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DRESDEN/ Frauenkirche: REGENSBURGER DOMSPATZEN


Foto: privat

Dresden/Frauenkirche: REGENSBURGER DOMSPATZEN 14.7.2018

Die Regensburger Domspatzen gehören zu den ältesten und berühmtesten Knabenchören der Welt. Sie können auf eine über 1000jährige Tradition zurückblicken, wenn auch mit Unterbrechung. Der Name „Regensburger Dompatzen“ wurde erstmalig 1910 von der Presse anlässlich einer Konzerteise nach Prag erwähnt, zuvor war nur von „Domchor“ oder „Domcapelle“ die Rede. Tatsächlich gibt es einen Spatz aus Naturstein, der  (jetzt als Kopie) dauerhaft auf dem Dach des Regensburger Domes sitzt, das liebevoll gestaltete Original ist im Dom zu bewundern. Außerdem wurden früher Kinderchöre gern als Spatzen“ bezeichnet. Man denke nur an die „Spatzenmesse“ von W. A. Mozart. Aus dem Chor gingen u. a. bekannte Sänger/Opernsänger wie Werner Güra und Michael Schopper sowie Dirigenten wie Lothar Zagrosek hervor, aber auch Emanuel Schikaneder, der in Wien geschätzte Theaterdirektor und Librettist von Mozarts „Zauberflöte“. Weltberühmt wurde der Chor durch die Tätigkeit von Domkapellmeister Theobald Schrems (1924–1963).

Jetzt waren etwa 60 junge Sänger angereist und boten in ihrem Konzert in der Dresdner Frauenkirche in einer abwechslungsreich und geschickt gestalteten Programmfolge einen repräsentativen Querschnitt ihres Repertoires von bekannten und unbekannten Komponisten aus fünf Jahrhunderten von der Renaissance bis zur Moderne.

Unter der Leitung von Roland Büchner, seit 1994 Leiter des Chores und Nachfolger von Georg Ratzinger (1964–1994), dem Bruder des emeritierten Papstes mit der kurzen Amtszeit, Benedikt XVI., werden in dem Chor die besten Chortraditionen fortgesetzt. Mit klangvollen Knabensopranen und gut ausgebildeten jungen Männerstimmen wurden in schöner Homogenität und gutem Stilgefühl Chorsätze von T. L. de Victoria, G. P. da Palestrina, Orlando di Lasso, M. Ingegneri, G. Gabrieli, H. L. Hassler, M. Vulpius, J. G.  Rheinberger, F. Commer, A. Bruckner, V. Goller und M. Duruflé gesungen. Büchner verstand es, trotz aller Gewissenhaftigkeit, die er nicht bis ins Extreme steigerte, den natürlichen Klang der Stimmen zu bewahren. Allerdings war in der Höhe, besonders im Forte, manche Schärfe zu bemerken.

Aufgelockert wurde das Programm nicht nur durch das Einfügen sehr moderner Kompositionen von G. D. Bárdos, W. Menschick und I. Moody zwischen den traditionsreichen, überwiegend bekannten Sätzen, wobei das sehr eindrucksvoll, mit schöner Klarheit und vielen besonderen Feinheiten gesungene, sechsstimmige „Lux Aurumque“ von E. Withacre besonders beeindruckte, sondern auch durch zwei Beiträge zweier junger „Organisten“ und Sänger aus dem Chor auf der großen Orgel der Frauenkirche, beide 17 Jahre jung. Sie erhielten damit auch Gelegenheit, ihr Können auf der Orgel zu zeigen, denn jeder Chorsänger erhält auch Unterricht auf einem Instrument.

Die beiden spielten mit ursprünglichem musikalischem Empfinden und natürlichem Stilgefühl und passten sich gut der Akustik des Raumes an. Der eine spielte J. S. Bachs „Adagio und Fuge“ (BWV 654) traditionsbewusst und mit guter Diktion, der zweite widmete sich mit jugendlichem Temperament und Enthusiasmus dem „Finale“ aus der „2. Orgelsinfonie“ von Louis Vierne – zwei beachtliche Leistungen.

Mit dem liebevoll und sehr kultiviert gesungenen Lied „Guten Abend gute Nacht“, das Johannes Brahms einst für die Kinder von Robert und Clara Schumann schrieb, als Zugabe bedankte sich der Chor für den herzlichen Applaus der Musikfreunde, die das Konzert der Übertragung der Fußballweltmeisterschaft vorgezogen hatten.

Ingrid Gerk

 

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