Dresden/Frauenkirche: NEUJAHRSKONZERT MIT G. F. HÄNDELS „MESSIAS“ – 1.1.2014
Es ist nun schon zu einer schönen Tradition geworden, den Neujahrstag in der Dresdner Frauenkirche mit der Aufführung von G. F. Händels „Messias“ unter der Stabführung von Ludwig Gütller festlich zu begehen. Güttler wählte dazu eine zweistündige Fassung mit geschickten Strichen, die höchstens durch die Pausen zwischen den einzelnen Nummern spürbar wurden. Gesungen wurde in englischer Originalsprache.
Güttler standen sehr gute und erfahrende Solisten und Musiker zur Verfügung. Die von ihm gegründeten Virtuosi Saxoniae aus führenden Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die bewährten und mit der Aufführung Alter Musik vertrauten Hallenser Madrigalisten (Einstudierung: Tobias Löbner), ein „Laienchor“, dessen Mitglieder vorwiegend musikalische Berufe ausüben und dessen stilistische Bandbreite von der Rennaissance bis zu Uraufführungen zeitgenösischer Musik reicht, sowie sehr gute und im Oratoriengesang erfahrene Solisten.
Mit der umfangreichen Altpartie war der junge Altus Benno Schachtner besetzt, der als erster Countertenor „Bachpreisräger“ des internationalen Bachwettbewerbes Leipzig und zusätzlich mit dem Orchesterpreis ausgezeichnet wurde. Er war hörbar um größtmögliche Exaktheit bemüht, sang gewissenhaft jeden Ton und außerdem schöne, leichte Verzierungen. In den Arien gestaltete er die musikalischen Linien gewissenhaft und sicher. Im Duett „He shall feed His flock like a shepperd“ fand er zu schöner Gemeinsamkeit mit Ute Selbig.
Sie widmete sich der Sopranpartie mit jugendlicher Frische, schöner Stimme, den besten gesangstechnischen Voraussetzungen und vor allem Innigkeit des Ausdrucks. Sie ließ sich die Musik Händels sehr angelegen sein, sang mühelos die schönsten Verzierungen und erreichte eine völlige Konformität mit dem Orchester sowie auch im Duett mit Andreas Scheibner, Bass. Beide erschlossen mit ihren Partien die volle Schönheit der Musik.
Scheibner meisterte souverän, mit kraftvoller Stimme, exakt und scheinbar mühelos die größten Schwierigkeiten und zierte obendrein die Bassarien mit sehr sauberen, ebenso mühelos erscheinenden Verzierungen aus. Alles erschien „fließend“ und „wie selbstverständlich“ – auch die schwierigsten Passagen. Die, von der Trompete in feiner Stufendynamk begleitete, Arie „The trumpet shall sound“ wurde, bestens abgestimmt mit dem Orchester, zum triumphierenden Höhepunkt. Hier erreichten alle Beteiligten die bestmögliche Wirkung dieser Musik.
Sehr gewissenhaft sang auch Georg Poplutz die Tenorpartie. Der Chor trat sicher auf und sang das berühmte „Halleluja“ im Gleichklang mit dem sehr musizierfreudigen Orchester, das während der gesamten Aufführung für einen ausgewogenen Klang und ein sicheres, sehr klangschönes Fundament sorgte und damit für die volle Entfaltung der Musik Händels.
Es war eine sehr ausgeglichene Aufführung mit zahlreichen Spitzenleistungen, bei denen einfach alles stimmte, eine Aufführung die unmittelbar ansprach und gefangennahm und die Zuhörer mit einem Glücksgefühl und innerer Ausgeglichenheit entließ. Schließlich meinte Händel: „Ich würde es bedauern …, wenn ich meine Zuhörer nur unterhalten hätte – ich wünschte, sie zu bessern“.
Ingrid Gerk