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DIE WIENER STAATSOPER – JAHRBUCH 2020

03.10.2020 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

DIE WIENER STAATSOPER – JAHRBUCH 2020
Freunde der Wiener Staatsoper (Hg.)
Reinhard Wiesinger (Gesamtredaktion)
310 Seiten, zahlreiche Fotos

Die altbekannten Opernfreunde (versammelt im Verein „Freunde der Wiener Staatsoper“, der eben sein 45jähriges Jubiläum gefeiert hat) geben, wie jedes Jahr, ihr unverzichtbares Jahrbuch heraus, das nicht nur Mitglieder interessiert, sondern jeden, der in der Wiener Staatsoper seinen festen Platz hat, der immer wieder mit Interesse ins Haus geht, der auch über Vergangenes nachblättern und von Zukünftigen etwas mehr wissen will. Kurz, so wie man es seit mehr als 20 Jahren gewohnt ist, liegt das Jahrbuch mit Rückblick und Vorschau vor.

Am Titel prangt diesmal der „Sommernachtstraum“, der ja so überraschend erfolgreich war – da wusste man noch nicht, dass nach einer Umfrage der „Opernwelt“ Olga Neuwirths „Orlando“ für Opernkritiker die „Uraufführung des Jahres“ sein würde. Letztes Kompliment für den geschiedenen Direktor Dominique Meyer, der auch unter den Interviews dieses Buches vertreten ist.

Man schaut in einführenden Artikeln voraus auf die Premieren der Ära Roscic. Da nur einiges wenige davon „ganz neu“ ist, sind es viele Werke, die nur für Wien „neu“ präsentiert werden, immerhin braucht das Buch über hundert Seiten für seine Einführungen (davon sechs neue/halb-neue Ballettabende, die als „äußerst spannend“ versprochen werden). Es wird gut sein, sich auch vor den Premieren noch einmal einzulesen (aber ein solches Buch verschwindet ja nicht, sondern bleibt wie alle seine Vorgänger im Handapparat von Opernfreunden), etwas Neues erfährt man immer.

„Künstler am Wort“ bringt Weltstars wie Kristine Opolais, Marina Rebeka und Joseph Calleja (der ja leider ein sehr seltener Gast am Haus ist). Thomas Ebenstein steht für das Ensemble, Davide Dato für die Tänzer, dazu eine Diskussion über den doch so schief gegangenen „Fidelio“ – es ist interessant, wie aufgebläht geredet wird, und wie wenig sich davon überzeugend auf der Bühne manifestiert… Aber das ist ja kein Einzelfall.

Und dann noch die beiden Direktoren, Robert Meyer (der damals noch nicht wusste, dass er am absteigenden Ast sitzt) mit Erinnerungen an den Bierkonsum seiner bayerischen Jugend und allerlei Scherzhaftem (es ist ja der Faschingsbrunch).

Und Dominique Meyer, der sich im Rückblick als der geschmeidige Diplomat zeigt, als den man ihn zehn Jahre kannte. Dabei erzählt er durchaus böse Geschichterln, etwa, wie ihn Claudio Abbado oder Seiji Ozawa (waren die beiden so unglücklich in Wien?) leidenschaftlich davor gewarnt hätten, nach Wien zu gehen… Interessant seine Kommentare zu Welser-Möst, dem er vorwirft, die „halbe Zeit in Amerika“ gewesen zu sein. Nun, beide Herren haben ihre Positionen klar gemacht, was stand dahinter? Wahrscheinlich konnten sie sich einfach nicht leiden… Tempi passati. Aber nicht für jeden ist das Meyer-Statement „Ich bin ein ziemlich gelassener Typ“ ausschließlich positiv: Vielleicht mit ein bisschen mehr Leidenschaft? Egal. Vorbei.

Der Bildteil zeigt, was man auch an der Menge der Interviews spürt – Mitte März ging der Vorhang herunter, das Haus hat dreieinhalb Monate verloren, bei zehn Monaten Spielzeit ist das die Reduktion um ein Drittel seiner Möglichkeiten. Übertrieben attraktiv war das Angebot bis dahin ja nicht.

Am Titel der „Chronik“ sieht man Mirella Freni: Es gab Opernfreunde, die haben bei der Nachricht ihres Todes ehrlich geweint. Sie hat viele von uns durch die schönsten Erinnerungen begleitet. Sonst gab es vor allem Geburtstage und Ehrungen zu verzeichnen.

Schließlich noch das Blättern in den Besetzungen, Ja, das ist eine schöne Sache. Ein Bild mit Simon Keenlyside als Posa zeigt, wen wir in der neuen Direktion vermissen. Erinnerungen. Blick in die Zukunft. Alles in Ordnung.

Renate Wagner

 

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