Beppo Beyerl
DIE TRIESTER STRASSE
Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Triest in Bildern
120 Seiten, Edition Winkler-Hermaden, 2015
Wien hat eine Kärntner Straße (die man wohl nicht bis Kärnten verfolgen kann), eine Linzer Straße (die zumindest zweifelsfrei in Richtung Linz weist), die Brünner und die Prager Straße führen zu dem angegebenen Ziel, aber vor allem gibt es die „Triester Straße“, die am Matzleinsdorfer Platz beginnt, sich aber bald im heutigen Sprachgebrauch in die „Siebzehner“ verwandelt, die Bundesstraße 17. auf der die meisten Wiener – wenn überhaupt – nicht weiter als bis zum Semmering fahren. Der Rest ist Südautobahn.
Was es mit dieser „Triester Straße“ auf sich hat, erfährt man in einem inhaltsreichen Buch von Beppo Beyerl, das – wie meist im Verlag Winkler-Hermaden – seinen Reiz vor allem aus dem Bildmaterial bezieht. Die Geschichte der Straße nach dem Süden begann, wie so oft, mit den Römern, für die Straßen eine machtpolitische Notwendigkeit waren. 1719 wurde Triest, der wichtigste Hafen des Habsburger Reichs (das durchaus einen Mangel an Meer beklagen konnte) zum Freihafen, was die Waren verbilligte und den Handel interessanter und lukrativer machte. Da bestand eine echte Notwendigkeit, die vorhandene Straße zu einer Reichsstraße auszubauen und die Hauptstadt mit der Hafenstadt möglichst umweglos zu verbinden..
Das Buch fährt die Straße nun in Wort und Bild nach, wobei die einzelnen Streckenabschnitte auch als Landkarte gezeigt werden, was der Information und Übersichtlichkeit hilft. Das Bildmaterial besteht vordringlich aus alten Ansichtskarten, (laut Bildnachweis großteils aus dem Besitz des Autors), was dem Unternehmen einen nostalgischen Anstrich gibt.
Alte Straßenbahnen, die Spinnerin am Kreuz, viele Straßenansichten entlang des Wegs, der Hauptplatz von Wiener Neustadt, Villen und Gasthäuser, der (relativ kleine) Obelisk am Ende der Neunkirchner Allee, das Stahlwerk in Ternitz, der Semmering und die Pfarrkirche von Maria Schutz, das Panhans anno dazumal. Es ist keine gerade Route, es geht auf und ab in jeder Hinsicht, zwischen Fabrik und Luxushotel, Ebene und Berg.
Die Straße führt weiter durch die Steiermark – und dann heute ins „Ausland“, was zu Zeiten von Kaiser Karl VI. (und bis zum Ende der Monarchie) „alles Habsburg“ war. Allerdings ist ein Straßenschild, das „Jugoslawien“ ankündigt, auch schon wieder historisch…
In Bild und Wort kommt man schließlich über Opicina (die berühmte Straßenbahn) nach Triest. An dem Kanal, der die Stadt durchzieht (und in der Zeit von Karls Tochter Maria Theresia angelegt wurde), wurden damals die Waren, um die es ging, verschifft. Logischerweise stehen weitere Hafenbilder am Ende des Buches, das auch mit seinen Geschichten vom Straßenrand großteils von anderen Zeiten erzählt. Auch noch von jenen, als nicht Waren in den Norden, sondern Menschen in den Süden fuhren, in unbändiger Sehnsucht nach dem Meer…
Renate Wagner