Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DRESDEN/ Rundkino – LIVE AUS PARIS: FALSTAFF

13.03.2013 | KRITIKEN, Oper

Dresden / Rundkino: LIVE AUS DER OPÉRA NATIONAL DE PARIS: „FALSTAFF“ – 12.3.2013


Foto: Cineplex

 Dank dem Rundkino, das neben einem umfangreichen Kinoprogramm auch Klassik-Live-Übertragungen anbietet, haben es die Dresdner leicht, ausgezeichnete Opernaufführungen der berühmtesten Opernhäuser der Welt unmittelbar mitzuerleben – ohne Kofferpacken, Hotelbuchung und längere Flug- oder Zugreisen. Neben der Met werden auch sehr gute Aufführungen anderer renommierter Opernhäuser übertragen, kürzlich z. B. Verdis letzte und heiterste Oper – „Falstaff“.

 Schon die Titelfigur des internationalen Solistenensembles war ausgesprochen stimmig besetzt. Der italienische Bariton Ambrogio Maestri, äußerlich an Pavarotti, stimmlich und mimisch an Leo Slezák erinnernd, schien als Sir John auf die Welt gekommen zu sein. Er sang vortrefflich in allen Stimm- und „Lebens“-Lagen. Sein Gesichtsausdruck enthielt alles an, wie selbstverständlich wirkender, Komik, was man sich idealerweise unter dieser Rolle vorstellt – ein urkomischer Typ mit ausgezeichneten Gesangsqualitäten, der sich und die Welt „auf die Schippe“ nimmt und am Ende resümiert“ „Alles ist Spaß auf Erden, der Mensch als Narr geboren“.

 Ihm zur Seite standen zwei ebenso charmante wie gut singende, von ihm angebetete, Frauen, die agile bulgarische Sopranistin Svetla Vassileva, ein echtes Theaterblut „mit Pfiff“, als Mrs Alice Ford und die einzige Französin unter den Solisten, die mit einer schönen Stimme „gesegnete“ Gaelle Arquez als Mrs Meg Page.

 Als „ihre“ Tochter Nannetta begeisterte die junge, hübsche Elena Tsallagova, aus Ossetien (Kaukasus) gebürtig und Schülerin von Ileana Cotrubas, die diese Partie demnächst auch in Berlin singen wird. Hinreißend zart und schön sang sie sich mit ihrem Elfengesang in die Herzen des Publikums. Als ihr Geliebter Fenton zeigte der charmante Paolo Fanale nicht nur, was er in der Kehle, sondern auch sportlich in petto hat.

 Die gewitzte, ach so aufrichtig wirkende und doch verschlagene, Mrs. Quickly wurde plausibel von der etwas molligen Kanadierin Marie-Nicole Lemieux gegeben, die wunderbar in ihre Rolle als typische Volksseele, die sich im Leben zurechtfindet, passte, und selbstverständlich auch singen konnte!

 Der polnische Bariton Artur Rucinski wirkte als Ford auf den ersten Blick relativ jung und zurückhaltend, aber welche Stimme und welch stimmiges Spiel!

 Selbst die Nebenrollen waren mit entsprechenden Typen besetzt: Raúl Ciménez als Dottore Cajus, Bruno Lazzaretti als Bardolfo und Mario Luperi als Pistola – alles in allem eine Aufführung „ohne Brüche“ oder „Fehlbesetzung“. Alle Darsteller passten wunderbar in ihre Rollen und wirkten sehr natürlich, unterstrichen (oder auch „korrigiert“) von sehr geschickter Maske und den üppigen Kostümen, die zwar nicht in Shakespeares, aber in Verdis Zeit angesiedelt und immer eine Augenweide waren (Elena Rivkina).

 In der Inszenierung von Dominique Pitoiset spielt sich alles vor einer großen „Miets“-Häuserwand ab, bei der alles, was zur Handlung gehört, „drin“ und „dran“ ist und bei der – natürlich – auch moderne Gags integriert waren, wie ein großer Oldtimer-„Ford“, aus dem Mr. Ford moderne Einkaufstüten mit den Kostümen für den nächtlichen Spuk verteilt, aber solche „Verfremdungseffekte“ waren hier nicht vordergründig, sondern erhöhten den Spaß (Bühnenbild: Alexandre Beliaev).

 Es ist eine wirklich heitere Inszenierung, die von den ausgezeichneten Sänger-Darstellern getragen wird, eine Aufführung, bei der man endlich wieder einmal bei schönen Stimmen schwelgen konnte.

 Im Orchestergraben leitete Daniel Oren das Orchester der Opéra National de Paris. Es sang der Chor der Opéra National de Paris (Einstudierung: Patrick Marie Aubert), der am Ende recht ernste Gesichter machte, während sich die Protagonisten mit strahlenden Gesichtern über den stürmischen Beifall freuten.

 Ingrid Gerk

 

 

Diese Seite drucken