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Der Fall Martin Schläpfer: Zensur im Opernhaus

Der Fall Martin Schläpfer: Zensur im Opernhaus

Gilt für Tourismus wie für Kultur: Die Werbung der Stadt Wien ist perfekt! Deren raffiniertes Marketing hält die Tradition hoch. Doch von faszinierenden künstlerisch führenden Köpfen, von geistigen Visionen ist in diesen Tagen in der Stadt …. ? Der Reihe nach erleben wir Fehlbesetzungen auf den Kreativ-Positionen: Burgtheater-Chef Martin Kusej muss nach Ablauf seines Vertrages seinen Posten widerwillig abgeben. Ein rascher Auslauf: Im Volkstheater vertrieb Kai Voges das Stammpublikum, beherrschte ein halb leer gefegtes Haus, wurde deshalb zum wendigen Veranstalter auf poppige Art und verabschiedet sich nun wieder. Ebenfalls ein flottes, dabei kaum registriertes Adieu: Die verabschiedete Leitung der Kunsthalle im Museumsquartier vegetierte ohne Besucherzuspruch. Nur Probleme gab es bei den Wiener Festwochen mit ihren Kurzzeit-Intendanten ohne Fortune. Chefdirigent Philippe Jordan der Staatsoper wendet sich mit Ablauf seines Vertrages von den modischen Inszenierungen im Haus ab, welche er offensichtlich so gar nicht schätzt. Auch der Chefdirigent der Volksoper hat rasch einen für ihn günstigeren Job in Deutschland gefunden. Wohl auch – der Posten der Leitung der Volksoper ab 2027 ist ausgeschrieben worden. Einiges und nicht wenig dergleichen mehr nur zur geistigen Krise.

Als reifer Senior und hierzulande unbekannter Choreograph wurde der Staatsballett-Oberste Martin Schläpfer nach Wien engagiert. Und bei seiner Übernahme des Ensembles wurden die von seinem so besonders erfolgreichen Vorgängers Manuel Legris aufgebauten jungen Tänzer aus Wiener Eigenbau wie beliebte Solisten aus der Stadt vertrieben. Er muss nun ebenfalls nach Ablauf seines Vertrages abtauchen. Und er hat zu seinem Abschied die Zensur eingeführt: Positiv denkende Kritiker, welche auf die Probleme eingehen, die auf gewisse Unfähigkeit im Betrieb, in der Personalpolitik wie in der Programmierung aufmerksam machen, dürfen keine Pressekarten bekommen. Sollte nicht so ein Problem sein. Doch der Schweizer ist auch kein Mann offener Kommunikation. Keine Antworten, falsche Vorwürfe, versteckt hinter Grübeleien. Von nicht wenigen der Ensemblemitglieder wird er, vor allem nach zehn Jahre Glanzzeit unter Legris, nicht übermäßig geschätzt.

Schläpfers Psycho-Hygiene: Aus dem Rheinland von kleinen Kompanien überraschend an die Donau geholt, erwartete er wohl an einem großen Haus nun als bedeutender Choreograph gefeiert zu werden. Doch seine Kreationen gehören nicht in dieselbe Liga wie die eines John Neumeier, eines Jiri Kylian. Zu gleichförmig, zu manieriert wirkt seine bis zum kommenden Wiener Abschied durchgezogene ‚Ballett ohne Ballettmusik’-Folge an Tanzschöpfungen. Und die von ihm geforderten, vom Wiener Publikum ersehnten Handlungsballette konnte er nicht abliefern. Sein Eingriff in die Dramaturgie von Tschaikowskis „Dornröschen“-Zauber ist zu einem echten Tiefpunkt geworden. Jedenfalls anstatt auf verbindende Kommunikation auf Zensur unter falschem Vorwand zu setzen, muss schon bezüglich Meinungsfreiheit im Opernhaus als höchst bedenklich anzusehen sein.

Der Opern-Oberste hält sich bedeckt. Nach dem beigelegten Konflikt zum kommenden Abgang von Jordan scheint man froh zu sein, dass Schläpfer nach Ablauf seines Vertrages sich still und lautlos entfernt. Nichts Negatives an die Öffentlichkeit. Nicht anzunehmen, dass Schläpfers Arbeiten hier weiter zu sehen sein werden. So hatte Schläpfer keine beliebte Produktion seines so erfolgreichen Vorgängers Manuel Legris übernommen. Ganz so lieblos sind ebenfalls die früheren Staatsopern-Ballettchefs wie Renato Zanella oder Gyula Harangozó von ihren jeweiligen Nachfolgern abgetan worden …..

Meinhard Rüdenauer

 

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