Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DRESDEN/ Frauenkirche: CONCERTO KÖLN & NURI RIAL

Dresden/Frauenkirche: CONCERTO KÖLN UND NURIA RIAL – 15.6.2013


Concerto Köln und Nuri Rial. Foto: Ingrid Gerk

 Das 1985 von Studenten der Kölner Musikhochschule gegründete und auf die historische Aufführungspraxis des 17./18. Jh. spezialisierte Concerto Köln, das sich jetzt neben dem bekannten Repertoire besonders der Wiederentdeckung vergessener oder wenig aufgeführter Komponisten widmet, spielt – einer Sitte der Barockzeit entsprechend – ohne eigentlichen Dirigenten. Gegenwärtig ist der Flötist Martin Sandhoff „Primus inter pares“ (Erster unter Gleichen) und künstlerischer Leiter des Ensembles, das sich in den 25 Jahren seines Bestehens einen ausgezeichneten Ruf erworben hat, den es mit diesem Konzert einmal mehr bestätigte. Die Musiker sind so mit dem historischen Klangbild vertraut, dass man keine Originalinstrumente vermisste.

 Trotz der über die Breite des Altarraums verteilten Musiker erreichte das Ensemble eine hohe Präzision des Zusammenspiels. Obwohl die Musiker vorwiegend auf Nachbauten von historischen Instrumenten spielen, kann man ihre Wiedergabe als „authentisch“ bezeichnen, denn eine gute Wiedergabe hängt nicht nur vom Instrument, sondern vor allem von „Herz und Verstand“ ab.

 Bei J. S. Bachs trompetenglänzendem „Brandenburgischen Konzert Nr. 2“ war eine Trompete historischer Bauart so intonationsrein zu hören, dass es im Zeitalter der kleinen, modernen, hohen Bach-Trompeten kaum besser geklungen haben kann. Ebenso bemerkenswert war die Besetzung des „Brandenburgischen Konzertes Nr. 4“ mit zwei „Flauti d’Echo“ als Soloinstrumente, wie sie von Bach in der Partitur vorgesehen sind (vermutlich erstmalig in neuerer Zeit). Der Nachbau dieser wenig bekannten Instrumente ist offenbar gelungen, denn sie waren im Kirchenraum sehr deutlich und mit schönem Klang zu vernehmen. Weniger deutlich war hingegen die virtuos gespielte „Violine piccolo“ im „Brandenburgischen Konzert Nr. 1“ zu hören, was ihrem solistischen Rang nicht ganz entsprach.

 Dass auf Nachbauten historischer Instrumenten nicht nur klangschön musiziert werden kann, sondern auch eine barocke Prachtentfaltung möglich ist, war u. a. im Adagio des „Concerto grosso Nr.1“ (op. 6) von G. F. Händel zu erleben.

 Durch den Auftritt der katalanischen Sopranistin Nuria Rial, die zwei Arien aus der Bach-Kantate „Tilge, Höchster, meine Sünden“ (BWV 1083 – nach Pergolesis „Stabat Mater“) sehr eindrucksvoll sang, wurde die Instrumentalmusik durch die menschliche Stimme überhöht. Ihr gelang es auch, den virtuosen Solo-Part der Bach-Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ makellos und mit stimmlicher Reinheit und Wärme zu gestalten.

 Dem begeisterten Publikum gewährte sie als Zugabe noch das „Halleluja“ von A. Vivaldi, bei dem sie Gelegenheit hatte, die ganze Palette ihrer stimmlichen Möglichkeiten noch einmal überzeugend auszuschöpfen.

 Ingrid Gerk

 

 

 

Diese Seite drucken