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Die Wiener Staatsoper: JAHRBUCH 2019

10.09.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Die Wiener Staatsoper:
JAHRBUCH 2019
Herausgegeben von den Freunden der Wiener Staatsoper
Gesamtredaktion Rainhard Wiesinger
Verlag Barylli, 2019
Das von den „Freunden“ herausgegebene Jahrbuch der Wiener Staatsoper für „2019“ (Rückblick 18/19, Vorschau 19/20) erfüllt wieder alle Erwartungen: Es gibt viel zu lesen, viel zu erinnern, viel nachzuschlagen. Wie immer bekommt man die Vorschau auf die Premieren der kommenden Saison (die letzte von Direktor Dominique Meyer), und da immerhin zwei Uraufführungen anstehen, „Orlando“ von Olga Neuwirth und die „Kinderoper“, nein, wie der Komponist sagt, „Familienoper“ über Rapunzel, „Persinette“ von Albin Fries, wissen die opernfreundlichen Leser durch genaue Analysen gleich mehr, was ihnen bevorsteht.

Auch wird den verschiedenen „Fidelio“-Fassungen nachgegangen, was besonders nützlich ist, da ja auch das Theater an der Wien seinen Beitrag dazu leistet (nicht so einfallsreich für das Beethoven-Jahr, aber wenn es keine andere Oper gibt, muss man eben herumzipfeln). Und der in die Jahre gekommene Opernfreund wird angesichts der Vorschau auf Verdis „Ballo in maschera“ sehnsüchtig bei der Erinnerung aufseufzen, dass die Premiere von 1958 mit Giuseppe di Stefano, Ettore Bastianini, Birgit Nilsson und Giulietta Simionato besetzt war und jene von 1986 mit Luciano Pavarotti, Piero Cappuccilli und Margaret Price.,, man wird sich ja noch erinnern dürfen.

Wunderbar wie immer ist die Auswahl an Interview-Partnern, die Damen ein wenig in der Minorität, Margarita Gritskova, Annette Dasch, die mit Gatten Daniel Schmutzhard Rede und Antwort stand, und schließlich Lotte Tobisch, deren Erfahrungen lange zurückreichen. Ebenso wie jene des unvergessenen Francisco Araiza, der vor 22 (!) Jahren zuletzt auf der Bühne der Staatsoper gestanden ist – und seine Erinnerungen sind noch so frisch…

Weiters Bernd Weikl, der hier nicht über modernes Regietheater wetterte, sondern von einem Roman erzählt, den er geschrieben hat, René Pape, Carlos Alvarez, und eine edle Tenorriege mit Juan Diego Florez, Andreas Schager und Dmitry Korchak, dem das Dirigieren sehr wichtig ist. Wenn auch nicht so wichtig wie Christian Thielemann, der zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht zu den Intrigen befragt werden konnte, in denen er sich nun gefangen findet…

Die Opernfreunde haben über ihre üblichen Interviews hinaus zusammen mit dem Hotel Bristol einen „Salon Opera“ kreiert, der vor den Premieren noch ein Wechselgespräch mit führenden Protagonisten brachte – das dann ganz auf das jeweilige Werk und die Rollen bezogen. Prächtiger Lesestoff, wie gesagt.

Die Fotogalerie blickt dann auf diese Premieren zurück (das Titelbild des Bandes ziert die unvergessliche Joyce DiDonato als Dido in den „Trojanern“), und die Chronik ist, wie immer, besonders wertvoll: Jubiläen, Ehrungen und auch Verluste, die für die Wiener Oper mit Namen wie Hilde Zadek oder Wilma Lipp besonders herb aufgefallen sind, wenn die alten Damen auch schon Geschichte waren. Auch Monserrat Caballé ist nicht mehr, Theo Adam ist gestorben und andere mehr. Es gab runde Geburtstage von Künstlern, die Wien besonders eng verbunden sind (der Achtziger von Peter Schneider, der Siebziger von Neil Shicoff), es gab neue Kammersänger, und man kann nie alle nennen, auch wenn man es möchte.

Am Ende wieder, nach der Übersicht über das Personal des Hauses, das Vorstellungsverzeichnis, nicht chronologisch, sondern wie meist von „Aida“ bis „Zauberflöte“ und auch die Ballettabende. Diese Almanache haben ein perfektes Konzept gefunden, Vergangenheit und Zukunft eines Opernhauses von Saison zu Saison zu bündeln.

Renate Wagner

 

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