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DIE KELTEN IM WEINVIERTEL

14.06.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

buch kelten im weinviertel v~1

Ernst Lauermann
DIE KELTEN IM WEINVIERTEL
Von Kriegern, Heiligtümern und Druiden
132 Seiten, Edition Winkler-Hermaden, 2023   

Die Krieger auf dem Titelbild gehen gewiß nicht als „echt“ durch, zu heutig wirken die Herren unter ihren Helmen, auch sehen sie freundlicher aus, als man sich „Kelten“ vorstellt. Aber wie waren diese wirklich?

Sie waren jedenfalls in unserer Region (und nicht nur hier, sondern quer durch ganz Europa) zuerst da – vor den Römern, die uns immerhin viel hinterlassen haben und die Kelten an Popularität schlagen. Jedenfalls gibt es sie noch, sie sind keltischen Ursprungs die Rotschöpfe in Irland und Schottland, Wales und der Bretagne. und wenn man die Oper „Norma“ sieht, werden die berühmten Druiden, die keltischen Priester, lebendig.

Lebendig werden sie auch im Weinviertel, der Region nördlich von Wien, bei den „Keltenfesten“ – das Titelfoto des Buches stammt von einer solchen Veranstaltung. Die nicht nur dazu da sind, den Besuchern mit billigen Tricks das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern die ernsthaft Wissen über dieses Volk vermitteln wollen, das die Römer als „Gallier“ bekämpften und großteils besiegten.

Der Autor des Buches,  Ernst Lauermann, war lange Zeit Landesarchäologe des Landes Niederösterreich. Seine Tätigkeit im Urgeschichtemuseum in Asparn an der Zaya befasste sich vor allem mit dem Sichtbarmachen der Vergangenheit – und das versucht der Weinviertel-Fachmann (er hat schon mehrere Bücher über die Region und ihre Geheimnisse veröffentlicht) auch hier.

Allerdings gibt es eine kompakte historische Einführung über die Kelten, von denen schon der Geschichtsschreiber Herodot berichtete und die sich in vielen Stämmen, aber einer verbindenden Kultur,, quasi quer durch das Zentrum Europas zogen, vordringlich die Donau entlang, was sie auch in das Weinviertel brachte. Südlich lag dann das Römische Reich, von dem sie nach und nach erobert wurden, nördlich lebten die Germanen.

Man bringt die Kelten mit ihren größten Fundorten in Zusammenhang – dem Salzburgischen Hallstatt und dem Schweizerischen La Tene, wo man tausende Objekte aus Gold und Eisen, aus Bronze, Bein und Glas gefunden hat, darunter viele Waffen. Die Hallstatt-Kultur wird ab 800 vor Christus datiert, und da schriftliche Zeugnisse fehlen, müssen die Objekte, die reichlich in dem Buch abgebildet sind, Auskunft geben. Viele sind Kunstwerke, originell, reizvoll und prachtvoll ausgeschmückt. Viele Darstellungen auf Trinkgefäßen lassen übrigens den Schluß zu, dass die Kelten ein trinkfreudiges Volk waren…

Die Archäologen sind im Weinviertel in hohem Maße fündig geworden, nicht nur mit Objekten wie Münzen oder Töpferei-Erzeugnissen und vielem mehr. Man konnte auch etwa in Michelstetten ein Versammlungshaus aus Holz nachbauen und fand  in Rosendorf eine keltische Großsiedlung.

Das Buch schildert das, was man vom Leben der Kelten weiß, ihr Handwerk, die Kleidung, die Nahrung, das Münzwesen, außerdem – immer extrem wichtig – Begräbnisriten und –beigaben. Keine Siedlung ohne Heilige Stätten,  und schließlich geht es um die Druiden, die ja (nicht zuletzt durch Asterix…) extrem populär sind. Allerdings bezeichnet der Autor die keltische Götterwelt als verwirrend…

Die Kelten-Klischees, die am Ende auch behandelt werden, sollen mit den „Keltenfesten“ unterwandert und mit echter Information aufgefüllt werden, Alles in allem – ein  Buch mit viel Wissen, populär gehalten, viel schönes, informatives Bildmaterial, eine Einladung an Interessenten, sich im „keltischen“ Weinviertel umzusehen.

Renate Wagner

 

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