Christine Siebert:
PARIS UND DAS KINO
DIE SEELE EINER STADT IN CINEASTISCHEN SPAZIERGÄNGEN
224 Seiten,Henschel Verlag , 2022
Paris und das Kino – da fällt dem Filmfreund auf Anhieb jede Menge ein. Der Glöckner von Notre Dame. Ein Amerikaner in Paris. Die Liebenden von Pont Neuf. Und wie Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo in „Außer Atem“ durch die Straßen der Stadt zogen … Und natürlich „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Und Woody Allens „Midnight in Paris“, wo er seinen Helden per Zeitreise in die berühmten Zwanziger Jahre mit all ihren Literaten, Malern und anderen verrückten Künstlern zurück versetzte, war doch besonders schön. Und wenn Jean Gabin hier Mörder jagte und Alain Delon vielleicht der Böse war? Reines Entzücken in der Erinnerung.
Und es gibt noch viel mehr, woran man sich erinnert, wenn man ein Buch zur Hand nimmt, das in „cineastischen Spaziergängen“ die Seele der Stadt sucht und vielfach findet. Da erinnert man sich wieder dankbar, was René Clair oder Jean Renoir, Claude Lelouche, Claude Sautet und der große Truffault zum Bild von Paris, unsterblich gemacht auf der Leinwand, beizutragen hatten.
Autorin Christine Siebert, die als freie Journalistin in Paris lebt und auch Filmkritiken schreibt, lädt zu Spaziergängen ein, die zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt führen – dem Eiffelturm und dem Arc de Triomphe, dem Place Pigalle und dem Sacre Coer, zu Notre Dame und dem Pantheon, auch auf den legendären Friedhof Père Lachaise und noch … geradezu überall hin. Kaum ein Eckchen von Paris, das die Filmemacher ausgelassen haben. Übrigens – ein Stadtplan am Vorsatz mit den eingezeichneten Sehenswürdigkeiten macht es leicht, das Buch „nach zu gehen“, nach den 21 Routen, die in den einzelnen Kapiteln vorgegeben sind.
Dabei erzählt die Autorin in Ich-Form, was sie entdeckt, was sie weiß, was sie von Leuten, mit denen sie in Sachen Kino ins Gespräch kommt, so erfährt. Welche Ecke von damals es noch gibt und welche nicht mehr. Ja, und die „Hallen“ in Billy Wilders „Irma la Douce“ waren nicht echt, die hat er in Hollywood nachgebaut. Und der hinreißende „Moulin Rouge“-Film von Baz Luhrmann entstand in australischen Studios. Ernüchternd? Trotzdem leben auch sie von dem unvergänglichen Flair von Paris.
Es sprudeln Filme und es sprudeln Starnamen auf den Leser zu und erinnern auch den Cineasten daran, wie viel man offenbar nicht weiß. Am Ende bleibt die feste Absicht, mit diesem Buch in der Tasche nächstens in Paris die eine oder andere „Film-Ecke“ aufzusuchen. Und vor dem Moulin Rouge an „French Can Can“ und den wunderbaren Jean Gabin zu denken…
Renate Wagner