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DIE BEIDEN SCHÜTZEN (Lortzing)

25.05.2017 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

Lortzing

CD: DIE BEIDEN SCHÜTZEN (Lortzing) – Relief-Box mit 2 CDs

Ein entzückendes Werk in einer historischen Aufnahme von beachtlichem Niveau

Die erste abendfüllende Oper von Albert Lortzing wurde am 20. Februar 1837 in Leipzig uraufgeführt. Lortzing, der auch Sänger und Schauspieler war, hatte dabei die komische Rolle des Peter übernommen, was sicher auch zum Erfolg des Werkes beitrug. Später sollte der Name des Komponisten mit Opern wie „Zar und Zimmermann“ und vor allem „Der Wildschütz“ verbunden bleiben.

Die Handlung von „Die beiden Schützen“ ist einfach: Wegen einer Verwechslung der Tornister der beiden heimkehrenden Soldaten werden diese auch selbst verwechselt. Alles löst sich aber bald auf und die richtigen Paare finden in einem wunderbaren „Nacht“-Septett zusammen. Es klingen Mozart und früher Beethoven, aber auch bereits typische Lortzing-Wendungen an. Diese Spieloper verlangt neben anspruchsvollem Gesang auch gut gesprochene Dialoge, was besonders in dieser historischen Aufnahme von 1951 besonders hervorzuheben ist. Da alle Ausführenden original deutschsprachig sind und die hohe Kunst der prägnanten deutschen Artikulation beim Singen beherrschen, hätte es eigentlich fast nicht des Librettos-Booklets bedurft. Da ist jedes gesungene Wort ohne weiteres zu verstehen, ohne dass die Gesangslinie darunter leiden müsste. Das der Box mit 2 CDs beigelegte Libretto entspricht dem aktuell gesungenen Text.

Die Aufnahme, die vom Rundfunk der DDR vom 5.-8. Juni 1951 produziert wurde, ist von RELIEF hervorragend technisch aufgefrischt worden, ohne dem Originalbild durch übertriebene technische Tricks Gewalt anzutun. Das war offenbar auch gar nicht nötig, denn die Stimmen sind gut vor dem Mikrophon platziert, das Mitteldeutsche Rundfunkorchester unter Leitung von Herbert Haarth klingt vollmundig und transparent. Das Dirigat von Herbert Haarth gibt dem entzückenden Werk sowohl den Lustspielton als auch die früh-romantische Stimmung. Haarth dirigiert souverän, ohne die Sänger zu drängen: alles hat seinen natürlichen Fluss.

Von den Sängern ist vor allem der Tenor Gert Lutze als Gustav Busch zu nennen, der in der DDR hauptsächlich als Bach-Sänger in Aufnahmen unter dem legendären Günter Ramin zu hören ist. Eine lyrische Stimme mit angenehmer Mittellage und nicht immer ganz freier Höhe. Als seine Partnerin ist die lyrische Soubrette Ursula Richter (nicht zu verwechseln mit Traute Richter) zu hören, die durch ihr frisches, helles Timbre aufhorchen lässt. Beim zweiten Paar ist der angenehme Bariton Theodor Horand als Wilhelm besetzt, der seine Auftrittsarie „Da, wo schöne Mädchen wohnen“ charmant und draufgängerisch singt, etwa an die Arie „Heiterkeit und Fröhlichkeit“ des Grafen aus dem „Wildschütz“ erinnernd. Ursula Engert ist sein entzückendes Sus’chen. Hans Krämer singt mit leichtem Bass den Vater Busch, Johannes Oettel mit dunklerem Bass den Amtmann Wall, Vater des Wilhelm. Der Charaktertenor Hanns Fleischer lässt sich nicht zu einer Karikatur des etwas seltsamen Peter herab. Edla Moskalenko (Alt) als Jungfer Lieblich, Heinz Ramacher (Bass) als Schwarzbart, Reinhard Kilbel als Soldat und der verstärkte Chor des MDR ergänzen das ausgewogene Ensemble. So wird das Anhören dieser Aufnahme zum reinen Vergnügen. – Unter den fünf Bonustracks ist das aufgefundene Duett Gretchen/Baculus mit Ursula Richter und Heinrich Pflanzl aus dem „Wildschütz“ und in einer frühen Aufnahme aus dem Jahre 1951 Rudolf Schock in einer Arie aus der Oper „Casanova“ (wohlgemerkt von Lortzing) zu hören.

John H. Mueller

 

 

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