Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DIE MACHT DER KUNSTKRITIK

24.01.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Ibuch macht der kkunstkrtik x~1

lona Sármány-Parsons
DIE MACHT DER KUNSTKRITIK
Ludwig Hevesi und die Wiener Moderne
486 Seiten, Verlag Böhlau, 2022

Ilona Sármány-Parsons ist Fachfrau für die Kunst der  Österreichisch-Ungarischen Monarchie im allgemeinen und für die Person von Ludwig Hevesi im besonderen, dem sie in ihrer Muttersprache schon eine ausführliche Darstellung gewidmet hat. Der opulente deutschsprachige Band über Ludwig Hevesi und die Wiener Moderne unterstreicht im Haupttitel die Bedeutung des Mannes, um den es ihr hier geht: „Die Macht der Kunstkritik“.

Die einstige Macht der Medien ist heute auf die Sozialen Medien übergegangen, hier aber ohne jede Nachhaltigkeit und für die Kultur ohne Bedeutung, weil nur billige Skandale evoziert werden, nicht jene Diskussion, die es in einer Kunstwelt gab, in der Ludwig Hevesi lebte und in der er dank seines Prestiges seinen Beitrag zur Durchsetzung der damaligen „Moderne“ (vor allem Klimt und die Secession) beigetragen hat. Immerhin war er es, der den berühmten Spruch kreierte, der heute noch das Secessioms-Gebäude ziert: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“.

Ludwig Hevesi, der in diesem Kunstband als Person im Zentrum steht, wurde am 20. Dezember 1843 als Lajos Lövy, zu Deutsch Ludwig Hirsch, in dem ungarischen Ort Heves geboren, nach dem er sich später nannte. Aus wohlhabender Familie stammend, studierte er erst in Budapest, dann in Wien, fand aber schon bald im Journalismus seine Berufung. Erst beim „Pester Lloyd“ in Ungarn, einer der angesehensten Tageszeitungen der Monarchie, dann beim Wiener „Fremdenblatt“. Hevesi deckte den Kulturbereich auf den Bereichen Theater und vor allem bildende Kunst ab. Er machte Meinung, ihn „musste“ man gelesen haben.

Als sich das 19. Jahrhundert seinem Ende zuneigte, fand ein entscheidender Paradigmenwechsel in der Kunstwelt statt, eine Revolution der Betrachtungsweisen. Ein Großmeister des Historismus wie Hans Makart mit der überbordenden Üppigkeit seiner Gemälde wurde von den „Modernen“ herausgefordert, die sich dann in der „Secession“ zusammen fanden. Und Ludwig Hevesi stellte sich ganz auf deren Seite, begleitete sie mit seinen Artikeln, wurde zum Propagandisten und durch seine minutiöse Beobachtung zum Chronisten der Entwicklung. Nicht zuletzt darin besteht seine überzeitliche Bedeutung, die nicht jedem Journalisten  zuteil wird.

Das zeichnet Ilona Sármány-Parsons mit allem Detailreichtum nach, wobei sie die Biographie von Hevesi (der sich am 27. Februar 1910 in Wien aus nicht völlig geklärten Gründen das Leben nahm) mit der künstlerischen Entwicklung der Epoche verquickt. Aber es werden auch Grundsatzfragen des Journalismus angeschnitten  etwa über die damalige Macht des Feuilletons, und das nicht nur in der Monarchie, sondern auch in anderen  europäischen Metropolen.

Grundsätzlich verschränkt die Autorin Budapest und  Wien, analysiert die Kunstszenen. ihre Entwicklungen, ihre Probleme, ihre Skandale. Da spielen die von der Universität abgelehnten „Fakultätsbilder“ von Gustav Klimt, den Hevesi so schätzte, ihre besondere Rolle. Man könnte das Szenario der damaligen Kunstwelt kaum breiter ausdehnen, als es  hier geschieht.

Alle Bereiche finden die entsprechenden  Illustrationen mit vorwiegend farbigen Bildern, was gerade bei Büchern dieser Art besonders wichtig ist – Anschauungsmaterial erster Ordnung, wie man es jedem Werk über Kunst, die schließlich angesehen werden muss, nur wünschen kann.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken