Dresden/Frauenkirche: „FESTLICHE BAROCKMUSIK UND BACH-KANTATEN – 4./5.5.2013
Unter dem Thema „Festliche Bläser- und Jagdhornmusik“ wurde bei herrlichem Frühlingswetter in die Frauenkirche zu einem vielseitigen Konzert mit Ludwig Güttler und den, von ihm mit Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden 1985 gegründeten, Virtuosi Saxoniae in die Frauenkirche eingeladen (4.5.). Bläsermusik erfreut sich zurzeit besonderer Beliebtheit, was durch die zahlreich erschienenen Besucher einmal mehr bestätigt wurde.
Bereits beim ersten Stück, dem „Konzert F-Dur für 2 Corni da caccia, Streicher und Basso continuo (B.c.)“ (RV 539 – Urfassung) von Antonio Vivaldi ließen der besondere Klang und die Perfektion des Kammerorchesters in kleiner, d. h. solistischer Besetzung aufmerken. Zu dem feinen Klang der Streicher gesellte sich der frische, klare Klang der 2 Corni das caccia.
Beim „Konzert D Dur für 3 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher und B.c.“ (TWV 54:D4) von G. P. Telemann wurde der ausgewogene Gesamtklang von der Pauke unterstrichen.
Besonders festlichen Glanz entfalteten die Ausführenden bei der „Suite II D Dur“(HWV 349), der 2. Suite aus der berühmten, 3 Suiten umfassenden, „Wassermusik“ von G. F. Händels, von der der englische König Georg I. bei der „Uraufführung“, einer Bootsfahrt auf der Themse (am 17.7.1717), bei der das Orchester auf eigenen Booten hinter der königlichen Barke herfuhr, so angetan war, dass er die Suite bzw. einzelne Teile daraus oft wiederholen ließ. Sehr angetan waren auch die Konzertbesucher von dem hellen, klaren Trompetenkang und den harmonischen Streichern, deren feinsinniger Klang ganz besonders im klangschönen, mit „Herz und Verstand“ ausmusizierten „Lentement“ zur Geltung kam.
Vital und musizierfreudig folgten von J. S. Bach die „Sinfonia“ aus der Kantate „Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte“ (BWV 174) und von Telemann die 11sätzige „Ouvertürensuite D Dur“(TWV 55:D8). Hier verbanden sich Güttlers Trompetenton und der warme, „echt barocke“ Streicherklang, der auf Instrumenten aus neuerer Zeit entstand. Da bewahrheitete sich in praxi, was Reinhard Goebel vor seinem Dirigat des 9. Symphoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle (25.3.) äußerte: „Ob Alte Musik gut gespielt wird, hängt vom Kopf, nicht vom Instrument ab“.
„Bekrönt“ wurde der Abend von der Bach-Kantate „Lobe den Herrn, meine Seele“, bei der sich ein stilsicheres Solistenquartett und das von seinem Leiter, Matthias Jung, sehr gut vorbereitete Sächsische Vokalensemble zu den Orchester-Musikern gesellten. Jung ließ es sich nicht nehmen, in „seinem“ Chor selbst mitzusingen.
Für den Sopran hat Bach in dieser Kantate nur ein Rezitativ vorgesehen. Für die Sopranistin Jana Büchner mit ihrer schönen, klaren Sopranstimme und guten Diktion hätte man sich gern mehr gewünscht. So konnte sie „nur“ in diesem relativ kurzen Auftritt beeindrucken.
Nur für die dunklen Stimmen, d. h. Alt und Bass ist jeweils eine Arie vorgesehen, für die Altstimme sogar mit begleitender Solovioline. Annekathrin Laabs, sang die umfangreiche Alt-Arie mit schöner warmer Stimme und in inniger Harmonie mit der Violine, die von Roland Straumer, dem 1. Konzertmeister der Virtuosi Saxoniae (und der Sächsischen Staatskapelle Dresden) nicht nur begleitend, sondern gleichberechtigt mitgestaltend, hingebungsvoll gespielt wurde.
Mit Bachs Musik ebenfalls eng vertraut, widmete sich Benjamin Glaubitz dem Tenor-Rezitativ und Georg Finger der Bass-Arie. Aufs Schönste ergänzten sich Chor und Orchester beim abschließenden Choral.
Am darauffolgenden Tag folgte der Bachkantate eine weitere in der, ganz Bach gewidmeten, Sonntagsmusik (5.5.), die Kantate „Wahrlich, ich sage euch“ (BWV 1066). Auch hier wirkte eine kleine Gruppe hervorragender Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit, das ensemble frauenkirche, das zu Beginn die „Suite C Dur“ (BWV 1066) mit schönem, frischem Klang, gut gewähltem Tempo und in perfektem Zusammenspiel zu Gehör brachte.
Mit der jungen Susann Ellen Kirchesch, der erfahrenen Britta Schwarz sowie Eric Stokloßa und Matthias Weichert stand auch hier ein stilsicheres Solistenensemble zur Verfügung, das dann allein den „Chor“ für den abschließenden Choral „stellte“. Da sich alle vier Sänger sehr gut aufeinander einstellten, genügte diese „Minimalbesetzung“, wenn damit naturgemäß auch nicht die gewohnte Klangfülle eines Chores „ersetzt“ werden konnte.
Britta Schwarz beeindruckte mit ihrer besonders schönen, warmen Altstimme, ihrem Stilempfinden und geistiger Durchdringung der Musik in der Alt-Arie, die in dieser Kantate ebenfalls von einer Solovioline begleitet und „untermalt“ wird. Wie in einem harmonischen Zwiegespräch ergänzten sich Britta Schwarz und Jörg Faßmann, 1. Konzertmeister des ensemble frauenkirche, in idealer Weise und konform mit Cembalo und Cello. Die Bass-Arie sang Weichert edel und stilsicher. Beide Sänger legten auch Wert auf gute Artikulation, was leider schon nicht mehr selbstverständlich ist.
Ein kleiner „Wermutstropfen“ waren in beiden Konzerten lediglich die kleinen, organisatorisch bedingten, Zäsuren zwischen den einzelnen Nummern, die dem geschlossenen Gesamteindruck ein wenig Abbruch taten.
Matthias Grünert begleitete nicht nur am Cembalo. Er beschloss die Sonntagsmusik mit einer gut konzipierten Wiedergabe von Bachs „Präludium und Fuge a Moll“ (BWV 543) an der großen Frauenkirchenorgel.
Ingrid Gerk