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DRESDEN: DIE ZAUBERFLÖTE – als bewusst schlicht gehaltener Kinderspaß.

14.07.2015 | Allgemein, Oper

 Dresden/ Semperoper: DIEZAUBERFLÖTE am 13.7.2015

Zum 162. Mal seit der Premiere stand Mozarts „Zauberflöte“ in der Regie von Altmeister Achim Freyer auf dem Spielplan der Semperoper Dresden. Freyers Deutung der Zauberflöte liegt mittlerweile in verschiedenen Umsetzungen auf den Bühnen dieser Welt vor, so zum Beispiel als Zirkusstück in der ehemaligen Salzburger Inszenierung von 1997 oder wie hier in Dresden als bewusst schlicht gehaltener Kinderspaß. Überzeichnete, überdimensionale Kostüme sowie die bunte, jedoch klein gehaltene Bühne eröffnen viel Platz für die Fantasie. Der ein oder andere Klamauk überrascht dann doch, zumal man es von Freyer und seinen Inszenierungen nicht gewohnt ist. Vieles bleibt auch konventionell, was ebenso überrascht und zugleicht enttäuscht, hätte man doch mit einer anderen Herangehensweise des Regisseurs gerechnet. Aber am Ende bleibt die Zauberflöte auch bei Freyer „nur“ eine Zauberflöte.  

 Eine fast gänzlich aus dem Ensemble bestehende Besetzung bereitete einen musikalisch beglückenden Abend, allen vorran Ute Selbig als Pamina. Ihr satter und gut geführter Sopran überzeugt vor allem in der Höhe und entlockt der Partie eben jene seelischen Zwischentöne, die den Zuhörer direkt ansprechen. Dass die Mittellage offenbart, wie wenig diese Pamina ein junges Mädchen ist, schmälert jedoch den Gesamteindruck nicht wirklich. Lediglich die Sprechtexte könnten hier und da etwas frischer und natürlicher klingen, da wirkte manches doch schon arg abgeklärt und routiniert. Ihr zur Seite stand der kroatisch-stämmige Tenor Tomislav Mužek als Prinz Tamino, dessen Leistung als solide bezeichnet werden kann. Er wartet mit einer schönen Stimme auf, die hörbar auf dem Weg zu dramatischeren Gefilden ist und nur manchmal mit etwas Nachdruck die mozartschen Klippen bewältigt. In der Inszenierung fühlte er sich scheinbar nicht sehr zu Hause, viele der choreographierten Bewegungen wirkten hölzern und ungenau. Als Königin der Nacht gastierte Christina Poulitsi am Haus und legte eine überzeugende Leistung hin. Beide Arien gerieten sehr gut. Spitzentöne kamen sauber und wohltönend, lediglich im Schlussensemble mit den Damen und Monostatos kam sie mir persönlich etwas zu schmalstimmig und zu wenig royal daher.

Das Buffopaar des Abends war eine reine Freude. Mit viel Einsatz und Charme beherrschte Markus Butter den Papageno und gestaltete gerade die Strophenlieder der Partie sehr eindrucksvoll und abwechslungsreich. Gesang und Ausdruck hielten sich gut die Waage, ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Papageno-Darstellern. Ihm zur Seite die entzückende Christiane Hossfeld als Papagena, die bereits als „Altes Weib“ mit ihrem Wesen und der herzlichen Lache die Sympathien der Zuschauer inne hat und mit viel Körpereinsatz der kleinen Partie Charakter verleiht. Der Sarastro Tilmann Rönnebeck wirkte etwas verhalten, die Stimme manchmal unruhig und zu wenig sonor. Einen sehr guten Sprecher hörte man von Markus Marquardt, dem einstigen Papageno des Hauses. Sehr spielfreudig und dominant präsentierten sich die 3 Damen der Königin in Gestalt von Roxana Incontrera, Angela Liebold und Elisabeth Wilke, wobei vor allem Erstere auch solistisch starken Eindruck hinterliess. Auch die übrigen Rollen gaben ihr Bestes und brachten solide Leistungen, so wie der buffoneske Tenor von Timothy Oliver als Monostatos, den komödiantischen Talenten Julian Arsenault und Christopher Kaplan als in dieser Inszenierung sehr präsenten Priester sowie den schönstimmen Geharnischten Merto Sungu und Evan Hughes, die jedoch akustisch etwas unglücklich platziert waren. 

 Aus dem Graben unter der Leitung von Meastra Julia Jones klang so manches gemächlicher als man es gewohnt sein mag, was vor allem in den Arien der Königin der Nacht spürbar wurde. Negativ viel an diesem Abend der Chor ins Gewicht, allzu schrill krähten die Soprane aus den Ensembles heraus und zerstörten das Gesamtbild. 

Barbara Rosenrot 

 

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