Chemnitz: „FEUERWERK“ – 22. 12.2012
Mit seinem „Feuerwerk“ schuf Paul Burkhard eine der zauberhaftesten musikalischen Komödien des vergangenen Jahrhunderts. Man könnte es auch als ein einziges geglücktes Chanson bezeichnen, denn in der Beherrschung dieser Kunstgattung erweist sich der Schweizer als Meister besonderen Formats. Bei der Überarbeitung seines ursprünglich als „Schwarzer Hecht“ betitelten Opus‘ standen ihm mit Eric Charell und Jürg Amstein zwei ausgewiesene Könner der heiteren Muse zur Seite, die mit feinem, nie vordergründigem Humor ihre Pfeile auf die zur spießbürgerlichen Versorgungsgemeinschaft verkommene Institution Familie abschossen.
In Koproduktion mit dem Mainfrankentheater Würzburg gelangte dieses „Feuerwerk“, inszeniert von Karl Absenger, nunmehr zum dritten Mal an die Chemnitzer Oper, wo man so klug war, dafür die Hinterbühne zu wählen, deren begrenzte Ausmaße den rechten Rahmen für den intimen Charakter des Stückes gewährleisten. Karin Fritz nutzte diese räumlichen Gegebenheiten geschickt, das von stereotyp anmutenden Wohlstand kündende Anwesen der Oberholzers ins rechte Bild zu rücken, wobei eine dezent ironische Brechung den Reiz einer solchen Lösung noch optimiert hätte. Bei Bedarf können die Wände dieses Anwesens zur Seite gerückt werden, um den erforderlichen Platz für die zirzensischen Darbietungen zu schaffen. Die gediegenen Kostüme (lediglich für Iduna könnte ich mir einen attraktiveren Entwurf vorstellen) sind Götz Lanzelot Fischer zu verdanken.
Wie schon bei seinen vorangegangenen Inszenierungen, mangelte es Karl Absenger auch diesmal am rechten Zugriff auf den spezifischen Charakter eines Werkes der heiteren Muse. Da schleppte sich eingangs etliches recht betulich dahin, taten sich vermeidbare „Löcher“ auf, muteten mich die Darsteller auf sich allein gestellt an; ein Mangel, den auch die beiden Protagonisten Iduna und Obolski kaum beheben konnten. Gerechterweise sollte man freilich berücksichtigen, dass Johanna Stojkovic, die Darstellerin der Iduna, auf dem Weg zur Vorstellung einen bösen Sturz erlitten hatte, der ihren Aktionsradius gewiss einschränkte. Immerhin bewältigte sie die ihr anvertrauten Chansons zur vollsten Zufriedenheit. Für den Obolski hatte man den Entertainer Michael Schanze gewonnen, der dem „Enfant terrible“ der Familie nur wenige Farben abgewann und mit seinem eher teddybärhaften Charme dem Frauenhelden kaum Profil verlieh. Die beteiligten Artisten (Mitglieder des Chemnitzer Sportensembles) und der Pantomime Hilmar Messenbrink gaben zweifellos ihr Bestes. Freilich wäre weiterhin zu berücksichtigen, dass an diesem Nachmittag drei Solistinnen der Würzburger Inszenierung in Chemnitz zu erleben waren, die sich immerhin erst mit den ungewohnten Bühnenverhältnissen vertraut machen mussten. Von ihnen imponierte vor allem die burschikose Köchin der Anke Endres.
Die Möglichkeiten des Spielortes ins Kalkül ziehend, bekannten sich die Verantwortlichen zu der ursprünglichen Fassung für zwei Klaviere. Dafür standen mit Tom Bitterlich und Jeffrey Goldberg zwei bestens aufgelegte, die Reize der Komposition virtuos auskostenden Pianisten zur Verfügung, wie denn auch Anja Bihlmaier (Musikalische Leitung) alles daran setzte, der Vorstellung wenigstens musikalisch zum Erfolg zu verhelfen.
Joachim Weise