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DRESDEN/ Semperoper: GEDENKKONZERT FÜR SIR COLIN DAVIS

Dresden / Semperoper: ERGREIFENDES GEDENKKONZERT FÜR SIR COLIN DAVIS – 9. 5. 2013

 
Sir Colin inmitten „seiner“ Sächsischen Staatskapelle   Foto: Matthias Creutziger

Mit einem Gedenkkonzert am Himmelfahrtstag nahmen die aktiven und ehemaligen Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die Sir Colin in einer über 30jährigen, engen Freundschaft und idealen Zusammenarbeit erlebt haben, Abschied von ihrem, am 14.4. unerwartet verstorbenen, ersten und bisher einzigen Ehrendirigenten. Mit ihnen gedachten die überaus zahlreich erschienen Musikfreunde, die unter seiner Stabführung unvergessliche Konzerte und Opernaufführungen erleben konnten, Menschen, die ihn kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben und Vertreter der Medien dieses einzigartigen Musikers und Menschen, der allen so viel bedeutet hat.

 Es erklangen Werke der Komponisten, die Sir Colin besonders am Herzen lagen und um die er große Verdienste erworben hat.

 Bei der „Serenade für Streichorchester e-Moll“ op. 20 von Edward Elgar schien es, als würden die Musiker in persönlichem Gedenken nur für ihn spielen, in Erinnerung an die gegenseitige Sympathie und wunderbare Zusammenarbeit, die seit der ersten Begegnung anlässlich einer Schallplattenaufnahme der Mozart-Symphonien 1981 bestand, so viel Innerlichkeit und Verklärung lag über dem Stück, mit so viel Hingabe und Akribie wurde jedes Detail ausmusiziert, so schwebend leicht, in beinahe „überirdischer“ Schönheit erklang das Stück.

 Bei der ergreifenden Wiedergabe der „Scène aux champs“ aus „Symphonie fantastique“ op. 14 von Hector Berlioz wurde unwillkürlich die Erinnerung an die unvergessliche Aufführung des „Requiems“ von Berlioz am 13. und 14.2.1994 in der Dresdner Kreuzkirche anlässlich des Gedenktages an die Zerstörung Dresdens unter seiner Stabführung lebendig, die alle bis dahin gehörten Interpretationen dieses Werkes in den Schatten stellte.

 Die Musiker spielten ganz in der Art seiner Interpretation, als stünde er am Pult, mit dem für ihn typischen Herausarbeiten der feinsten Details ohne die großen Linien aus dem Auge zu verlieren, mit dem tiefen Verständnis für die Musik und in dem stillen Einvernehmen und gegenseitigen Verstehen zwischen Dirigent und Orchester. Er hatte stets intensive Werkvorstellungen, arbeitete aber gute Passagen, die das Orchester von sich aus brachte, nach Möglichkeit ein. Es war ein gegenseitigen Geben und Nehmen und ein gemeinsamer Dienst an der Musik.

 Nun stand sein Schüler und „Ziehsohn“, Robin Ticciati, der schon als Jugendlicher von Sir Colin gefördert wurde und bereits mehrfach Gastdirigent bei der Kapelle war, an seiner Stelle am Pult. Sir Colin hat sein vielfältiges Wissen und Können, seine Erfahrungen und sein Werkverständnis gern an die nächste Generation weitergegeben.

 Erinnernde und ehrende Worte sprachen der Orchesterdirektor der Sächsischen Staatskapelle, Jan Nast, der Solocellist und Vorsitzende des Kammermusikbeirates der Sächsischen Staatskapelle, Friedwart Christian Dittmann und der Sänger und frühere Stellvertretende Intendant der Semperoper (1989-1991) und Operndirektor (1991- 2003) Rolf Wollrad. Sie alle fühlen sich ihrem „Sir“, wie er liebevoll vom Orchester genannt wurde, über den Tod hinaus eng verbunden.

 Sir Colin liebte W. A. Mozart über alles und plante für 2014 ein Konzert mit der Kapelle, für dessen Programm er spontan Mozart vorschlug. Nun fanden sich Sänger der Semperoper und Sächsischer Staatsopernchor (Einstudierung: Pablo Assante) zu einer sehr eindrucksvollen, ausgewogenen Wiedergabe der Schlussszene aus Mozarts letzter Oper „Titus“ zusammen, Daniel Behle (Tito), Emily Duncan-Brown (Vitellia), Elena Gorshunova (Servilla) Antigone Papoulkas (Sesto), Kin Shi (Annio) und Thilmann Rönnebeck (Publio) sowie Johannes Wulff-Woesten am Hammerflügel.

 Mit langen Minuten des Schweigens und stillen Gedenkens vor dem Applaus nahmen die Musikfreunde Abschied von ihrem geliebten, bewunderten und verehrten Maestro, dem sie sich immer mit Herz und Sinn verbunden fühlen und ihn in liebevoller Erinnerung behalten werden.

 Unvergesslich werden neben der grandiosen Aufführung des „Requiems“ („Grande Messe des Morts“) von Hector Berlioz und seinen zahlreichen eindrucksvollen Opern- und Konzertaufführungen auch die unwiederbringlichen Aufführungen von Beethovens „IX. Symphonie“ und Mozarts „Idomeneo“ (konzertant) bleiben.

 Wir werden uns immer in ehrendem Gedenken an ihn und seine einmaligen Interpretationen erinnern.

 Ingrid Gerk

 

 

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