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CD W. A. MOZART: REQUIEM – FAZIL SAY: MOZART & MEVLANA; Warner

25.09.2025 | Allgemein, cd

CD W. A. MOZART: REQUIEM – FAZIL SAY: MOZART & MEVLANA; Warner

Brücke zwischen Ost und West, in den Soli brillieren Fatma Said, Marianne Crebassa und Pene Pati

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Man könnte sagen: Schon wieder ein Mozart Requiem auf Tonträgern, nachdem erst vor nicht allzu langer Zeit Raphaël Pichon mit seinem Vokal- und Instrumentalensemble Pygmalion basierend auf einer Produktion des Regisseurs Romeo Castellucci und unter Einbeziehung älterer geistlicher Werke Mozarts (Canon a 4 KV 228 „Ach, zu kurz ist unsers Lebens Lauf“; Miserere mei KV 90 – ursprünglich ein Kyrie d-moll -; Ne pulvis et cinis KV Anh. 122 aus der Bühnenmusik „Thamos“ KV 345; Quis te comprehendat KV Anh. 110; Kirchenlied „O Gottes Lamm“ KV 343 Nr. 1; Solfeggio F-Dur KV 393 Nr. 2 für Sopran & Orchester) Mozarts Totenmesse in einen interessanten Kontext gestellt hatte. Man kann aber mit Fug und Recht, vor allem die Melomanen unter uns, aufseufzen: Endlich gibt es wieder eine auch von den Solisten (Fatma Said, Marianne Crebassa, Pene Pati und mit kleinen Abstrichen Alexandros Stavrakakis) her höchst luxuriöse und zugleich allen Finessen der historischen Aufführungspraxis in audiophiler Weise genügende Einspielung des Mozart Requiems.

Letzteres, obwohl das Luzerner Sinfonieorchester auf modernen Instrumenten spielt, aber von Bogenstrich, Artikulation und Ausdrucksintensität her erkenntnisreich historische Forschungen in eine höchst lebendige Interpretation einfließen lässt. Dirigent Michael Sanderling setzt wie vor ihm Raphaël Pichon auf die von Franz Xaver Süssmayer komplettierte Fassung. Mozarts „Requiem“ wird auf dem vorliegenden Album um Fazil Says im Auftrag des Luzerner Orchesters entstandene Komposition „Mozart & Mevlana“ ergänzt.

Der türkische Pianist und Komponist amalgamiert in „Mozart & Mevlana“ – und das ebenfalls für Soli, Chor und Orchester – vor allem von Händels „Messias“ hergeleitete Themen aus Mozarts Requiem (Requiem aeternam, Kyrie) mit musikalischen und textlichen Herleitungen aus den Traditionen des Orients. Als da wären die in türkischer Sprache erklingende Lyrik des persischen Sufi-Mystiker Rumi=Mevlana („Komm wieder“, „Die sieben Ratschläge“) sowie die türkischen Volksinstrumente Ney-Querflöte und die Doppeltrommel Kudüm (sie besteht „aus zwei Trommeln unterschiedlicher Größe, die durch einen Streifen Tierhaut miteinander verbunden sind. Die größere Trommel, „Orta“, erzeugt tiefe Klänge, während die kleinere Trommel, „Zil“, höhere Töne produziert. Die Trommeln sind in der Regel aus Holz gefertigt.“)

 Fazil Say sieht sein Werk als versöhnende Geste von Orient und Okzident, als einen Beitrag zum Frieden in der Welt. Ob das Ergebnis mit dem hehren Ansinnen konform geht, liegt dann wohl im Ohr des Betrachters. Auf jeden Fall ist das Album wegen der musikalischen Exzellenz und Erfahrung Michael Sanderlings, des im besten Sinne professionellen, klangschönen Rundfunkchors Berlin sowie der stilistischen Treffsicherheit des Luzerner Sinfonieorchesters hörenswert. Ich finde die klangliche Kontrastierung/geografische und kulturelle Zeitreise im Requiem mal Fazil Says „Mozart & Mevlana“ im Sinne eines weiter gedachten Diskussionsansatzes gelungen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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