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CHARLES GOUNOD: SAINT FRANCOIS D’ASSISE, LISZT: LÉGENDE DE SAINTE CÉCILE, naïve CD

Weltersteinspielung live Juni 2016 aus der Philharmonie de Paris mit dem Orchestre de Chambre de Paris

02.05.2018 | Allgemein, cd

CHARLES GOUNOD: SAINT FRANCOIS D’ASSISE, LISZT: LÉGENDE DE SAINTE CÉCILE,  naïve CD

Weltersteinspielung live Juni 2016 aus der Philharmonie de Paris mit dem Orchestre de Chambre de Paris

 Dass es jetzt noch auf Tonträger ein bislang weitgehend verborgenes geistliches Werk von Charles Gounod zu heben gab, ist der das Originalmanuskript  hütenden Congrégation des Soeurs de la Charité de saint Louis (den entscheidenden Hinweis gab Schwester Nicole Jégo) und dem Festival d’Auvers-sur-Oise zu verdanken. Die CD erscheint gerade rechtzeitig vor dem 200. Geburtstag (17. Juni) des französischen Romantikers.

Das Orchestermaterial musste erst mühsam erarbeitet werden, der Komponist Raymond Alessandrini bot dazu seine helfende Hand. Die erste Aufführung des als musikalisches Testament des berühmten Opernkomponisten gesehenen späten Werks – es entstand zwei Jahre vor seinem Tod –  fand 1996  statt. 20 Jahre später wurde es nun mit den engagierten Kräften des Orchestre de Chambre de Paris, dem exzellenten Kammerchor Accentus, den erstklassigen Solisten Stanislas  de Barbeyrac (Tenor), Florian Sempey (Bariton) unter der musikalischen Leitung von Laurence Equilbey aufgenommen. Das knappe 23 Minuten dauernde Werk beschreibt in zwei Tableaus das Ende des heiligen Franz von Assisi mit Zitaten aus dem 42. Psalm.

Als Füller zu Gounods kurzer „Hymne à Saint Cécile“  (Violinsolo Deborah Nemtanu), die an die Meditation aus der Oper „Thaïs“ erinnert, ist auf der CD die wenig bekannte „Légende de sainte Cécile“ von Franz Liszt mit der Mezzosopranistin Karine Deshayes zu hören.

Nun man kann die Einfachheit dieser Eingebungen Gounods, den betont ohrenschmeichelnden Duktus als bewusste Entscheidung oder aber als Mangel an origineller Inspiration sehen. Auffallend sind jedenfalls die schwebend impressionistischen Züge des Werks, die Gabriel Fauré ankündigen. Die Aufnahme ist trotz leider bestenfalls mediokrer Aufnahmequalität überwiegend wegen der exzeptionellen Stimme des Stanislas de Barbearc zu empfehlen.

Die CD ist rein ökonomisch mit 40 Minuten Spieldauer eigentlich eine Zumutung für den Konsumenten. Warum die im selben Konzert ebenfalls gespielte letzte sinfonische Dichtung von Franz Liszt „Von der Wiege bis zum Grabe“ hier nicht mit angeboten wurde, weiß der Himmel. Daher überwiegend für Spezialisten und extrem Erkundungsgbegierige tauglich.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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