk Verdis mit dem Chor der Frauenkirche und dem Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera zur Aufführung brachte. Verdis „Messa da Requiem“ kennt wohl jeder Musikfreund, die „Quattro pezzi sacri“ hingegen werden hierzulande nur selten aufgeführt.

Einmal im Jahr ist das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera in der Dresdner Frauenkirche zu Gast. Die Musiker waren in großer Besetzung angereist und spielten zunächst die 3sätzige „Symphonie d-Moll“ (FWV 48) von César Franck, ein Werk von herber Schönheit, kühner Harmonik und ungewöhnlicher Melodik, das einen ganz besonderen Reiz ausübt. Es entstand erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt und erlangte seine Popularität erst nach seinem Tod.

Sehr Kontrastreich, sauber intoniert, und mit viel Engagement wurde vor allem die „aufgewühlte“ Seite der Musik bis zur lautstarken Steigerung zum Ausdruck gebracht, wurde die kraftvolle, energische Seite betont, so dass schon nach dem 1. Satz der Applaus (unplanmäßig) einsetzte. Sehr schön wurde der sensible 2. Satz mit seinem leicht melancholischen Flair musiziert. Im 3. Satz wechselten temperamentvoll gestaltete Passagen, mit feiner Melodik. Das Orchester spielte mit Vehemenz und Hingabe, sehr konzentriert und auf Qualität bedacht. Allerdings „kollidierte“ die Lautstärke zuweilen mit der Akustik des Kirchenraumes. Eine Steigerung bis an die Grenzen ist hier nicht ratsam. Eine Idee leiser sorgte dann immer für mehr Klarheit und auch Klangschönheit.

 Verdis „Quattro pezzi sacri“ wurden mit großem Chor gesungen, teilweise vom Orchester begleitet. Das erste Stück, das „Ave Maria“, war dominiert von den sehr sicheren, klangvollen Frauenstimmen, die mit erstaunlicher Homogenität die dynamischen Schattierungen hörbar werden ließen und maßgeblichen Anteil am Gelingen des a capella gesungen Stückes hatten. Abgesehen von (zwei) einzelnen Männerstimmen, die anfangs aus dem sonst homogenen Chor „herausfielen“, bewältigten auch die Herren ihre Aufgaben gut.

 Das zweite, umfangreichste Stück, „Stabat Mater“ wurde vom Orchester begleitet. Dem Oratorien gemäß, brachte der dramatische Chor Furcht und Schrecken, aber auch Trost und Versöhnung zum Ausdruck.

 Im expressiven dritten Stück „Laudi alla Vergine Maria“ („Lobgesänge zur Mutter Maria“), wieder a capella gesungen, fielen wiederum die sehr guten Frauenstimmen mit ihrer besonders feinen Abstimmung auf, die, ergänzt durch die Männerstimmen, das Stück sehr fein, sehr leise ausklingen ließen. Auch hier kam leider der Applaus wieder zu früh – betrachten wir ihn als Zustimmung und Begeisterung.

 Das vierte Stück, „Te Deum“, begann mit kraftvollem Männerchor, in den dann Frauenchor und Orchester homogen und sehr eindrucksvoll einstimmten. Das Stück wurde in schöner Konformität machtvoll, triumphal, fast sieghaft gestaltet, bis die Stimmen schließlich langsam zurückgenommen werden. Aus Chor und Orchester erhebt sich gegen Ende eine Solostimme, um die Aussage noch zu steigern. Die relativ kurze Passage mit der Hoffnung auf Errettung wurde von der Sopranistin Jana Büchner beeindruckend und ergreifend gesungen.

 Ingrid Gerk

 

 

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