CD „YOUNG & FOOLISH“ – Musik von MOZART und C.P.E. BACH
Klingende Reliefs der Seele in arios pointierter Theatralik
„Er ist der Vater; wir sind die Bub’n. Wer von uns was Rechtes kann, hat das von ihm gelernt. Mit dem, was er macht, kommen wir jetzt nicht mehr aus: Aber wie er’s macht, da steht ihm keiner nach.“ Mozart über C.P.E. Bach, überliefert vom Komponisten und Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz
Veröffentlichung: 21.6.
Das Programm des Albums startet mit der harmonisch kecken und atmosphärisch übermütigen dreisätzigen Hamburger Sinfonie Wq 183/1 von C.P.E. Bach. Was in dieser „Sturm und Drang“-Verrücktheit zwei Flöten, zwei Oboen, Fagott, zwei Hörner, Streicher und Basso continuo in spielerischem Übermut alles anstellen können, macht das faszinierende Geheimnis dieses entzückenden „Gattungsbabys“ aus. Wenn schon der erste Satz mit einem renitenten „D“ beginnt und die Streicher hektisch durcheinander rasen, dann ist das der richtige Stoff für das auf energetische Bravour getrimmte französische Ensemble Café Zimmermann unter der temperamentvollen Leitung von Pablo Valetti, das die sich steigernden Exzentrizitäten dieser Wunderpartitur zuerst mit Oboe und dann mit Flöte ironisch kommentiert. Ein brummiges Largo leitet über zum humorvoll arpeggierten Presto-Kehraus.
Im anschließenden Doppelkonzert für Cembalo und Hammerklavier in Es-Dur Wq. 47 aus dem Jahr 1788 dieses berühmtesten Bach-Sohns geben sich Céline Frisch am Cembalo und Alexander Melnikov am Fortepiano (gebaut von Christoph Kern, Staufen in Breisgau, 2007, nach einem Anton Walter, Wien 1795) ein musikalisch delikates Stelldichein, in das sich das Orchester bevorzugt mit Violine, Flöte und Naturhörner mischt. Und es wäre nicht C.P.E. Bach, wenn mit ihm nicht auch in diesem kecken und mit unerwarteten Wendungen überraschenden Konzert der Schalk durchginge.
Zeitgenossen und doch so unterschiedlich. Des 16-jährigen Mozarts „Divertimento“ in F-Dur, KV 138, zwischen seiner zweiten und dritten Italienreise in Salzburg entstanden, ist der Form nach eine dreisätziger italienische Sinfonia, wie sie bevorzugt für Opern-Ouvertüren zum Einsatz kamen. Mozart lässt in bester Piccini-Manier (das Dreiklangsthema im Allegro war von einer Arie aus dessen Oper „Giulio Cesare“ inspiriert, die Mozart aus Mannheim kannte) aufspielen und lässt die Geigen im Andante schmelzreich singen, dass es eine wahre Freude ist. Unterhaltung pur.
Mozarts Klavierkonzert in G-Dur KV 453, dieses siebzehnte (1784) für seine Schülerin Barbara Ployer geschrieben, wird von Alexander Melnikov auf einem Fortepiano gespielt. Hat man sich erst einmal an den farbig subtileren, aber weniger voluminösen Klang des Instruments gewöhnt, dann steht einem hingebungsvollen Genuss dieser atmosphärisch so abwechslungsreichen Musik wie im Sturm dahinziehender Wolken am Himmel nichts mehr im Wege.
Ein Album toll interpretierter Musik: Glückshormonauslöser pur.
Dr. Ingobert Waltenberger