Buchbesprechung:
DIE KUNST, SINGEND ZU TANZEN: Ein Lehrbuch über Künstlerschaft & Menschlichkeit
Die Bemühungen um Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen finden wir in allen Kulturen rund um die Welt, damals wie heute. Doch wenn heute unsere gängige Kommerzkultur gar nicht so glänzend sein dürfte, wie sie so perfekt beworben wird? Für viele Künstler ist es schon sehr schwierig, in diesem Getriebe und zwischen all diesen Verkaufsständen sich zu behaupten oder eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln. Und wenn ein sich um künstlerische Aussage Bemühender in eine kleine oder größere Krise gerät? Oder unter die Räder einer sozial falsch bewältigten Kulturpolitik?
Solche negativen Erfahrungen dürfte Susanne Amberg Schneeweis als junge Sängerin gemacht haben. Heute, als wissende reife Pädagogin in ihrem Wiener Studio für Stimmbildung + Sprecherziehung + Gesangs- und Körperschulung, legt sie mit ihrer neuen Publikation „Die Kunst, singend zu tanzen“ ein an Abwechslungen reiches (und dadurch auch kurzweiliges) Kompendium bezüglich Kunstausübung wie zur Lebensbewältigung vor. Vier Büchlein, gebunden aber ein durchaus gewichtiges Paket, welches den Singenden, den Tanzenden, manchem Neugierigen ‚Ein Weg zu Mitmenschlichkeit und Künstlerschaft‘ sein möchte. Und dazu über ‚Die Qualitäten des Lernens und Lehrens‘ zu reflektieren auffordert.
Die Autorin präsentiert sich als Glücksforscherin, erzählt mit Leidenschaft und Überzeugungskraft. Zwar gut geordnet, doch trotzdem kreuz und quer durch Psychen und Zeiten springend. Unzählige Zitate schwirren herum. Voltaire, J.W. Goethe, Isaac Newton, Heraklit melden sich kurz zu Wort. Viele, viele heutige oder historische Geistesgrößen mehr, mit mehr oder weniger ausführlich beschriebenen Gedankengängen. Über Theorie und Praxis, biodynamische Psychologie, Grundenergien, Atemtechnik, pädagogische Visionen, über Lust und Liebe wird abgehandelt. Auf die Echopunktmethode der Autorin wird hingewiesen. Vor allem auch im Brennpunkt: Menschlichkeit ist eine Kunst. Und das Bestmögliche für die Stimmerziehung? Das sollte hier schon richtig dargestellt sein.
Der Leser kann munter gestimmt die Seiten wechseln. Wird belehrt, wird immer wieder erinnert wie alles Künstlerische auf Menschlichkeit und Lebensweisheiten ausgerichtet sein sollte. Bunt und locker verpackt, zum Nachdenken auffordernd und auch die Hilfe zur Selbsthilfe ansprechend. „Singen macht glücklich“, singt Susanne Amberg Schneeweis lauthals heraus: Glücklich, glücklicher könnten wir werden. Möchte nicht sagen, dass Anna Netrebko jetzt hier zugreifen soll, doch jüngere und suchende Gesangesfreudige oder ältere Esoteriker werden Vergnügen und Abwechslung beim Lesen & Lernen haben.
Info: s.amberg.schneeweis@gmx.at sowie Verlag Fassbaender
Meinhard Rüdenauer