Friedrich Ploiner
DER WAGRAM IN ALTEN ANSICHTEN:
VON ABSDORF BIS ZAUSSENBERG
132 Seiten, Querformat, Edition Winkler-Hermaden; 2023
Damit es nicht vergessen wird
Wer gerne anhand von alten Fotos in die Vergangenheit ausschwärmt, kann dies mit einem neuen Buch für den Wagram tun. Für diesen Landstrich Niederösterreichs, im südlichen Weinviertel gelegen, kann man glücklicherweise auf alte „Korrespondenzkarten“ zurückgreifen, die heute kostbares historisches Material darstellen,. Und es wird auch viel dazu erzählt: Autor Friedrich Ploiner ist Heimatforscher und steht der „Region Wagram“ vor, die sich zusammen geschlossen hat, um Kultur und Tourismus zu fördern. Er hat in alten Chroniken und Aufzeichnungen geblättert, um Geschichten und Wissenswertes hervorzuholen, was vergessen gewesen sein mag.
Die Region teilt sich in neun Gemeinden mit insgesamt 52 Katastralgemeinden, und „von Absdorf bis Zaussenberg“ ist da vertreten, was es an Orten gibt. Absdorf, Fels am Wagram, Grafenwörth, Großriedenthal, Kirchberg am Wagram, Königsbrunn am Wagram, Stetteldorf am Wagram und schließlich als südliche Begrenzung Tulln an der Donau sind die Marktgemeinden, die wiederum in Ortschaften gegliedert sind und durch die man mit Bild und Text schlendern kann.
Da wird man daran erinnert, dass in kleinen Orten wohl auch einmal ein Pranger stand. Wer wüsste heute noch zu sagen, was ein „Milch Casino“ war? Von 1911 bis 1974 immerhin gab es diese Besonderheit in Grafenwörth. Von Ortsteilen, die seither verschwunden sind, erfährt man ebenso wie von Kirchturmuhren. Ja, und es ist es eine Weinregion – mancherorts gab es mehr Wein als Wasser. Und ist es nicht eine wunderschöne Kleinigkeit zu wissen, dass dort, wo einst in Kirchberg ein Bürgerspital stand, Ludwig van Beethoven 1826 auf der Durchreise ein Frühstück einnahm? Geschichte besteht nicht nur aus monumentalen Ereignissen…
Nicht nur durch die Napoleon-Schlacht ist die Region immer wieder mit den Habsburgern verbunden – nach der Schlacht von Königgrätz wurde etwa Großweikersdorf geplündert. Für Kaiser ´Franz Joseph stellte man in Kirchberg am Wagram eine Büste ein auf ein Podest. Und Tulln beispielsweise war gar eine kaiserliche Garnisonsstadt.
Am Anfang steht das Lob und am Ende sei es noch einmal erwähnt – das Hohelied der an sich so schlichten „Ansichtskarte“, die aus der Distanz so wichtig wird. Grüße wurden aus verschiedensten Gründen versendet, da waren im Krieg Soldaten abgebildet und zu Ostern Ostereier und fröhliche Kinder. Aber oft wollte man einfach auch zeigen, wo man war – und das ergibt dann die Ansichten von kleinen Städten, Straßenzügen, Häuserzeilen, größeren Bahnhöfen, aber auch einem kleinen Bahnwärterhäuschen, Kirchen und Plätzen, Denkmälern, Wirtshäusern, historischen Sommerfrischen-Hütten am Wasser , Fähren, Uferpromenaden (denn die Donau ist nie weit), auch Industrieanlagen und natürlich immer wieder Schlössern, die sich in die Landschaft eingefügt finden.
Ein Paradies für alle, die zu schauen verstehen. Eine Vergangenheit, die nicht vergessen und verloren ist, solange sich Bilder und Menschen an sie erinnern.
Renate Wagner