DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN von Tim Theo Tinn – Nr. 3
Theater für den 6. Sinn: Parallelwelt fiktiver Universen in archaischer Tradition und quantenphysikalischer Betrachtung zur Seelensprache
„Was für ein selten dämlicher, aufgeplusterter eitler Geck, der seine wirren Gedanken und wohlgepflegten Vorurteile unkontrolliert ins Internet ausschüttet.“
Kommentar im Festspiele Forum vom Erratum
Mit dieser Würdigung wurden meine Ausführungen Nr. 2 vom 20. Juli kinderstubenfrei in anonymer Wollust ausgezeichnet. Unverstand dürfte hier eine differenzierte Würdigung verhindert haben. Ich eröffne lediglich Perspektiven für mögliche Zukünfte des Theaters, gebe Anregungen, keine Dogmen, keine normativen Vorgaben. Totalitäre Deutungshoheit scheint in manchen Foren angemaßt. Ich bewege mich jenseits vom Mainstream und Konsensrealitäten, von szenischen intellektuellen u. a. Blähungen, ziele auf schärfende Grenzgänge.
J.M.W. Turner: „Licht und Farbe – Der Morgen nach der Sintflut“
5 + 1 menschliche Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und rational nicht fassbare Intuition, Bauchgefühl, Ahnung, Empfinden: außersinnliche Wahrnehmung ist der 6. Sinn (Extrasensorisches). Kennt eigentlich Jeder, wird unterschiedlich bewertet und erlebt. Tatsächlich liegt dies im Menschenursprung, Jedem verfügbar, Viele lassen diese Seelensprache nicht mehr zu. (B.d.G.: Kürzlich hat auch Nikolaus Bachler, Intendant Bay. Staatsoper, seine Intuition als markante Grundlage erklärt)
Theaterursprung: Somit entfernte sich der menschliche Verstand von seiner eigentlichen Natur, von der Seelensprache. Mit zunehmender Dominanz dieses Egos suchte der Mensch magisch – mystische Derivate im Theater für die untergehende Verbindung. Das waren vor rd. 2500 Jahren – Aischylos u. Co., mit Erweiterung als Oper im 16. Jhdt. – Monteverdi u. Co.
Im Hinblick auf heutiges oft nüchtern an tagesaktuelle Konsensrealitäten angelehntes (Musik-)Theater bleibt zu fragen: Kann Naturgegebenes renaturiert werden oder endet diese Individualität/ Kultur des Menschen nach rund 80.000 Jahre endgültig? Dazu muss auch hier die Urkraft des Universums geweckt werden. Theater kann mit kleinem Schubs subtil, verblüffend zu Parallelwelten, dem Urgrund/uralten Energiegewebe/Matrix, zu Quanten- u. mystischen Geheimnissen, archaischer Vergangenheit und mystischer Zukunft, zu seinem Ursprung, der Seelensprache führen.
„Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“ (Mozart, bei Idomeneo- Entwicklung). Das lässt die Deutung zu, dass Mozart Zugang zu Welten hatte, in der alles was ist, war und jemals sein wird (Matrix – Variantenraum) hinterlegt ist.
Somit kommen geniale Bücher, Gemälde, Melodien, Dramen aus der Matrix– aus Paralleluniversen, werden nicht erfunden, ausgedacht sondern erkannt. In dieser Perspektive kann Theater wieder eine neue-alte gesellschaftliche Funktion bei Auflösen der Grenzen zwischen Wissenschaft und Spiritualität, neuen Erkenntnissen und archaischen Weisheiten finden. Der abstrahierte Verstand lies die Seele verkümmern.
Unsere Zivilisation änderte sich durch neue Technologien rasant und drastisch. Massenmedien u.a. haben zu Verhaltensschablonen, unmerklicher Deformation der Psyche geführt: Zombifizierung (s. http://dasdu.de/255)! Gefährlich, fast unbemerkt durch amüsante Narkosen neuer, bequemer Unterhaltung und Kommunikation. Unbewusst unterliegen wir gleichgeschaltet in energoinformativer Matrix (s. z. B. Faßbinder Film: Welt am Draht – 1973, Matrix -Reihe ab 1999 mit Keanu Reeves, u. a.).
Unmerklich verwirklicht sich so Unterwerfung ohne physische Gewalt. Mglw. gibt es bald Weltanschauung ohne jede menschliche Freiheit–sie existiert einfach nicht mehr. Beispiele verlorener Menschlichkeit finden sich schon jetzt in Verwaltungen, Bürokratien, Banken, höherem Management, der Justiz, totalitären Systemen u.a. Mit Fremdbestimmung wird dies entschuldigt. Es gibt sogar Ausprägungen mit klinischer Bestätigung: Borderline -Persönlichkeitsstörung.
Das theatrale Paradoxon sollte sein: nicht dagegen kämpfen! Spielen wir den Possenreißer mit Gleichmut Bewusstsein des Menschen kann durch Theater das nötige energetische Feld schaffen – vieles wird dann obsolet – Geist wird Materie. Theater wird neue/alte Instanz!
Theater- Erblühen/Entfalten: Assoziatives, Metaphern, Allegorien auf mentaler/ emotionaler Ebene imaginieren, Öffnung zu Feinstofflichem. Fantasia mit energetischen Delikatessen: kein Ego wie ein quiekendes, sich windendes Schweinchen bändigen, Spielregeln übertreten, Einflüsse durch Unkonventionelles dämpfen, außergewöhnlich unerwartet reagieren. So brechen wir falsch verinnerlichte Regeln mit lockerer, sorgloser Entschiedenheit ohne Dogmen – Vereinigung extrasensorischer/metaphysischer Realität statt physischem Intellekt.
Die Intuition ist verschwommene Vorahnung. Durch Ablenkung des Verstandes ist die Seele leichter zu erreichen, befreit vom Ego. Also Theater nicht als rational strukturierte, egoorientierte, verkopfte Kritikeranbiederung, sondern als assoziatives intuitives Fühlen, als Intention, Theater der Affekte und Assoziationen, aus Assoziationsmontagen (Eisenstein).
Konsensrealität und idealmögliche Fantastik: neues altes Wissen wird sich so schnell wie das Internet etablieren. Öffnen wir magische Türen zu seltsamen und ungewöhnlichen Dingen, zu einer Realität, die uns ganz nah ist–nun aus falschen Beschränkungen, Zwängen, Stereotypen und dem desillusionierenden Sumpf erlöst wird.
Quantenphysik hat das tiefe Selbst und die tatsächliche reine Bewusstheit wiederentdeckt, identifiziert. In der Antike wurde dies göttlicher Funke, höheres Selbst, Seele, Spirit, etc. genannt. Für unseren Verstand bleibt es unmöglich zu verstehen – aber wir können dessen gewahr werden – mit dem Brückenbauer Theater.
Der Terminus „Vorstellung“ führt im tatsächlichen Wortsinn z. B. zum Vorstellen neuer alter Paradigmen, irrationaler Inhalte. Einem häufig in Inszenierungen gepflegten Alltag muss keine Phantasie gewidmet werden. Durch neue Wissenschaften werden alte spirituelle Weisheiten bewiesen. Damit ist die Zeit reif.
Durch Quantenphysik und archaischen Prophetie erhält z. B. der Begriff „Deus ex Machina“ neue, alte Bedeutung. Dramentechnisch gilt er üblicherweise für unlogische handlungsfördernde Umstände (dramaturgische Konsensrealität), als Magie oder paranormal. Tatsächlich ist im Wortlaut Anderes schon wörtlich vorgegeben – Gott aus der (Theater-)Maschine) bezeichnet schon ursprünglich das Auftauchen eines göttlichen Einflusses. Die bisherige Definition ist Hilflosigkeit durch Nichterkennen.
Imagination schafft neue Wirklichkeit und der Mensch besteht/bestand aus Imagination, der Kardinaltugend des Theaters. Das bedingt Verantwortlichkeit: wenn die Matrix gespiegeltes Weltenleben in allen Varianten reflektiert, wird Ungutes und Desolates entlarvt und neue Wege eröffnen sich.
Ist unser tägliches Gestrampelt denn tatsächlich normal, Konsensrealität unumstößlich?
Könnte es fingiert sein, sich knacken lassen?
Theater kann das: mit der Reflektion auf wunderliche, befremdende Potenzierung problematischer Konsensrealitäten finden sich Ideale, Gralsschalen, nicht in trivialer äußerer Undurchdringlichkeit sondern im Inneren jedes Menschen – die Erweckung durch Initialzündung und Spiegelung des universalen Variantenraumes.
Fortsetzung folgt im September 2018
2.August 2018
Tim Theo Tinn (tinn@timtheo.de)