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DANIEL BEHLE SINGT RARITÄTEN aus SCHUBERTS OPERNSCHAFFEN

03.06.2017 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

0889854072124

DANIEL BEHLE SINGT RARITÄTEN aus SCHUBERTS OPERNSCHAFFEN dhm CD L‘Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg – 3 Weltersteinspielungen

„Was belebt die schöne Welt? Liebe nur verschafft ihr Leben, nur der Liebe Strahlen geben helles Licht dem Schattenfeld“ Aus „Die Zauberharfe“, Arie des Palmerin

Wie aufregend war doch die Premiere von Fierrabras der Wiener Staatsoper 1988 im Theater an der Wien unter dem beherzten Dirigat von Claudio Abbado. Ich denke, nicht nur ich verfiel damals in einen Schuberttaumel sondergleichen, auch wegen der beeindruckenden Besetzung und der gelungenen Regie von Ruth Berghaus. Später hat Nikolaus Harnoncourt am Theater an der Wien mit Alfonso und Estrella noch sein Glück versucht. Trotz dieser hochgelungenen Solitäre ist Schubert bis heute kein Renner auf der Bühne geworden, auch in seiner Heimatstadt nicht. An der (mangelnden) Qualität der Musik liegt es sicher nicht.

Umso erfreulicher und wichtiger ist die Initiative des großartigen tenore lirico Daniel Behle, auf CD nicht nur dem Ohr Vertrautes wie Ausschnitte aus „Lazarus“, „Alfonso und Estrella“ oder „Fierrabras“ vorzustellen, sondern auch echte Raritäten in sein Programm aufzunehmen. Wer hat schon jemals etwas von bzw. aus dem Singspiel „Claudine von Villa Bella“, dem Singspielfragment „Adrast“ , dem Singspiel „Die Freunde von Salmanca“ oder der Opéra comique „Das Zauberglöckchen“ gehört? Den Anfang des Albums macht das Zauberspiel „Die Zauberharfe“ mit einer großen Ouvertüre. Die Konzertfassung der Arie des Palmerin trägt schon alle frühromantischen Wesenszüge dieses Wiener Anti-Rossini in sich. Keine virtuosen Arien hat Schubert komponiert, sondern Romanzen und Arien, die sich aus der szenischen Aktion dramatisch ableiten und vor allem sehnsüchtig-schwärmerisch bis träumerisch-ekstatisch die zerrissenen Gefühlswelten der „Helden“ mit raffiniert-originellen musikalischen Mitteln imaginieren.

Daniel Behle, den ich zuletzt 2012 in der Lustigen Witwe als Camille de Rossillon im Palais Garnier in Paris gehört habe, ist wie einst Fritz Wunderlich ein idealer Interpret für Schubert. Sein schöner lyrischer Tenor trägt einen heldischen Kern in sich, ohne irgendwie auf Flexibilität oder Differenzierungsvermögen verzichten zu müssen. Ganz folgerichtig, dass Behle in diesem Sommer als David in die „Meistersinger von Nürnberg“ sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen geben wird. Ganz besonders beeindruckend vermag Behle den deklamatorischen Charakter der Arien zu unterstreichen und gleichzeitig die schönsten Legatobögen zu spinnen. Wortdeutlichkeit, dynamische Abschattierung, Piani, eine bombensichere Höhe sind alles Atouts, die aus der vorliegenden CD ein pures Hörvergnügen machen.

Die 1996 gegründete Originalklangformation „L‘Orfeo Barockorchester“ unter der zupackenden musikalischen Leitung der Oberösterreicherin Michi Gaigg kann in Ouvertüren zu „Die Zauberharfe“ und „Alfonso und Estrella“ zeigen, dass es keinen Vergleich mit anderen solchen Spitzenensembles scheuen braucht. Realistischerweise wird auch diese CD keine Schubert-Renaissance einleiten, der Musikfreund kann sich aber an drei Weltersteinspielungen und jeder Menge erstklassig gesungenen frühromantischen Gesangsjuwelen erfreuen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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