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DRESDEN / Semperoper: 3. SYMPHONIEKONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN MIT HERBERT BLOMSTEDT UND KRYSTIAN ZIMERMANN

Dresden / Semperoper: 3. SYMPHONIEKONZERT DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN MIT HERBERT BLOMSTEDT UND KRYSTIAN ZIMERMANN 26.10.2014

Krystian Zimerman High Res 1 - credit Kasskara and DGG
Krystian Zimerman. Foto: Kasskara und DGG

 Seit mehr als 40 Jahren ist Herbert Blomstedt der Sächsischen Staatskapelle Dresden eng verbunden. Nach seinem „Einstand“ 1969 prägte er von 1975 – 1985 als Chefdirigent die Geschicke des Orchesters. Seitdem kommt er zur Freude seiner zahlreichen Freunde, Verehrer und Verehrerinnen immer wieder gern nach Dresden, um ein Symphoniekonzert „seiner Kapelle“ zu dirigieren.

 Es grenzt an ein Wunder, was er, nunmehr 87jährig, leistet. Unter den großen Dirigenten seines Jahrganges ist er allein aktiv geblieben. Fit „wie ein Turnschuh“, mit elastischem, aufrechtem Gang betrat er die Bühne der Semperoper und leitete agil und flexibel das 3. Symphoniekonzert auf höchstem Niveau.

 Mit wenigen, verhaltenen, aber ausdrucksvollen Gesten formte er die leisen, ruhigen Passagen und mit etwas ausladenderen die dynamischen, kraftvollen in Wilhelm Stenhammars (1871 – 1927) spätromantischer, vom Kontrapunkt bestimmten, „Symphonie Nr. 2 g‑Moll“ (op. 34), bei der er stets auch die Gesamtkomposition im Blick hatte. An der Bewegung seiner Hände war bereits die zu erwartende Interpretation abzulesen.

 Als „schwebte“ sein Geist über dem Orchester, spürten die Musiker mit Hingabe und Perfektion seinen Intuitionen nach, allen voran die wunderbaren Bläser (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune) die bei ihren relativ kurzen, aber anspruchsvollen solistischen Einsätzen aufhorchen ließen, und auch die immer zuverlässigen mit ansprechender Klangschönheit musizierenden Streicher sowie die angemessene Pauke.

 Mit dieser Symphonie fand Blomstedt als amerikanischer Dirigent schwedischer Abstammung zu seinen Wurzeln zurück. Die schwedische Musik liegt ihm im Blut. Er inspirierte die Musiker zu besonders feinsinnig ausgearbeiteten Passagen und behielt den großen Überblick über die Strukturen dieser großangelegten Symphonie mit ihrem monumentalen Charakter und einem unablässigen rhythmischen Energiestrom, der die 4 Sätze durchzieht und im 4. Satz in einer Doppelfuge kulminiert. Gemeinsam spürten Dirigent und Orchestermusiker den inneren Zusammenhängen der Musik nach und bescherten dem Publikum ein unvergessliches Erlebnis mit der musikalischen Geisteswelt eines im deutschen Raum wenig bekannten Komponisten bei einer Wiedergabe, die kaum mehr zu „toppen“ sein dürfte.

 Ein in Dresden ebenfalls bekannter und beliebter, aber nicht oft zu hörender Gast ist Krystian Zimerman, der sich anstelle des vorgesehenen 5. Klavierkonzertes von Beethoven, dem „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d‑Moll“ (op. 15) von Johannes Brahms widmete. Bei dieser „Symphonie mit obligatem Klavier“, betonte Blomstedt denn auch sehr die sinfonische Seite. Der wuchtigen Orchestereinleitung mit leichter Überbetonung der Pauken-“Stimme“ folgte der Einsatz des Klaviers tatsächlich wie eine hervorgehobene Orchesterstimme. Mit klassisch klarem, sehr leichtem Anschlag spielte Zimerman äußerst exakt und trotz dominantem Orchester jeden Ton hörbar. Er integrierte seinen Solopart gleichsam in diese „Symphonie“. Zwischen Pianist, Dirigent und Orchester bestand eine kontinuierliche Harmonie, die das Werk aus anderer Sicht als gewohnt, aber sehr eindrucksvoll zu Gehör brachte.

 Es war ein großartiger Abend, großartig in jeder Beziehung, bei der Auswahl der Werke, der Interpreten und der intellektuell-emotionalen Wiedergabe.

 Ingrid Gerk

 

 

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