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DRESDEN/ Frauenkirche: VALER SABADUS UND DIE HOFKAPELLE MÜNCHEN

Dresden/Frauenkirche: VALER SABADUS UND DIE HOFKAPELLE MÜNCHEN – 18.10.2014

 In diesem Jahr, in dem für so viele Komponisten ein Jubiläum zu feiern war, lag der Schwerpunkt naturgemäß bei Richard Strauss, aber es gab auch den 300. Geburtstag für gleich drei der bedeutendsten Vertreter der Vorklassik oder des „Galanten Stils“ zu feiern, für Carl Philipp Emanuel Bach, Gottfried August Homilius und last but not least Christoph Willibald Gluck (1714-1787).

 In der Reihe „Brücken – Klangspuren“ gestaltete die Hofkapelle München zusammen mit Valer Sabadus in der Dresdner Frauenkirche einen Konzertabend mit Werken von Gluck und seinen Zeitgenossen, sozusagen als Mittler der Brücke zwischen Dresden und Wien. Gluck, der in der Oberpfalz geboren wurde, prägte seinerzeit maßgeblich das Musikleben in Wien. Sein „Nachfolger“ in Wien, W. A. Mozart, hat Dresden zweimal besucht. Johann David Hainichen (1683-1729) und Johann Adolph Hasse (1699-1783) wirkten vor allem am Dresdner Hof, wobei Hasse später auch einige Jahre in Wien lebte und komponierte.

 Der 28jährige, aus Arad (Rumänien) gebürtige Countertenor Valer Sabadus gehört zweifellos zu den vielversprechenden jungen Countertenören seiner Generation. Von ihm wird noch viel zu erwarten sein. Zurzeit konzentriert er sich vor allem noch auf die gesangstechnische Seite, auf Tonreinheit und Exaktheit. Er singt sehr kontrolliert, kann aber auch dramatisch und lyrisch fein und mit schönem Piano bis zum Pianissimo singen. Er verfügt über eine wunderbar klangvolle Höhe, bei der die Stimme aufblüht, und hat jenen Schmelz, vergleichbar den „süßen“ Kastratenstimmen, die das Publikum in der Barockzeit nach Berichten von Zeitzeugen in Ekstase versetzten. Mit sehr langen Trillern und sehr sauberen, scheinbar mühelosen Verzierungen, auch a capella, hat er alle Voraussetzungen für einen überragenden Countertenor. Was noch „ausbaufähig“ erscheint, ist die emotionale Seite, ein Verbinden all dieser Tugenden zu einer Einheit im Erfassen der Musik mit ihren inneren Zusammenhängen und das verinnerlichte Gestalten der Partien, was stellenweise schon anklang.

 Beginnend mit „Salve Regina“ A‑Dur von Hasse und je 1 Arie aus Glucks Opern „Semiramide“ und „Demetrio“ sowie Rezitativ und Arie aus dessen Oper „Paride ed Elena“ steigerte er sich von Arie zu Arie und gipfelte in Rezitativ, 2 Arien und Rondo“ aus Antonio Sacchinis (1730-1786) Oper „Il Cid“, und einer ebenso kunstvollen Zugabe, bei der er alle Kunstfertigkeiten des barocken Belcanto präsentieren konnte, mitunter sogar in harmonischer „Zwiesprache“ mit dem Orchester. Von Komposition zu Komposition wurde seine Stimme gelöster, sein Gesang immer „flüssiger“. Man wird noch viel von ihm erwarten können. Vielleicht macht er einmal „in der Welt von sich reden“.

 Die Hofkapelle München begleitete ihn unter der Leitung von Rüdiger Lotter am 1. Pult nicht nur bei seinen Arien, sondern steuerte auch in zügigem Tempo die „Sinfonia“ aus der Oper „Didone Abbandonata“ von Hasse, ein „Concerto in G“ (Seibel 215) von Hainichen und die „Sinfonie A‑Dur (KV 20) von W. A. Mozart bei. Während manche Blechbläser möglicherweise leichte Probleme wegen Temperaturschwankungen hatten, nahmen Flöten und Barockoboe mit ihrem „samtenen“ Klang gefangen.

 Ingrid Gerk

 

 

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