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DORTMUND – – Musik-Wochenende zum zweiten – von der Innenstadt ins Opernhaus

„Music Circus“ nach John Cage und Konzert „Barock bis Broadway“


Foto: Anke Sundermeier/Theater Dortmund

Dortmund – Musik-Wochenende zum zweiten – von der Innenstadt ins Opernhaus  – „Music Circus“ nach John Cage und Konzert „Barock bis Broadway“ am 6. Oktober 2018


Foto: Anke Sundermeier/Theater Dortmund

„Alles was wir machen ist Musik“ – dieser Ausspruch von John Cage schmückte die Fassade über den Eingängen des Opernhauses Dortmund. Von Cage inspiriert organisierte Sigune von Osten wie schon früher an anderen Orten in Dortmund  einen MusiCircus, in dem  50 Ensembles von A wie Akkordeon-Orchester Recklinghausen bis Z wie „Zeybek Kinder des Türkischen Bildungszentrums“ mit über 800 Mitwirkenden  Musik und musikähnliche Geräusche aufführten von A wie Adele und d’Albert bis X wie Xenakis und Y wie Yiruma. Damit sollte der Beginn der Intendanz von Heribert Germeshausen der ganzen Stadt angezeigt werden..

Das dreistündige Event begann in der Fußgängerzone, setzte sich auf einem Platz vor dem Rathaus (Friedensplatz) fort, ging dann weiter über eine gartenähnliche Anlage (Stadtgarten) zum Vorplatz und ins Foyer des Opernhauses.


Foto: Anke Sundermeier/Theater Dortmund

So wurde etwa auf Ölfässern getrommelt.  Am spektakulärsten war es wohl, als Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks Sirenen einschalteten, Kehrmaschinen kratzten und Strassenkehrer klopften zu einem Besen-Ballett. Ein Chor unter bunten Schirmen verbreitete italienische Stimmung, riesige Alphörner wechselten oder spielten gleichzeitig mit orientalischen Orchestern, Jazzbands, Posaunenchor, Saxofon-Ensemble  und auch Einzelkämpfer wie etwa ein Pianist auf einem rollenden Flügel –  alles  wurde koordiniert nach einer sogenannten „Zeitpartitur“

Trotz dieser Koordination hatten besonders im Freien Ensembles mit grösserer Lautstärke auch den meisten Zulauf, da  viele Zuhörer ganz spontan den Klängen folgten, darunter auch BVB-fans  in schwanz-gelb gekleidet, die sich fühlten wie am Abend vorher in der Oper gewünscht „ritorna vincitor“ Tore hatte es ja soeben genug gegeben. Manche betraten nach eigenem Bekunden zum ersten Mal in ihrem Leben das Opernhaus, um bei diesem oder jenem  Ensemble zu verweilen und zuzuhören – notgedrungen  meistens mehreren gleichzeitig!  Bisher kannten sie es nur als Namen für eine Tiefgarage und eine Haltestelle.

Direkt im Anschluß an den Musicircus fand im Opernhaus dann ein „Willkommens“ – Konzert unter dem Motto „Barock bis Broadway“ mit den Dortmunder Philharmonikern unter Leitung von Philipp Armbruster statt. Als Moderator stellte Intendant Germeshausen Sängerinnen und Sänger mit Gesangsnummern aus ihrem Repertoire vor.

Beim Publikum bekannt und beliebt knüpfte Morgan Moody an einen früheren Erfolg an und sang mit der ihm eigenen Bühnenpräsenz die „Registerarie“ des Leoprello aus „Don Giovanni“ und kurz vor Ende aus „Kiss me Kate“ „So in love“

Zwei  hatten den Mut, vor ihrem Auftritt im „Barbiere di Sivigla“ am Folgetag an diesem Abend zu singen. Als früheres Cover von Cecilia Bartoli und dieser auch im Aussehen ähnlich sang Aytaj Shikhalizada koloraturensicher und keck die Arie der Rosina „Un poce poco fa“ und hatte vorher schon treffsicher und ausdrucksvoll mit halsbrecherischen Koloraturen  bis in hohe Höhen eine Arie von Händel gesungen, die auch schon „Agitato“ im Titel hatte (Agitato da fiere tempeste)

Sunnyboy Dladla nahm  mit helltimbriertem gefühlvollem Tenor auch  bis zu Spitzentönen koloraturensicher,die Arie des Grafen Almaviva „Ecco ridente“ vom nächsten Tag vorweg. Da kam Vorfreude beim Publikum auf den „Barbiere“ auf.

Später in dieser Spielzeit als Turandot auftretend sang Stéphanie Müther mit grosser  Stimme ohne Forcieren zunächst „Vissi d’arte aus „Tosca“. Mit dem „Vilja“ -Lied aus Lehár´s „Lustiger Witwe“ zeigte sie auch ihre Fähigkeit zu Legato-Bögen und zartem p.

Nicht oder noch nicht in Dortmund engagiert sang Matias Tosi  mächtigem Bariton von Hass, Liebe und Seitenwechsel in Zeiten der Revolution „Nemico della patria“ aus „Andrea Chénier“ Als Argentinier erfreute er gegen Ende das Publikum mit einem melancholisch gesungenen Tango.

Fast heldentenorale Töne mit charakteristischer Stimmfärbung  zwischen Karikatur und lyrischem Schmelz zeigte der geborene Dortmunder Mirko Roschkowski mit der „Legende vom Kleinzach“ aus. Zum Ausklang begeisterte er mit „Freunde das Leben ist lebenswert“, dem Hit aus Lehár´s letzter Operette „Giuditta“ – für das Publikum offenbar der Höhepunkt des Abends. Zwischen den Gesangsnummern spielten die in diesen Tagen so vielfach geforderten Dortmunder Philharmoniker rythmisch exakt und mit dem passenden „Sound“ ,auch und vor allem dank Philipp Armbruster´s präziser Zeichengebung, Leonard Bernstein, insbesondere im Vorgriff auf die übernächste Premiere  Ausschnitte aus „West Side Story“

Damit war der Tag noch nicht zu Ende, Es folgte passend zum Vortag begleitet vom Triumphmarsch aus „Aida“ ein Feuerwerk über dem Opernhaus. Ebenso wie zum ganzen Nachmittag war das Wetter auch für diesen Anlaß ideal.

Wer wollte konnte den Abend noch beim Tanz zu Live-Musik im Foyer ausklingen lassen.

 Sigi Brockmann 8. Oktober 2018

 

 

 

 

 

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