13.03.2022 Semperoper/Dresden/TV „Aida“
Copyright: Semperoper/Ludwig Olah
Die Semperoper setzt auf klassisches Repertoire, da kann wenig schiefgehen, meint man. Das tolle Orchester, Christian Thielemann am Pult – wenngleich nicht in seinem Stammgebiet, der dramatischen deutschen Oper – und ein gut ausgewogenes Sängerensemble sollten keinen Misserfolg geben. Katharina Thalbach, eine nicht ganz unumstrittene Regisseurin, konnte sich manche mögliche Neu- und Umdeutung verkneifen. In einem etwas langweiligen Bühnenbild (Ezio Toffolutti), ein Einheitsbrei aus Holz, mit Kostümen ( ebenfalls Ezio Toffolutti), die zwischen Alltag im Nirgendwo und Festgewänder im Irgendwann anzusiedeln sind, passiert alles nach Plan. Die Rampe wird gerne heimgesucht, Hände werden gerungen, alles wie gehabt. Die Personenführung ist unauffällig, man hätte das ganze auch konzertant aufführen können.
Christian Thielemann bemühte sich, eigene Ideen einzubringen, das gelang vor allem bei „Celeste Aida“ und „O terra addio“ mit extrem langsamem Tempo. Zum Glück reichte der lange Atem bei den Protagonisten. Der Triumphmarsch in erwartbarer Heftigkeit gespielt, die Bläser waren nicht ganz fehlerfrei am Werk.
Bleiben noch die Solisten: Krassimira Stoyanova konnte in der Titelrolle in den dramatischen Passagen nicht mit der gewohnten Klasse aufwarten, das „Numi pieta“ war aber genauso berührend wie eh und je. Es ist erstaunlich, wie sie nach so vielen „Dienstjahren“ ihr Leistungslevel halten kann. Francesco Meli als Radames – da hat man schon viele Tenöre gehört, die einen größeren Eindruck hinterlassen haben. Brav, bieder, das ist eigentlich das schlimmste, was man von einem Helden sagen kann. Für manche Passagen im dramatischen Bereich fehlt es ihm an Kraft. Quinn Kelsey hatte mehr als genug davon, sang den Amonasro, er erfüllte seine Rolle mit bösem Temperament. Oksana Volkova war als Amneris äußerst präsent, ihr kraftvoller, wohlklingender Mezzo reichte sogar für die Gerichtsszene. Georg Zeppenfeld war eine Luxusbesetzung für den Oberpriester, Andreas Bauer Kanabas als König sehr rollendeckend.
Etwas schadenfroh könnte man sagen, dass anderswo auch nur mit Wasser gekocht wird.
Johannes Marksteiner